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Warum Neugeborene gelb werden

Warum Neugeborene gelb werden

Warum Neugeborene gelb werden

Oliver Tobolewski-Zarina/shz.de
Kiel
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Verantwortlich für die gelbliche Haut bei Neugeborenen ist ein Überschuss an Bilirubin, ein Farbstoff, der beim Abbau von roten Blutkörperchen entsteht. Foto: www.imago-images.de

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Gelbsucht bei Babys verläuft in der Regel harmlos und klingt von selbst wieder ab. Die gelbliche Verfärbung der Haut und des Augapfels kann aber auch sehr gefährlich für das Kind werden.

Wenn sich einige Tage nach der Geburt Haut und Augapfel ihres Babys gelblich verfärben, machen sich Eltern Sorgen. Doch im Gegensatz zu einer richtigen Hepatitis handelt es sich nicht um eine Infektionskrankheit, sondern um einen Anpassungsprozess des Säuglings. 

„Neugeborenen-Gelbsucht ist Ausdruck einer noch nicht ganz abgeschlossenen Leberreife“, sagt Dr. Reinhard Jensen, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin des Westküstenkrankenhauses in Heide, und ergänzt: „Strenggenommen hat jedes Neugeborene ein bisschen Gelbsucht. Einige weniger, andere ein wenig mehr und wiederum andere sehr stark.“ Die Ausprägung sei der entscheidende Faktor, ob ein Kind behandelt werden müsse oder nicht. 

Neugeborenen-Gelbsucht ist ein Phänomen der ersten Lebenswoche

Verantwortlich für die gelbliche Haut ist ein Überschuss an Bilirubin, ein Farbstoff, der beim Abbau von roten Blutkörperchen entsteht. „Diesen gelben Farbstoff kennen wir von einem Bluterguss, der sich verfärbt – blau, grün und am Ende gelb“, sagt Jensen. Nach der Geburt hat das Neugeborene eine Überzahl an roten Blutkörperchen im Blut. 

Bilirubin werde über die Leber und die Galle ausgeschieden. Doch die Leber von Neugeborenen sei noch nicht so reif, eine große Menge des Farbstoffs umzubauen. Deshalb lagere sich dieser vorübergehend in Haut und Augäpfeln ab. 

Dies sei eigentlich ein normales Phänomen der ersten Tage und ungefährlich. Bis zu einer bestimmten Konzentration im Blut, so Jensen. „Bei hohen Mengen im Blutkreislauf kann es dazu kommen, dass Bilirubin über die Blutgefäße ins Gehirn gelangt.“ Der Farbstoff sei für Nervenzellen giftig und schädige sie nachhaltig. „Wenn dies eingetroffen ist, kann man daran nichts mehr ändern. Der sogenannte Kernikterus ist tatsächlich eine Katastrophe, weil er zu einer schweren Behinderung des Kindes führt.“ Betroffene Kinder seien in ihrer intellektuellen und in ihrer motorischen Entwicklung stark gestört.

Lichttherapie bremst den Anstieg von Bilirubin

Steigt die Bilirubin-Konzentration über den Grenzwert, müsse das Kind mit blauem Licht behandelt werden, so Jensen. Dabei werde das blaue, kurzwellige Licht auf die Haut gerichtet. Es bewirkt, dass das Bilirubin in eine wasserlösliche Substanz umgewandelt wird, die über den Urin ausgeschieden werden kann. Die Phototherapie bremse den Anstieg der Bilirubin-Konzentration im Blut, sagt Jensen. Und dies sei wichtig, da sich eine Neugeborenen-Gelbsucht in der ersten Lebenswoche entwickele. „Am fünften Tag ist in der Regel das Maximum der Bilirubin-Konzentration im Blut erreicht.“

„Wir können jedoch nicht genau prognostizieren, wie hoch der Wert am Ende sein wird“, sagt Jensen. Problematisch sei deshalb, dass die meisten Mütter am dritten bis fünften Tag nach Entbindung wieder zu Hause sind.

Worauf Eltern bei ihren Neugeborenen achten sollten

Auch wenn in der Klinik der Bilirubin-Wert kontrolliert werde, sei es wichtig, dass Eltern eine mögliche Gelbsucht im Hinterkopf haben und auf Verfärbungen von Haut und Augen achten, betont der Mediziner und ergänzt: „Wenn das Kind schlechter trinkt als vorher, sich nicht mehr gut selbst meldet, müde erscheint oder schnell beim Trinken erschöpft ist“, könne Gelbsucht ebenfalls der Grund dafür sein.

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