Kappeln

Weniger heizen, seltener duschen? So stellen sich Kappelner auf die Energiekrise ein

So stellen sich Kappelner auf die Energiekrise ein

So stellen sich Kappelner auf die Energiekrise ein

Martina Boetticher/shz.de
Kappeln
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Helga Krögel, Rosemarie Jung und Ute Springer (v. li.) haben bereits freiwillig ihre Heizkostenpauschalen erhöht.  Foto: Boetticher/shz.de

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Die steigenden Energiekosten bereiten den meisten Menschen in Kappeln wie auch anderswo Sorgen. Auf die Frage, wie man in den eigenen vier Wänden darauf reagiert, sind sich eigentlich alle weitgehend einig.

Es wird gespart, wo es nur geht. Aber, was man auch hört ist, dass die meisten ihren Energieverbrauch ohnehin in den letzten Jahren bereits soweit wie möglich reduziert haben. Die Lampen wurden längst mit LED-Birnen ausgerüstet und dass man das Licht ausmacht, wenn man aus dem Zimmer geht, scheint auch fast bei allen selbstverständlich zu sein. Darüber hinaus mag aber kaum noch jemand übers Energiesparen reden.

Auto stehen lassen und kürzer unter die Dusche

Dorit und Jochen Baldner aus Hannover, die in Kappeln gerade Urlaub machen, haben schon vor Jahren den Stromanbieter gewechselt und sind ganz gezielt auf Ökostrom umgestiegen. Ihr Auto lassen sie so oft wie möglich stehen und steigen zum Einkaufen und für sonstige kleinere Erledigungen lieber auf ihre Fahrräder, die bisher allerdings ohne Elektroantrieb auskommen.

In dieser kommenden Heizperiode werden sie zusätzlich die Raumtemperatur in Küche, Bad und den anderen Nebenräumen auf 17 bis 18 Grad absenken. Nur im Wohnzimmer wollen sie bei gemütlichen zwanzig Grad bleiben. Außerdem habe sie sich vorgenommen, seltener und kürzer zu duschen und zwischendurch, beim Einseifen, das heiße Wasser abzudrehen.

Peter, der gerade vor der Sparkasse auf seine Frau wartet, freut sich, dass es in seinem Haus in Eckernförde noch eine Ölheizung gibt und er nicht auf Gas angewiesen ist. Er hat die vorhandene Heizung mit einem neuen Kessel und Brennwerttechnik modernisiert. Das muss reichen, sagt er. Außerdem hat er einen Kamin und ausreichende Holzreserven.

Haus im Niedrigenergie-Standard

Bei Torben aus Wolfsburg hat der Stromanbieter kürzlich die Preise verdoppelt. Aber da er in seinem Haus schon seit Jahren alles auf Niedrigenergie-Standard gebracht hat, sieht er den Preissteigerungen für Energie gelassen entgegen. „Ich will jedenfalls so weiterleben, wie ich es gewohnt bin“, meint er.

Er macht sich zurzeit ebenso wenig Sorgen, wie Matthias Pinkert, der gerade mit seiner Nebenkostenabrechnung Geld vom Vermieter zurückbekommen hat, weil er so wenig Strom und Heizenergie verbraucht hat. Aber er ist beruflich und privat viel unterwegs, und da schlagen eher die Benzinpreise zu Buche.

Anders sieht es bei Helga Krögel, Rosemarie Jung und Ute Springer aus. Alle drei haben bereits freiwillig ihre Heizkostenpauschalen und Stromvorauszahlungen erhöht, um nicht auf allzu hohen Nachzahlungen hängen zu bleiben. Einen Spielraum für energetische Optimierungen haben sie kaum noch. „Man überlegt schon, ob man die Heizung überhaupt anmacht“, sagte Springer. Sie heizt nur noch das Wohnzimmer. Die übrigen Räume bleiben kalt.

Noch mehr sparen ist kaum möglich

Das halten die beiden anderen Damen genauso. Noch mehr sparen ist für die Kappelner Rentnerinnen aber nicht möglich. Sie ärgern sich über das, ihrer Meinung nach ungerechte Abrechnungssystem. Die eine Hälfte der Heizkosten wird auf alle Bewohner ihres Hauses umgelegt. Nur die andere Hälfte wird nach Verbrauch abgerechnet.

„Dadurch zahlen wir für die mit, die die ganze Zeit volle Pulle heizen“, meinen sie. Ansonsten versuchen sie sich nicht zu ärgern und trotz der ungewissen politischen Lage ihre gute Laune zu behalten. „Ich mache mich nicht verrückt wegen ungelegter Eier“, so Springer. Es stünde ja doch alles noch in den Sternen, meint sie, und keiner wisse richtig, wie es weiter geht.

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