Chronik von Hans Otto Meier

Wie der Osewoldter Koog in Dagebüll entstand und woher der Name kommt

Wie der Osewoldter Koog in Dagebüll entstand und woher der Name kommt

Wie der Osewoldter Koog in Dagebüll entstand

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Dagebüll
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Hans Otto Meier engagiert sich vielfach für seine Heimat Nordfriesland. Foto: Arndt Prenzel / SHZ

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Hans-Otto Meier ist Dorfchronist und Chronist der Umgebung in einer Person. Allein über Fahretoft hat der pensionierte Pädagoge 18 verschiedene Chroniken vorgelegt.

Hans-Otto Meier ist Dorfchronist und Chronist der Umgebung in einer Person. Allein über Fahretoft hat der pensionierte Pädagoge 18 verschiedene Chroniken vorgelegt, jeweils zwischen je 100 und 200 Seiten; diese enthalten weit über zweitausend historische Fotos und Karten, sowie in Band 18 die besondere Vogelwelt der Küste in Farbe.

Da geht es auch um frühere Gaststätten oder längst vergangene Schulzeiten, oder aber Handwerk und Handel. Die reich bebilderten Bände sind Zeugnisse der vergangenen Zeiten, lassen die Vergangenheit lebendig werden.

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Jetzt hat er sich in mühevoller Kleinarbeit dem Osewoldter Koog zugewandt. Jede einzelne der verbliebenen Hofstellen hat er aufgesucht, hat alte Fotos bekommen und die Geschichten der Familien aufgeschrieben. Der kleine, 2,7 Kilometer lange Osewoldter Koog zwischen Dagebüll und Fahretoft gelegen, ist 1935 entstanden. In der Chronik werden die Umstände der ersten Besiedlung und die Feierlichkeiten ebenso ausführlich und spannend geschildert wie die Entwicklung des Kooges zum Touristenziel.

Daher kommt der Name

„Der Name ist fiktiv“, schreibt Historiker Albert Panten, ein Kartograf hat den Namen in alten Karten eingetragen. Ob es den Ort Osewodt jemals gab, weiß also niemand. In der damaligen schwierigen Zeit zu Beginn der 30er Jahre hatten die nationalsozialistischen Machthaber umgehend den Arbeitsdienst eingeführt, um die Arbeitslosigkeit zu verringern.

Schon seit Ende der 1920er Jahre gab es Pläne, das nordfriesische Wattenmeer komplett zu verlanden, und bis 1933 waren bereits erste Vorarbeiten erledigt worden. Ab 1933 sollten dann und 150 Millionen Reichsmark in ein Großprojekt investiert werden, um 300 Quadratkilometer auf 43 neuen Kögen der Nordsee abzuringen. „Lebensraum“ für 10.000 Menschen sah es der „Generalplan für die Landgewinnung in Schleswig-Holstein" vor.

Reichsarbeitsdienst

Und so bauten die Männer vom Reichsarbeitsdienst (RAD), die in spartanischen Baracken lebten, in 70.000 Tagewerken den 176 Hektar großen Koog. „Alles wurde in Handarbeit erledigt“, so Hans-Otto Meier. „Zunächst waren es Arbeitslose aus Flensburg, dann welche aus Hamburg. Diese waren angeblich kräftiger, als sie Fördestädter. Sie lebten in Lagern in Dagebüll, Ockholm und Horsbüll.“

Nur eine simple Feldbahn mit 30 Loren karrte den kleiigen Wattboden heran. Pro Schicht wurden 42 Züge gefahren. Der Rest der Arbeit erfolgte per Hand. Ein Hamburger „Jung“ soll eine Lore in 31/2 Minuten beladen haben. Nicht umsonst hieß der Ruf der RAD-Männer „Schipp, schipp, hurra!“

Einweihung 1936

Schon 1936 wurde der Osewoldter Koog eingeweiht, es gab sieben Siedlerstellen mit Bauernhöfen, die 17 bis 19 Hektar bewirtschaften durften. Zudem gab es Raum für neun Arbeitersiedlungshäuser. 1938 war an der Nordseeküste rund 5600 Hektar Neuland entstanden, 1600 Familien hatten so einen neuen Bauernhof erhalten.

Längst hat sich alles verändert: 2007 gab es noch eine Vollerwerbsstelle, einen Nebenerwerbsbetrieb. Der Rest der Verbliebenen setzt auf Ferienwohnungen; es gibt auch einen Seniorenwohnpark.

Urlaub im Koog

Die Gäste im Koog kommen gern. Der Sohn des ersten Siedlers Momme Paysen gab die Landwirtschaft in den 1980er Jahren auf und beherbergte Urlauber: „Wir haben die Zeit im Charlottenhof in der fröhlichen Runde sehr genossen und bedanken uns mit einem Osewoldter Limmerik: Im Koog hier zu Osewoldt/Da war uns das Glück wider Hold, darum singt der Salon/Ganz vergnügt manchen Song,/Denn hier stimmt's ja: uns geht's ja noch Gold.“

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Hans Otto Meier hat eine Unmenge an Material geschickt zusammengefügt, so dass ein buntes Kaleidoskop des Osewoldter Koogs entstanden ist. Den Band kann man persönlich beim Autor erwerben.

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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Zusammenhalt: Es geht noch viel mehr in Nordschleswig“