Chortreffen

Tondern ist seit Jahren für Singgemeinschaft ein Hit

Tondern ist seit Jahren für Singgemeinschaft ein Hit

Tondern ist seit Jahren für Singgemeinschaft ein Hit

Tondern/Tønder
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Mit Engagement und Freude bei der Sache Foto: Monika Thomsen

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Sängerinnen und Sänger aus dem Inland und teils aus Norwegen, Schweden und Deutschland beleben derzeit das Stadtbild. Das Ergebnis der sechs klangvollen Tage wird am Freitag präsentiert.

An die 300 Bässe, Tenöre, Baritone, Soprane und Alt-Stimmen in verschiedenen Altersklassen ertönen in diesen Tagen in Tondern.

Das Sprichwort, wo man singt, da lass dich ruhig nieder, hat in der Wiedaustadt seit vielen Jahren in der Jahreswoche 30 Bestand.

Dann führt die landesweite Organisation für 315 Amateur-Chöre mit knapp 10.000 Mitgliedern, „Kor 72“, ihr Sommertreffen in der Wiedaustadt durch.

Der Drahtzieher

Dass Tondern seit Ende der 1980er Jahre Austragungsort für das Event ist, ist  dem früheren Tonderner Gymnasiallehrer Karlo Christensen zuzuschreiben. „Er und seine Frau Kirsten Juul Sørensen haben durch die Jahre einen großen Einsatz geleistet“, berichtet der stellvertretende Vorsitzende der Organisation, Anders Hamming.

Der Weg in Tondern wurde 1986 mit dem Treffen Nordklang bereitet, für das Karlo Christensen die Fäden zog.

Die Vorsitzende von „Kor 72", Lisbeth Gråkjær, bei dem morgendlichen Treffen Foto: Monika Thomsen

50 Jahre Chorarbeit

Der Verband, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert, arbeitet für das Sommertreffen eng mit der Organisation syng.dk zusammen, die die jungen Sängerinnen und Sänger unter ihren Fittichen hat.

Die Kindergruppe bereitet ein Theaterkonzert vor. „Sie haben selbst zur Handlung beigetragen“, berichtet Hamming, während die Teilnehmenden nach dem morgendlichen gemeinsamen Singen in der Kantine des Gymnasiums zu ihren jeweiligen Gruppen ausschwirren.

Einige Familien sind mit drei Generationen vertreten. „Es gibt auch Großeltern, die ihren Enkel mitbringen“, so Hamming. Er kommt von Fünen und singt dort im Odense Kammerkor.

„Hier geht es lang": Anders Hamming, stellvertretender Vorsitzender von „Kor 72" Foto: Monika Thomsen

„Wir konnten nicht noch ein Jahr warten"

„Die Rahmen hier im Gymnasium sind perfekt. Die Verpflegung liegt in den Händen von Hostrups Hotel“, berichtet er. Im Gymnasium werden bis zu 280 Personen beköstigt.

Das Sommertreffen von „Kor 72“ findet jeweils zwei Jahre in Folge in Tondern statt, und im dritten Jahr gibt es dann das nordische Treffen Nordklang. Dieses Jahr ist Island der Austragungsort.

„Das jüngste Chortreffen in Tondern fand 2018 statt. Eigentlich hätten wir dieses Jahr nicht nach Tondern sollen. Nachdem das Treffen jedoch coronabedingt zwei Jahre ausgefallen ist, konnten wir einfach nicht bis 2023 warten. Zudem wollten wir auch das Jubiläum feiern“, so Anders Hamming.

Der gemeinsame Start in den Tag erfolgt mit einem Lied von dem in Ballum lebenden Komponisten Jens Rosendahl. Foto: Monika Thomsen

Tonderns Stellenwert

Und warum spielt Tondern die erste Geige? „Es bedeutet richtig vielen etwas, dass die Veranstaltung in Tondern stattfindet. Es ist unglaublich gemütlich hier in der Stadt, und es gibt auch Übernachtungskapazität“, so Hamming, der zum 15- bis 20-köpfigen Organisationsteam gehört.

Einige haben sich über Airbnb einquartiert, Schulwohnheime sind belegt, das Wanderheim ist voll ausgebucht, und auch die Nachschule in Emmerschede (Emmerske) beheimatet Sängerinnen und Sänger.

Dirigent Morten Kjær ist von dem motivierten Chor begeistert. Foto: Monika Thomsen

Freude und Lebensenergie

Seit 15 Jahren ist Annette Leth dabei. Um ein Bett muss sie sich nicht kümmern, da sie in Tondern wohnt.

Ihren Alt lässt sie gewöhnlich in Tønderkoret erklingen. Und was fasziniert sie an dem Chortreffen?

