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Schon als Baby zur Grammofonmusik geschunkelt

Schon als Baby zur Grammofomusik geschunkelt

Schon als Baby zur Grammofonmusik geschunkelt

Tondern/Tønder
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Ulla Terp hat ihre langjährige Mitgliedschaft in der Musikvereinigung mit vielen Fotos und Zeitungsausschnitten von den Konzerten dokumentiert. Foto: Brigitta Lassen

Nach 65 Jahren als Chormitglied singt Ulla Terp aus Tondern künftig nur noch am Strand und im Garten und nicht mehr in der Musikvereinigung Nordschleswig. Die dienstälteste Sängerin hängt aber die Musik nicht ganz an den Haken.

Die Musik hat Ulla Terp ein Leben lang begleitet. Das sieht man nicht nur an der großen Archivsammlung und aufbewahrten Partituren aus ihrer aktiven Zeit als Mitglied der Musikvereinigung Nordschleswig. Schon an der Haustür am Straßenzug Mågen in Tondern wird der Besucher von einem im Wind baumelnden Notenschlüssel aus Metall willkommen geheißen. Im Haus erzählen Konzertplakate, Gemälde und Bilder dass hier eine Freundin der Musik wohnt.

65 Jahre Chormitglied

Dennoch hat die 78-jährige Mutter von zwei erwachsenen Söhnen jetzt ein Kapitel in ihrer musischen Laufbahn beendet. Nach der Aufführung des Messias in der Klosterkirche hat Ulla Terp die Nordschleswigsche Musikvereinigung verlassen. Sie war mit 65 „Dienstjahren“ das dienstälteste Chormitglied. „Ich habe die Entscheidung getroffen, und ich bin froh, dass ich sie selbst treffen konnte“, lacht Ulla Terp, die ihre Mitstreiter und Wegbegleiter aber nicht gänzlich aus den Augen verlieren wird.

Künftig im Publikum

Sie wird künftig mit ihrem Mann Horst Terp, der ein großer Fan des Chors ist und auch immer an den Chorreisen teilgenommen hat, im Publikum sitzen. Das wird auch spannend“, meint die stets gutgelaunte Frau, die ihren ersten Auftritt mit der Musikvereinigung in der Tonderner Christkirche mit 900 Zuhörern erlebte. Auf dem Programm stand damals der Messias (Georg Friedrich Händel). Mit dem Elias (Felix Mendelssohn- Bartholdy schloss sie ihre Chorkarriere im Herbst ab.

 

Ihre Freundin aus dem Niebüller Gymnasium zeichnete die an Musik interessierte Ulla Terp als Teenager. Foto: Brigitta Lassen

Dass die Musik ihre Leidenschaft werden sollte, zeigte sich schon in ihrer allerfrühesten Kindheit. Wenn ihre Mutter das Grammofon anmachte, bewegte sich ihre Tochter auf dem Po sitzend rhythmisch zur Musik. Kippte sie um, wurde sie wieder hingesetzt und es wurde weiter geschunkelt.

Begegnung mit Michaelik

Nach dem Umzug der Familie von Lendemark nach Tondern lernte sie im Januar 1953 den späteren Dirigenten der Musikvereinigung, Hanskarl Michalik, kennen, der als Wanderlehrer Musikunterricht an der provisorischen deutschen Schule im Turnerheim in Tondern gab. Er fragte, ob die Schüler nicht im Chor mitmachen wollten. Am Friedrich-Paulsen-Gymnasium in Niebüll war Ulla Terp, die mit ihren beiden Schwestern Heidrun und Gisela auch im Kirchenchor der Christkirche mitsang, im Schulchor dabei und durfte diesen sogar dirigieren. Die Schwestern haben auch bei der Musikvereinigung mitgemacht.

Mal Alt, mal Sopran

„Ich konnte früher auch Posaune, Trompete und Gitarre spielen. Heute habe ich nur noch meine Stimme“, lacht die 78-Jährige, die früher Alt sang, dann zum Sopran wechselte, um wieder beim Alt zu landen.

Sie sang bei der Musikvereinigung erst elf Jahre in Tondern, dann zwölf Jahre in Sonderburg und 42 Jahre wieder in Tondern, wo sich der Chor immer donnerstags in der Ludwig-Andresen-Schule trifft und immer wieder gerne neue Mitglieder aufnimmt. Von den Hauptproben, die in Apenrade oder in Tondern stattfinden, hätte sie nicht viele verpasst. „Ich glaube eine und wurde prompt von Michalik zur Rede gestellt.

Bei der Musikvereinigung entstanden viele Freundschaften. Foto: DN-Archivfoto

Dabei war ich schwanger und es ging mir nicht so gut“, erinnert sich die quirlige Musik- und Naturliebhaberin. Die Konzerte hat sie alle mitgemacht, bis auf einziges, als sie 1962 Abitur machte. Ein Lieblingschorwerk hätte sie nicht. Jedes sei auf seine Weise ein Erlebnis gewesen. Nur auf die Klassik will sie ihren Musikgeschmack auch nicht beschränken. „Ich hörte früher sehr viel Jazz, Rock, Elvis Presley und ich besuche ja auch die Konzerte des Tønder Festivals. Meine bevorzugte Musikrichtung ist dort die irisch-schottische Folkmusik. Ich bin auch offen für alles Neues“, meint die vierfache Großmutter. 

 

Diesem Bild konnte Ulla Terp nicht wiederstehen, das sie bei der Konfirmation ihres Enkels im Hotel in Lügumkloster entdeckte. Heute hängt es in ihrem Wohnzimmer. Foto: Brigitta Lassen

Ihren beiden Jungs Lars und Ulf hat sie die Freude am Singen nicht vermitteln können. „Ich habe es versucht. Sie haben aber die Konzerte besucht und auch mit meinem Enkel an der Abendkasse gesessen“, meint sie lachend.

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