Schleswig-Holstein

Trotz Bagger: Reetdachhaus in Wyk kann nicht gerettet werden

Trotz Bagger: Reetdachhaus in Wyk kann nicht gerettet werden

Trotz Bagger: Reetdachhaus in Wyk kann nicht gerettet werden

Jörg Brökel
Flensburg/Flensborg
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Mit zwei B- und sechs C-Rohren versuchen die Feuerwehren den Brand in den Griff zu bekommen. Foto: Jörg Brökel

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Beißender Qualm zieht am Samstagabend durch den Südwesten von Wyk. Ein brennendes Reetdach nahe der Nordsee qualmt es heftig. 55 Feuerwehrleute können bei dem Brand eines Doppelhauses direkt am Meer nur noch die Nachbarhäuser schützen. Das...

Mit einem Bagger reißt die Feuerwehr auf Föhr Teile des zu Nordsee gelegenen Daches des brennenden Hauses herunter. Von der ausgefahrenen Drehleiter aus versuchen die Männer und Frauen den Brand von oben zu bekämpfen. Es sind dramatische Minuten am Samstagabend im Südwesten von Wyk. Der Rauch zieht in großen Schwaden durch die Strandstraße Richtung ehemaliges AOK-Areal.

Feuerwehr Wrixum musste nachalarmiert werden

Ein Strandspaziergänger hatte kurz nach zehn am Abend die Feuerwehr alarmiert. Es brennt ein reetgedecktes Doppelhaus am Ginsterweg, Ecke Strandstraße. Schnell wird den Einsatzleitern klar, dass es weitere Kräfte braucht. Die Feuerwehr in Wrixum wird nachalarmiert. „Wir haben zunächst versucht mit einem Team unter Atemschutz den Brand von innen zu bekämpfen“, sagt der Wyker Wehrführer Jörg Carstensen in der Nacht. Doch aufgrund von Hitze und Qualm habe man diesen Versuch aufgeben müssen.

Schnell steht an dem Abend fest, dass Teile des Daches mit einem Bagger abgeräumt werden müssen, um das Feuer, das vermutlich im Obergeschoss entstanden ist, von der Drehleiter aus mit Wasser zu bekämpfen. „Schnell war auch klar, dass es nur noch darum gehen konnte, die Nachbarhäuser zu schützen“, sagt Carstensen, „Wir hatten großes Glück, dass es so windstill war am Abend. Sonst hätte es noch ganz anders ausgehen können“.

Ein Bagger trägt das schwelende Reetdach ab. Rauchentwicklung immens

Auch Hauke Brett, Amtswehrführer für Föhr und Amrum, ist am Abend vor Ort. „Früher sind Reetdächer mit Kokosseilen zusammengehalten worden“, erklärt er. Dann sei die brennenden Dächer einfach abgerutscht. Doch seitdem Draht zum Bündeln des Reets verwendet wird, bliebe das brennende Reet verankert auf dem Hausdach. Deswegen müsse man mit dem Bagger arbeiten und das Dach abtragen.

Nach rund einer Stunde hatte die 55 Feuerwehrleute von vier Insel-Wehren den Brand unter Kontrolle. Menschen wurden bei dem Feuer laut Feuerwehr nicht verletzt. Die beiden Hälften des 1984 erbauten Reetdachhauses waren unbewohnt, als das Feuer ausbrach.

Durch den großen Wassereinsatz und die dadurch verbundenen erheblichen Druck-Schwankungen im Wassernetz brach während des Einsatzes eine Leitung im Hasenkamp in Wyk und unterspült die Straße. Durch den Wasserrohrbruch wurde ein Teil der Straße unterspült und sackte ab, wodurch sich ein Loch in der Fahrbahn und dem Bürgersteig bildete.

Auch der Tankversorger der Feuerwehr gab zwischendurch seinen Geist auf. „Vermutlich ein Schaden der Wasserpumpe“, mutmaßte Jörg Carstensen.

Sachschaden liegt bei 600.000 Euro

Bis halb drei Morgens holt der Bagger Glutnester von dem ehemaligen Reetdach. Der Blick auf die Räume im Obergeschoss ist jetzt fast überall frei. Auch wenn sie das Haus nicht retten konnten, zeigte sich Wyks Wehrführer Jörg Carstensen nach dem Einsatz am Sonntagmorgen zufrieden. „Unsere Leute haben gute Arbeit geleistet.“ Am Vormittag wurde ein Ausbildungs-Atemschutztrupp von Amrum in dem immer noch rauchenden Obergeschoss zur Nachkontrolle eingesetzt.

Die Brandursache war am Sonntag unbekannt. Die Kriminalpolizei ermittelt jetzt. Den Sachschaden schätzen Experten auf rund 600.000 Euro. Teile des rund 40 Jahre alten Hauses werden durch eine Agentur auf Föhr an Gäste vermietet. Eine Wohnung im Untergeschoss sollte eigentlich am Sonntag von Gästen bezogen werden.

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