„Es ist zum einen die Gemeinschaft. Und dann gibt das Singen eine unglaubliche Energie und Freude und löst nahezu ein Hochgefühl aus“, berichtet die 65-Jährige. Ein weiterer Faktor sindt für sie die „supertüchtigen Dirigenten. Morten Kjær strahlt eine ansteckende Lebensfreude aus, die beim Singen auf uns überspringt“, so die Sängerin.

„Wenn wir Freitag gemeinsam mit dem Orchester üben, dann gibt das den letzten Schub“, sagt Annette Leth.

Die jugendlichen Chormitglieder in der Aula der LAS beim Aufwärmtraining in Regie von Tine Ohrt Højgaard Foto: Monika Thomsen

„Macht euch die Musik und die Wörter zu eigen"

Proberäume gibt es nicht nur im Gymnasium. Der rhythmische Jugendchor übt in der Aula der Ludwig-Andresen-Schule. Die rhythmischen Erwachsenen, zu denen Annette gehört, sind in der Mehrzweckhalle mit Spiegelwand in den Tondernhallen zu finden.

„Das ist klasse. Ich liebe es, wenn ihr euch gleich voll einbringt. Ich möchte gerne, dass es aus eurem Inneren kommt und ihr euch die Musik und die Wörter zu eigen macht“, hört man dort den Dirigenten Morten Kjær.
„Und jetzt bitte mit Freude in der Stimme“, lautet seine Aufforderung an die rhythmischen Sängerinnen und Sänger.

Gemeinsamer Nenner ist die Freude am Singen: Ilse Rønnekilde Overbjerg, Anette Kure Corneliussen sowie Annette Leth (v. l.). Foto: Monika Thomsen

„Ich komme wieder"

„Es ist einfach toll. Ich habe vor sieben Jahren auch schon mal dirigiert. Der Chor mit 140 motivierten Sängerinnen und Sängern, die Freude am gemeinsamen Singen haben, ist souverän“, erklärt Morten Kjær.

„Das gemeinsame Singen ist gut für Hirn und Herz“, fügt er hinzu.

„Ich bin das erste Mal dabei. Es ist wunderbar. Ich komme wieder“, versichert Anette Kure Corneliussen aus Frederiksberg.

Bekannte und neue Gesichter

„Man wird ein bisschen abhängig, und man trifft alte und neue Freunde“, heißt es aus der Runde, zu der außer Annette Leth auch Ilse Rønnekilde Overbjerg aus Slagelse gehört. Sie ist zum vierten Mal mit von der Partie.

Sie weisen darauf hin, dass einige vielleicht in ihrem Chor zu Hause Klassik singen, in Tondern aber in der rhythmischen Abteilung mitmachen, oder umgekehrt.

„Wir haben uns auch bei anderen Treffen von Kor 72 wiedergesehen", berichten Ilse und Annette.

Ein Gefühl der Geborgenheit

„Wenn wir Freitagabend beim Konzert auf der Bühne stehen, fühlen wir uns geborgen“, berichten sie. Ein ganz besonderes Gefühl sei es, wenn sie im Musikhaus in Aarhus an der Seite von professionellen Musikern wie zum Beispiel Michael Falch auftreten.

„Wir sind ja nur Amateure, wir dringen aber bei unseren Auftritten mit unserem Gesang durch. Es gibt einen Grund dafür, dass Kor 72 seit 50 Jahren besteht“, so Ilse. „Die professionellen Musiker schätzen diese Zusammenarbeit", weiß Anette K. Corneliussen.

Tradition wird weitergeführt

„Viele Teilnehmende sind sehr treu und kommen Jahr um Jahr. Einige sind mit der Tradition aufgewachsen und führen sie nun als Erwachsene fort. Das, wenn viele zusammen singen, kann etwas“, so Annette Leth.

„Die Woche 30 ist vorgemerkt. Daran wird nicht gerüttelt“, steht für Ilse Rønnekilde Overbjerg fest.

Am Freitag, 29. Juli, gibt es drei Konzerte. Foto: Kor 72

Kostenfreies Konzertvergnügen hoch drei

Das Chortreffen, bei dem der soziale Aspekt und das Singen auch abends nicht zu kurz kommen, gipfelt am Freitag mit drei Konzerten zum Nulltarif.

Die Kinder treten ab 14 Uhr in der Schweizerhalle auf. Um 16 Uhr folgt im Gymnasium die klassische Gruppe mit Carl Orffs Kantate  „Carmina Burana“. Ab 20 Uhr heißt es dort dann Bühne frei für den rhythmischen Jugendchor und die erwachsenen Kolleginnen und Kollegen.

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