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Zu viele gute Bewerber: Polizei verschickte Brief mit Jobgarantie fürs nächste Jahr

Zu viele Bewerber: Polizei verschickte Brief mit Jobgarantie fürs nächste Jahr

Polizei verschickte Brief mit Jobgarantie fürs nächste Jahr

Eckard Gehm/shz.de
Kiel
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Mehr gute Bewerber als erwartet: Um niemandem absagen zu müssen gab die Polizeischule eine Jobgarantie auch für das nächste Jahr. Foto: Sebastian Kaiser/shz.de

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Noch nie haben Bewerber bei den Einstellungsprüfungen der Polizei so gut abgeschnitten. Die Freude beim Land Schleswig-Holstein ist groß, das Durcheinander allerdings auch – denn mit so vielen herausragenden Kandidaten hatte niemand gerechnet.

Noch nie haben Bewerber bei den Einstellungsprüfungen der Polizei so gut abgeschnitten. Die Freude beim Land ist groß, das Durcheinander allerdings auch – denn mit so vielen Kandidaten hatte niemand gerechnet. Und da die Polizei auf so einen Ansturm nicht vorbereitet war, das Land aber allen Bewerbern mit guten Ergebnissen die Ausbildung zum Polizisten ermöglichen will, wurde ein Brief mit einem ungewöhnlichen Garantieversprechen geschrieben.

Jobgarantie für 2024

So regte die Polizeischule die Anwärter in einem Schreiben an, doch noch ein Jahr Pause zu machen – mit Jobgarantie für 2024. Und Bewerbern, die das Ranking für die Kripo nicht erreichten, wurde eine Stelle dort zugesagt, wenn sie sich auf die Warteliste setzen lassen würden. Direkte Zusagen für die Kripo gibt es sonst erst ab einer bestimmten Punktzahl.

Innenministerin spricht von einem „unglücklichen“ Schrieben

Im Gespräch nennt Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) das Schreiben „unglücklich“, weil die Polizei damit den Eindruck erwecke, dass sie die Bewerber auffordere, es sich mit dem Beruf doch besser noch einmal zu überlegen. Zur massenhaften Absprüngen kam es glücklicherweise nicht, wie Maren Freyher, Leiterin der Eutiner Polizeischule, berichtet. Sieben Bewerber hätten sich für das Sabbatjahr entschieden, vier für das Kripo-Angebot. Weitere drei Bewerber hätten ihr Abitur nicht bestanden.

Späte schriftliche Zusagen

Weiter wird in der undurchsichtigen Bewerbungslage kritisiert, dass verbindliche Zusagen erst jetzt rausgingen, einen Monat vor Ausbildungsbeginn. Es „ruckelte“ alles gewaltig, ist aus Polizeikreisen zu vernehmen.

Im Kampf um die „Generation Z“ hatte die Polizei zuletzt keine gute Figur gemacht: Die Bewerberzahlen sind rückläufig, sanken von knapp 3300 auf jetzt 2400 – und im Februar sprangen sogar 58 Anwärter trotz bestandener Einstellungsprüfung ab.

Gute Noten bei Bewerber-Jahrgang

Und nun ein Bewerber-Jahrgang in nie dagewesener Qualität: Durchschnittspunktzahl 8 (Vorjahr: 6,7). Um zu bestehen, sind fünf Punkte notwendig. Freyher dazu: „Für uns war klar, dass wir niemanden ziehen lassen wollten, der die acht Punkte erreicht hat.“ Das waren 232 Bewerber des gehobenen Dienstes – bei eigentlich nur 220 Plätzen.

Und die späten Zusagen, die für viel Unruhe unter den Bewerbern sorgten? Darf man Schulabgänger so lange in der Luft hängen lassen? Und was ist mit Berufswechslern, die in der Regel drei Monate Kündigungsfrist haben? „Wir hätten uns auch gewünscht, es früher verbindlich zu machen“, sagt Freyher. Ein verzögernder Faktor seien die ärztlichen Prüfungen gewesen. Innenministerin Sütterlin-Waack sagt: „Wir müssen jetzt erörtern, wie wir den Prüfungsprozess verbessern können.“

Das fordert auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Vize-Landeschef Sven Neumann: „Um schnellere Zusagen machen zu können, sollte künftig zudem vorsorglich mit mehr und größere Klassen geplant werden.“

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