100.000 Aufnahmen von Föhr

Wahl-Föhrer mit Liebe zur Fotografie stellt erstmals Bilder aus

Wahl-Föhrer mit Liebe zur Fotografie stellt erstmals Bilder aus

Wahl-Föhrer stellt erstmals Bilder aus

Jörg Brökel/shz.de
Föhr
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: Jörg Brökel/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Um die 100.000 Bilder hat Jörg Schindler-Schwabedissen von Föhr gemacht. Entsprechend schwer ist ihm die Auswahl gefallen, um daraus eine Fotoausstellung zu machen. Doch er hat es geschafft.

Die Insel Föhr ist so etwas wie ein Magnet für außergewöhnliche Lebenswege. Die Geschichte ist oftmals ähnlich. Menschen aus ganz Deutschland und weit darüber hinaus kommen auf die Insel, verlieben sich mehr oder minder schlagartig und setzen alles daran, hier zu bleiben. Wohnungsnot hin oder her. Zu diesem Schlag Menschen muss man Jörg Schindler-Schwabedissen und seine Frau Hanna Schwabedissen eindeutig auch zählen. Und der bekannte Föhr-Fotograf brachte 2020 auch gleich eine unglaubliche Biografie mit auf die Insel.

Geboren wurde der Wahl-Föhrer 1960 in Mexiko-City. Der Vater war Kirchenmusiker bei der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde der lateinamerikanischen Riesenstadt. Vier Jahre später geht die Familie zurück nach Deutschland in die Oberpfalz. In einem kleinen Dorf nahe Nürnberg wächst der kleine Jörg auf. Dort wird er sozialisiert und bekommt auch seinen leicht pfälzischen Zungenschlag, den er bis zum heutigen Tage beibehalten hat.

Ein Musikhochschulstudium in Detmold mit Schwerpunkt Trompete schließt er zwar nicht ab. Aber der Umzug ins Lippische lohnt sich trotzdem, denn er lernt hier seine Frau Hanna kennen. 1983 kommt es dann zur ersten Reise für Schindler-Schwabedissen nach Föhr. Eine Tante seiner Frau kann krankheitsbedingt nicht auf die Insel reisen und überlässt den Jungvermählten ihre Ferienwohnung. Da erwischt es Schindler-Schwabedissen. „Ich habe mich nochmals in meine Frau und erstmals in die Insel verliebt“, lacht der großgewachsene Mann mit dem weißen Bart.

Doch bis zum Dauerwohnsitz auf seiner Lieblingsinsel sind noch viele Jahre zu überstehen. Erst einmal lebt und arbeitet Schindler-Schwabedissen 25 Jahre im niedersächsischen Braunschweig. Für den namhaften Klavierbauer Schimmel arbeitet er als Klaviertechniker und -stimmer. Reisen in die ganze Welt stehen an, um die Flügel anderer Leute aufzustellen und zu warten. Danach folgt der nächste berufliche Schritt.

2020 mitten in Corona dauerhaft auf die Insel gezogen

Schindler-Schwabedissen geht 2011 nach Ostheim vor der Rhön, um dort neun Jahre lang das Orgelmuseum zu leiten. Erst 2020 ist es dann so weit. Mitten in der Corona-Pandemie ziehen Schindler-Schwabedissen und seine Frau nach Föhr. Mit Umzugs-Sondergenehmigung geht es durch das menschenleere Schleswig-Holstein auf beider Lieblingsinsel. „Als bergiger Mensch ist die Insel für mich immer etwas Besonderes gewesen. Ich liebe die Weite und ich liebe die tollen Menschen“, erzählt der 62-Jährige und die Augen blitzen begeistert.

Und nun stürzt er sich begeistert auf die Fotografie. „Ein Tinnitus hat mir die Freude an der Musik etwas verdorben“, sagt Schindler-Schwabedissen, „also brauchte ich ein Ausgleichshobby.“ Mit dem Fotografieren habe er allerdings schon früh angefangen, erklärt der heutige Wrixumer. „1976 ging es analog mit einer kleinen Minox los“, sagt er. Ins Digitale wechselte er dann Anfang der 2000er. Heute ist es eine Nikon mit drei Zoom-Objektiven, die es ihm erlauben Bilder mit Brennweiten von 10 bis 600 Millimeter zu machen.

„Bei dem 600er-Zoom kann man den Leuchtturm von Hörnum fast nach Föhr holen“, lacht Schindler-Schwabedissen. Die Föhrer Natur und die Naturphänomene der Insel sind es, die ihn besonders faszinieren. Der ständig wechselnde Himmel oder auch die Polarlichter zu Beginn dieses Jahres finden sich auf seinen Bildern wieder. „Und da ist nichts verfremdet oder aufgehübscht“, sagt der Föhr-Fotograf.

Zwei Bücher mit seinen Bildern hat er bislang gestaltet. Seit 2016 gibt er einen Föhr-Kalender mit seinen Motiven heraus. Und für seine Enkel hat ein Föhr-Puzzle geschaffen. Auf den kleinen, rechteckigen Spielkarten sind Föhr-Motive von ihm verewigt. Und nun ist es also endlich so weit: Am Samstag, 15. Juli, startet um 14 Uhr seine Ausstellung im Dörpshus in Nieblum. Nicht nur kleine und großformatige Bilder von ihm gibt es dort zu sehen. Auf einem Bildschirm laufen viele seiner Naturbilder, untermalt von der meditativen Musik des Föhrer Musikers Hauke Nissen.

Wie erlebt er seine erste Ausstellung auf der Insel? „Mittlerweile bin ich etwas entspannter“, erklärt Schindler-Schwabedissen, „inzwischen freue ich mich wirklich drauf, den Besuchern meine Werke zu zeigen.“

Wer will, kann übrigens einen echten „Schindler-Schwabedissen“ vor Ort erstehen. Die Preise bewegen sich zwischen 20 und 500 Euro für die Bilder. Bis zum 28. Juli geht die Ausstellung „Föhr ist... photogen – photogenial“. Sie ist täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Danach gehen die Bilder wieder zurück in das Archiv. Zurück zu den übrigen 99.960 Bildern.

Mehr lesen