Hochzeit

Warum sich zwei Menschen an Bord der Bargener Fähre das Ja-Wort geben

Warum sich zwei Menschen an Bord der Bargener Fähre das Ja-Wort geben

Warum sich zwei Menschen an Bord der Bargener Fähre trauen

Peter Thomsen/shz.de
Kropp
Zuletzt aktualisiert um:
Vor Augen der Standesbeamtin Birthe Muhl wird die Eheschließung beurkundet. Foto: Peter Thomsen/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Damit die Ehe rechtskräftig ist, spielt es eine wichtige Rolle, an welcher Stelle des Flusses sich die Fähre gerade befindet. Dafür halten an Bord geschlossene Ehen laut Fährmann etwas länger als andere.

Eheschließungen und damit verbundene Trauungen sind etwas Besonderes für den Lebensweg von Menschen. Längst geschehen Trauungen nicht mehr traditionell in den dafür vorgesehenen Amtsstuben der Standesämter. So besteht im Amt Kropp-Stapelholm unter anderem die Möglichkeit, sich auf der Bargener Fähre auf der Eider trauen zu lassen. Das wollten auch Julia Hensel (29) und Lasse Thomsen (34). „Wir haben gesucht, getindert und das ganz große Glück gefunden – dieses wollen wir auf der Fähre perfekt machen“, bekunden beide.

Lasse Thomsen kennt die Region um Erfde dabei gut, da er hier groß geworden ist. Als Hobby-Angler ist die Eider „sein Gewässer“. Julia hingegen wuchs im Pinneberger Raum auf und unterrichtet an einer Grundschule im Hamburger Stadtnorden. „Seit über zwei Jahren kennen wir uns“, sagt Julia. Und um für beide eine zumutbare Entfernung zu den jeweiligen Arbeitsstätten zu haben, hatte man zwischenzeitlich in Wasbek eine gemeinsame Wohnung genutzt. „Bei uns stellt sich glücklicherweise im September Nachwuchs ein“, strahlen beide. Daher hat man seit Kurzem eine gemeinsame Wohnung in Erfde bezogen. Ein Baugrundstück hat man hier auch schon geordert.

Perfekter Trauort für das junge Paar

Für Julia ist die Umstellung auf das Landleben etwas Besonderes. Für sie ist es quasi eine andere Welt geworden. „Es fing schon mit dem Plattdeutschen an, jeder grüßt sich und das vertrauliche Du kommt hier sehr schnell rüber“, stellt sie fest. So hat sie nicht nur die Landschaft überzeugt - sondern auch die gegenseitige Hilfsbereitschaft der Menschen. Ein Traum für Julia wäre es, an der Erfder Grundschule Lehrkraft zu werden.

So passte die Bargener Fähre als Ort für die Trauung perfekt. Fährmann Claus Hansen, Ehrenvorsitzender des Bargener Fährvereines, und seine Ehefrau Anne blühen förmlich auf, wenn Traupaare sich bei ihnen anmelden. „Dann treffen wir Fährleute uns, stellen uns zum Spalier auf und haben danach Zeit zum Schnacken“, so Hansen. Anne Hasen sorgt dann auch für den festlichen Schmuck auf der Fähre.

Seite der Eider ist entscheidend

Für die Hochzeit auf einer Fähre muss einiges beachtet werden. „Wir können bei Trauungen nur bis zu zwanzig Personen mitnehmen“, merkt Anne an. „Und wat ganz wichtig is, wi mööt oppassen, an weeke Steed vun de Eider de Truung passeern schall“, sagt Claus Hansen. Denn die Eider ist Grenzfluss zwischen den Landesteilen Schleswig und Holstein. Und somit ist von Bargen aus das Amt Kropp-Stapelholm im Norden zuständig und im Süden der Eider ist es das Amt Kirchspielslandgemeinden Eider. Und um den behördlichen Vorgaben entsprechen zu können, wird deshalb während 50-minütigen Flussfahrt genauestens darauf geachtet, an welcher Stelle das Brautpaar sich das Ja-Wort zu geben hat.

„Wenn der Wind versucht, uns abzudriften, dann müssen wir so lange gegensteuern, bis wir auf der richtigen Seite sind“, fügt Hansen schmunzelnd hinzu und meint, dass es symbolisch in einer Ehe auch oft so sein könne. Schon seit vielen Jahren sind Trauungen auf der Bargener Fähre möglich und laut einer „etwas“ offiziellen Statistik hält das hier an diesem Ort gegenseitig gegebene Ja-Wort deutlich besser als anderswo.

Bei bestem Wetter nutzte die Standesbeamtin Birthe Muhl vom Amt Kropp-Stapelholm die sechs Kilometer flussabwärts dann zu einer sehr persönlich gehaltenen Traurede. Sie verglich den Verlauf einer Ehe mit einer Floßfahrt auf einem Fluss. „Es gibt leichte Abschnitte, aber auch gefährliche Strömungen - und man weiß oft nicht, was einen hinter der nächsten Flussbiegung erwartet“, so die Standesbeamtin. Aber mit gegenseitigem Vertrauen könne man schöne und schwierige Stunden meistern. Unter Beisein der Trauzeugen wurde die Eheschließung „kraft Gesetzes rechtmäßig“ auf der Schleswiger Uferseite besiegelt. Zurück in Bargen standen Fährleute und Bekannte des Brautpaares dann Spalier.

Für die Brauteltern Marita (64) und Günter Hensel (66) ein „würdevoller Rahmen für den Eintritt in eine Ehe.“ Und auch Lasses Großmutter Gertrud Jöns (91) aus Gammellund zeigte sich begeistert: „Dat ik so wat Schöned heff hier beleven kunnt, dat bringt mi noch voran.“ Die Bedeutung des Grenzflusses Eider wird das junge Ehepaar weiterhin begleiten. So wurde bereits im Jahre 1460 in dem Vertrag zu Ripen die Unteilbarkeit der Landesteile Schleswig und Flensburg festgelegt. Daher steht in den Eheringen von Julia und Lasse Thomsen eingraviert: „Op ewig ungedeelt“.

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Kristian Pihl Lorentzen
„Hærvejsmotorvejen som grøn energi- og transportkorridor“