Haustiere

„Weihnachten mit Wilma: Ein Hund hat immer Hoffnung“

Weihnachten mit Wilma: Ein Hund hat immer Hoffnung

Weihnachten mit Wilma: Ein Hund hat immer Hoffnung

Guido Behsen
Flensburg
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Wilma wünscht frohe Weihnachten, Herrchen natürlich auch. Foto: Guido Behsen/shz.de

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Mehr als 12 Millionen Hunde leben in deutschen Haushalten. Auch unser Autor ist auf den Hund gekommen. Seit Wilma da ist, lernt er jeden Tag etwas dazu. Über Hunde. Und über ihre Menschen.

Eine Gassirunde mit Wilma ist für mich noch immer eine Unternehmung zwischen Hoffen und Bangen. Hoffen, dass Wilma pariert, wenn uns andere Hunde, Jogger oder Radler begegnen (oder dass diese uns am besten gar nicht erst begegnen). Und Bangen, dass Neugier, Spiel- und Jagdtrieb überwiegen und sie mir entweder stiften geht oder wie eine Irre an der Leine zieht.

Denn ich fürchte mich davor, diesen hochnotpeinlichen Satz zu sagen: „Die tut nichts, die will nur spielen.“ Zwar tut Wilma wirklich nichts und will nur spielen, aber erzählen Sie das mal dem älteren Herren oder der jungen Mutter mit Kind, denen beim Spaziergang unvermittelt ein knapp 30 Kilo schweres schwarzes Zottelvieh entgegen stürmt. Dabei ist das eigentlich ja der große Vorteil des Landlebens: Allein auf weiter Flur lasse ich die Leine schon mal Leine sein, damit der Hund ein bisschen toben kann.

Bangen ist nichts für Wilma, Hoffen schon

Dass sie trotzdem „abrufbar“ bleibt, wurde in der Hundeschule tüchtig geübt. Und so lange wir die Wiese oder den Feldweg für uns haben, hört Wilma auch aufs Wort. Wären da nicht die vielen Reize, die sie schneller wahr- und intensiver aufnimmt als ihr im Vergleich dazu tumber Herr. Ein Tier, ein Mensch oder auch nur die Witterung desselben ist urplötzlich so viel spannender als das Spiel mit mir. Dann ist Wilma schon mal weg, mein „Wilma! Hierher! Aber zügig!“ verhallt und mir bleibt nur das Prinzip Hoffnung, dass sie gesund und munter wiederkommen möge ...

Auf der anderen Seite gehört Bangen nicht eben zu Wilmas vornehmlichen Eigenschaften. Plötzlicher Lärm, aggressive Artgenossen oder ein schimpfendes Herrchen können sie nicht schrecken. Mit dem Hoffen sieht es da schon anders aus. Wilma hofft den ganzen Tag. Auf die nächste Portion Futter. Oder das Leckerli zwischendurch. Oder noch besser: auf den Rest der letzten Mensch-Mahlzeit.

Das Geheimnis hiner dem Hundeblick: Hoffnung

Sie hofft auch auf die erste Streicheleinheit des Tages, wenn das Haus langsam zum Leben erwacht. Natürlich auf besagte Gassirunden morgens, mittags, abends. Und sogar auf einen Platz auf dem Sofa, wenn die Familie abends vor der Glotze sitzt. Dass sich diese Hoffnung (zumindest in meiner Anwesenheit) nicht erfüllt, hält den Hund nicht davon ab, bei nächster Gelegenheit wieder darauf zu hoffen. Und wieder und wieder und wieder.

Das ist meiner Meinung nach auch das Geheimnis des sprichwörtlichen, unwiderstehlichen Hundeblicks: die Hoffnung darin. Egal, was gestern war oder noch vor fünf Minuten, egal ob Weihnachten ist oder ein x-beliebiger Montagmorgen, dieser Blick sagt: Komm, gib dir einen Ruck, hab‘ mich lieb, so wie ich dich bedingungslos lieb habe. Ach, Wilma, das weißt du doch.

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