Nachrufe

„Hans Munk Hansen und Gudrun Westerberg in memoriam“

Hans Munk Hansen und Gudrun Westerberg in memoriam

Hans Munk Hansen und Gudrun Westerberg in memoriam

Erika Knudsen
Apenrade/Aabenraa
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Erika Knudsen, geborene Mailund, hat in den vergangenen Wochen zwei ehemalige Klassenkameraden verloren. So unterschiedlich ihre Wege nach der gemeinsamen Schulzeit auch waren, so gab es doch viele gemeinsame Erinnerungen.

Kürzlich sind innerhalb weniger Tage zwei meiner ältesten Schulkameraden gestorben, die ganz verschiedene Wege gegangen und unterschiedlich als deutsche Nordschleswiger bekannt waren.

Ich feile schon Tage an einem gemeinsamen Nachruf herum, und verliere mich in unendlichen gemeinsamen Erinnerungen. Ich muss trennen. Was uns dreien gemeinsam war, war das Absolvieren der Klassen 3 M und 4 M am deutschen Gymnasium an der (damaligen, red. Anm.) Norderchaussee.

Hans Munk Hansen kam aus Berlin zu uns, wo er bisher mit seiner Familie gelebt hatte. Unsere Schule wurde im Mai 1945 für Unterricht geschlossen, später ganz enteignet. Man beschloss von dänischer Seite, dass wir das Mittelschulexamen und die Abiturienten ihr Abitur nachholen durften. Das geschah in Räumen der deutschen Bücherei.

Nach den Sommerferien waren Reste der 4 M in der dänischen Statsskole aufgenommen und in einer separaten Realklasse gesammelt worden. Darunter auch Hans Munk.

Gudrun Clausen (spätere Westerberg) war gleich nach dem Mittelschulexamen aus der Schule gegangen. Diese Klasse wurde nach dem Realexamen 1946 in Rektor Buchreitz’ Garten fotografiert, eine Aufnahme die in deutschen Veröffentlichungen fälschlicherweise als die 4 M des deutschen Gymnasiums bezeichnet worden ist. Gudrun war da schon nicht mehr dabei.

Von uns gingen dann weiter in die Gymnasialklassen Herbert Asmussen, Emil Jespersen, Hermann Knudsen und Erika Mailund, die 1949 das Abitur ablegten.

Hans Munk wurde in Apenrade aufgrund mangelnder Dänischkenntnisse nicht für das Lernen für das Abitur zugelassen. Er hat dann in Sonderburg (Sønderborg) Examen gemacht – soviel ich weiß – hat später Architektur studiert und wurde Professor an der Kopenhagener Universität.

Sein Schaffen auf diesem Gebiet verdient eine professionelle Besprechung, die ich nie hier gesehen habe, aber die es sicher gibt. Vor wenigen Jahren zeigte das Ziegelmuseum in Ekensund (Egernsund) einen Ausschnitt seines enormen Schaffens. Der Dom von Roskilde und die Sct. Petri Kirche in Kopenhagen sind das wenigste aber wohl bekannteste davon.

Gudrun Westerberg,  geb. Clausen, oder einfach Gudde dürfte vielen in Apenrade bekannt sein. Sie hat vielerlei Aufgaben bei deutschen Arbeitgebern und anderswo gehabt und im deutschen Leben hier im Landesteil teilgenommen.

Sie hat dann einen dänischen Offizier mit einem Sohn geheiratet, für den sie eine liebevolle Mutter wurde. Der frühe Tod ihres Mannes ließ sie dann allein mit dem Jungen. Es entstand bald eine Gemeinsamkeit mit dem besten Freund ihres verstorbenen Mannes, dem Luftkapitän E. Westerberg, und bald war sie auch „Mutter“ für dessen große Kinderschar. So hat sie viel Liebe bekommen und viel Liebe gegeben.

Dass sich dann ihre Familie noch vergrößerte, als sie nach dem Suchen und Auffinden ihrer biologischen Eltern in Nordjütland Kontakt zu dem Ursprung ihres Lebens bekam, sei nebenbei noch erwähnt.

Zu ihrem 90-jährigen Geburtstag war sie sehr davon bewegt. „Wie hat sich meine Mutter wohl bei meiner Geburt gefühlt?“

Mich hat sie wenige Tage vor ihrem Tod angerufen. „Erika, ich rufe dich an, um mich von Dir zu verabschieden!“

Wir haben einander so viele Jahre nicht gesehen, aber bei unserer „Heimkehr“ im Jahre 2000 waren wir wieder eng miteinander.

Mit wem soll ich jetzt alte Schlager singen?            

Es war wunderbar, dass bei ihrer Beisetzung auch ihr Leben in und mit der deutschen Minderheit erwähnt wurde. Dafür auch ihrem Mann Poul Erik Dank.

Erika Knudsen
Haderslevvej 26, st. th.
6200 Aabenraa

 

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