Nach der umstrittenen Schließung der Rathausstraße hat die Flensburger Stadtverwaltung nun erstmalig Zahlenmaterial veröffentlicht, wie sich das Verkehrsaufkommen im Zuge der Maßnahme verändert hat.

Fuhren bei Zählungen im Jahr 2018 noch 4980 Fahrzeuge pro Tag durch die Rathausstraße, sind es heute nur noch 1220 – ein Minus von 76 Prozent. Gleichwohl räumt die Verwaltung in ihrer Evaluierung ein: „Mit 1220 Fahrzeugen je Tag ist das Verkehrsaufkommen aber dennoch deutlich höher als erwartet.“

Am Mittwoch, 28. September 2022, wurden in der Morgenspitze zwischen 7.15 Uhr und 8.15 Uhr insgesamt 142 Fahrzeuge gezählt. „Von diesen waren 59 Durchgangsverkehr und damit nicht zulässig. Das entspricht einem Anteil von 42 Prozent. Es ist wahrscheinlich, dass der Anteil an Falschfahrten im Tagesverlauf anteilig deutlich zunimmt, da besonders in der Morgenspitze auch Anlieferungen erfolgen, die zulässig sind“, so die Verwaltung.

Die Polizei wurde gebeten, „nach ihren Möglichkeiten wieder engmaschigere Kontrollen durchzuführen und die Verstöße zu ahnden“.

Mehr Verkehr in der Toosbüystraße

Zugenommen hat der Verkehr in der Toosbüystraße. Hier sind nun durchschnittlich 7490 Fahrzeuge pro Tag unterwegs – ein Plus von 6 Prozent. Aus Sicht der Verwaltung hat die Verkehrsbelastung hier nach der Sperrung der Rathausstraße dennoch „weniger stark zugenommen als vermutet“. Zudem habe sich die Situation für Fußgänger und Radfahrer im Knotenbereich Süderhofenden/Rathausstraße/ZOB „deutlich entspannt“.

Bei Aktiv-Bus ist man mit der neuen Verkehrsführung ebenfalls zufrieden. „Nach unserer Einschätzung bringt die neue Verkehrsführung sowohl für die Sicherheit als auch für die Pünktlichkeit unserer Linienbusse deutliche Vorteile“, heißt es hier. Die Verwaltung will ihre Evaluierung am Dienstag der Flensburger Kommunalpolitik im Planungsausschuss präsentieren.

Umstrittene Sperrung der Rathausstraße

Die Sperrung der Rathausstraße im vergangenen Oktober war eine höchstumstrittene Maßnahme. Die scheidende Oberbürgermeisterin Simone Lange hatte sie stets mit dem Vorliegen einer „Verkehrsgefährdung“ gerechtfertigt, zuletzt in der sh:z-Podiumsdiskussion am 5. September. Aus diesem Grund habe die Kommunalpolitik nicht mitentscheiden dürfen.

Anfang des Jahres hatte das Verwaltungsgericht die Sperrung nach einer Klage einer Flensburger Anwaltskanzlei im Eilverfahren zunächst für unzulässig erklärt. Die Rathausstraße wurde anschließend für kurze Zeit wieder geöffnet, ehe das Oberverwaltungsgericht den Beschluss aufhob.

Der designierte Oberbürgermeister Fabian Geyer hat angekündigt, das Thema nach seinem Amtsantritt im Januar in die Hände der Kommunalpolitik geben zu wollen. „Wenn die Kommunalpolitik entscheidet, dass die Rathausstraße dicht bleibt, dann bleibt sie dicht. Ende aus. Wenn die Kommunalpolitik der Meinung ist, dass man die Rathausstraße bis zur Erstellung eines Gesamtkonzeptes wieder aufmachen sollte, dann machen wir sie wieder auf“, erklärte er nach seiner Wahl im Oktober gegenüber unserer Redaktion.