Gesellschaft

Zahl der Auszubildenden noch voraussichtlich bis 2027 rückläufig

Zahl der Auszubildenden noch voraussichtlich bis 2027 rückläufig

Zahl der Auszubildenden voraussichtlich bis 2027 rückläufig

Sebastian Kaiser/shz.de
Husum
Zuletzt aktualisiert um:
Immer weniger Schulabgänger nutzen die Hilfe der Arbeitsagentur, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Foto: Sebastian Kaiser/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Das neue Ausbildungsjahr beginnt, doch auch 2023 werden in Nordfriesland wieder viele Stellen offen bleiben. Wie die Lage am Ausbildungsmarkt ist und warum es sich lohnt, sich jetzt noch zu bewerben.

Am Freitag, 1. September, geht es los: In vielen Branchen startet das neue Ausbildungsjahr. Doch ein schneller Blick auf die Ausbildungsmarkt-Statistik der Agentur für Arbeit fällt ernüchternd aus: Vergleicht man für Nordfriesland den Juli 2023 mit den Zahlen von vor einem Jahr, so steht dort bei der Zahl der Bewerber ein Rückgang von ganzen 19 Prozent. Nur rund 570 Menschen haben sich auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz an die Agentur gewandt – ihnen entgegen stehen 1350 Ausbildungsplätze. Ein Grund zur Sorge?

Jugendliche finden einfach Ausbildungsplätze

Nicht mehr als in den vergangenen Jahren, denn bekanntermaßen kann Statistik manchmal trügerisch sein. Wie Christian Groborsch, der Pressesprecher der Agentur für Arbeit in Flensburg, erklärt, werden in der Onlinestatistik nur die Auszubilden geführt, die sich auch wirklich für einen Ausbildungsplatz an die Agentur gewandt haben. Aufgrund der aktuellen Beschaffenheit des Marktes würden das aber immer weniger Jugendliche machen, einfach, weil sie so einfach von allein eine Stelle finden.

„Viele werden direkt aus der Schule angeworben“, so Groborsch. Da es für die Ausbildungssuche keine Meldepflicht gibt, tauchen die Auszubildenden dann aber nicht in der Statistik auf. Die Ausbildungsplätze würden von den Betrieben aber in der Regel trotzdem gemeldet, wodurch die wahrgenommene Diskrepanz größer sei, als sie es in Wahrheit ist.

Handwerkskammer meldet kaum Rückgang

Dies bestätigt auch Andreas Haumann von der Handwerkskammer in Flensburg. „Am 29. August waren für Nordfriesland 437 neue Ausbildungsverträge gemeldet“, so der Pressesprecher. 2022 waren es am selben Tag 454. Dies sei zwar ein leichter Rückgang, aber die Zahlen seien zum aktuellen Zeitpunkt nur eine Momentaufnahme. Viele Verträge würden erst verspätet gemeldet und manche Ausbildungsverhältnisse würden auch noch in den kommenden Monaten zustande kommen. So war die Anzahl der neuen Verträge im Dezember 2022 mit 541 noch mal ein gutes Stück höher als zum Start im September.

Er ermutige daher auch alle, die jetzt noch keinen Ausbildungsplatz haben, aber daran interessiert sind, sich noch zu bewerben. In vielen Fällen sei ein Start auch noch in den kommenden Monaten möglich, wenn ein Ausbildungsbetrieb gefunden sei. „Die Ausbildungsbetriebe und auch die Berufsschulen haben Interesse an den Schülern und machen da viel möglich“, so der Pressesprecher. Häufig sei eine Berufsausbildung auch ein guter Einstieg ins Berufsleben, anschließend könne oft noch studiert werden, wenn dies gewünscht ist. Die Möglichkeiten seien hier deutlich vielfältiger geworden.

Wie genau das Ausbildungsjahr 2023 laufe, müsse sich also noch zeigen. Aktuell gebe es noch ein kleines Minus, aber das könne sich bis Jahresende noch ändern.

Geburtenschwache Jahrgänge noch bis 2027

Doch auch wenn die Zahlen nicht stark rückläufig sind, bleiben trotzdem jedes Jahr viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Dies hat mehrere Gründe, ist sich Stefan Tack, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Nordfriesland Nord in Niebüll sicher. Nicht dazu gehöre jedoch die häufig geäußerte Vermutung, dass die Jugendlichen keine Lust mehr auf das Handwerk hätten. „Pro Jahrgang fangen immer gut 19 Prozent der 16-Jährigen in unseren Bereichen eine Ausbildung an“, sagt der Geschäftsführer.

Den anhaltenden Rückgang der vergangenen Jahre führe er vielmehr auf die geburtenschwachen Jahrgänge zurück. „Vergleicht man die Zahl der Auszubildenden mit den Geburtenzahlen von vor 16 Jahren, dann passt das immer sehr gut“, so Tack. Dieser Trend werde sich wahrscheinlich noch einige Jahre fortsetzen, voraussichtlich bis 2027. Erst dann würden die 16 Jahre zurückliegenden Geburtenzahlen wieder ansteigen.

Ob das jedoch reichen werde, um dem bereits herrschenden Fachkräftemangel zu begegnen, wisse er nicht. Das Handwerk werde lernen müssen, damit umzugehen und vielleicht auch andere Wege zu gehen, etwa mit mehr Maschinennutzung und Automatisierung.

Mehr lesen