Hobbylandwirtschaft

Wie ich versuchte, in Südtondern Hühner zu kaufen

Wie ich versuchte, in Südtondern Hühner zu kaufen

Wie ich versuchte, in Südtondern Hühner zu kaufen

Arndt Prenzel/shz
Südtondern
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Unser Reporter Arndt Prenzel versucht kurz vor Ostern in Südtondern Hühner aufzutreiben. Foto: privat/SHZ

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Odyssee zum eigenen Ei: Unser Reporter Arndt Prenzel hätte gern eigene Hühner - aber so einfach ist das nicht.

Gerade auf dem Land so richtig angekommen, steht schon Ostern vor der Tür. Was liegt da näher, als das Fest zünftig im Familienkreise zu feiern. Turbulentes Ostereiersuchen mit vielen Kindern, ein echtes Osterfeuer und ein feines Essen mit vielen Leuten, das muss schon sein. Aber etwas Ovales ist dabei plötzlich ganz besonders im Fokus: „Wir brauchen eigene Eier!“, dachte ich. „Ohne Hühner geht das natürlich nicht.“

Aber das sollte eigentlich ganz einfach sein: Platz ist da, ein Gehege ist sogar noch vorhanden, sogar ein Hühnerstall wartet auf neue Bewohner. Hühnerhaltung im heimischen Garten ist angesagt. Immer mehr Privatmenschen wollen Eier aus eigener Haltung gewinnen, naturnah und von Schadstoffen unbelastet, heißt es. Mein Gedanke: Dann sollte die Anschaffung kein Problem sein. Doch weit gefehlt.

Zunächst schien das Glück mir hold zu sein, denn ich traf Volker Hansen, Vorsitzender des Rasse-Geflügelzuchtvereins Niebüll. Meine Idee, Barnevelder Hühner zu besorgen, fand er gut. Diese seien zutraulich, friedlich und geeignet für Anfänger. Er steckte mir gleich zwei Adressen zu, riet mir aber ab, es im Internet oder bei einem Züchterhof zu versuchen.

Leider ging der erste Anruf gleich daneben. „Habe meine Barnevelder gerade weggegeben“, sagte ein freundlicher Hühnerhalter aus Risum-Lindholm. „Rufen Sie in fünf Wochen wieder an.“ Die Pleiten häuften sich: Eine befreundete Heilpraktikerin teilte mit, dass ihre Küken noch nicht so weit seien. Die zweite Telefonnummer war nicht erreichbar. Eine andere Bekannte hat zwar wunderbare Hühner, aber bedauerlicherweise keine abzugeben. Ein kleiner Hühnerhof in der Nähe hat nur Küken. Legehennen brauche man selbst.

Was ist bloß los mit den Privaten? „Nee, weiß ich auch nicht“, hörte ich inzwischen x-mal bei persönlicher Nachfrage bei Freunden, Bekannten und Wildfremden „Es liegt wohl an der Vogelgrippe“, meinte ein Nachbar. „Die Leute hatten keine Lust auf die Regelungen und Beschränkungen und haben die Tiere abgeschafft.“ Tatsächlich hat das Kreisveterinäramt im Vorjahr eine sogenannte Aufstallung angeordnet. Was also tun?

In meiner Not wandte ich mich an Dagebülls kundigen Bürgermeister Kurt Hinrichsen. Der hat zwar keine Hühner, empfahl mir aber den Annettenhof, einen Bauernhof mit Hofladen hinter Klanxbüll. Eine tolle Idee! Dort bald angekommen, entfaltete sich sofort das wahre Hühnerparadies. Eine bunte, lustige Schar empfing mich im Sonnenschein. Johanna Momsen stellte mir ihre „Gertrud“ vor und pries ihre Zwergseiden- und Orpington-Hühner. Die Nordfriesin zeigte sich gleich als Kennerin. Schnell fand sie Adressen von Barnevelder-Haltern. Nun die Pointe: Diese kamen mir seltsam bekannt vor. Und dann des Rätsels Lösung. Bald stellte sich heraus, wo deren viele Hühner gelandet waren. Ein verrückter Zufall! Marion Wick, bekannt als Naturführerin und Pflanzenexpertin hatte sich zeitgleich wie ich zum Barnevelder-Kauf entschlossen. Sie war schneller. Der Markt in Südtondern war leer!

Marion Wick bot hilfsbereit an, Eier zum Ausbrüten weiterzureichen. „Doch dann ist Ostern vorbei“, war mein Gedanke. Also doch das Internet nutzen? In Berlin gab es Kontaktanzeigen für Zwerghähne: „Hotte und Kalle sind hübsche junge Kerle, aber derzeit nicht vergeben. „Noch verstehen sie sich untereinander gut“, heißt es, „in Zukunft bräuchten sie aber jeder für sich einen kleinen Harem, damit die Männerfreundschaft nicht zerbricht, wenn die Hormone ins Spiel kommen.“ Leider unpassend. Und für einen Kauf 400 Kilometer zu fahren, ist unökologisch. Und so fand sich am Ende aller Suchaktionen ein ganz unromantisches Ende. Auf dem Annettenhof kann man auch Eier kaufen. Und ehe alle ausverkauft waren, ich wieder zu spät war, erwarb ich bei Johanna Momsen einen Schock bunter Eier. Es ist ein Wunder: Diese grünen, blauen und violetten Eier sind nicht künstlich gefärbt, sondern die Ergebnisse gekreuzter Rassen. „Diese Arbeit habe ich mir gespart!“, war ich richtig froh. Doch zu früh gefreut: Daheim durfte feststellen, dass der Rest der Familienband bereits munter beim Eierfärben in der Küche stand. Zur Begrüßung erklang es: „Und wo sind Deine Hühner?“

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