Schiffbau

Disney bestellt vier Schiffe bei kriselnder Meyer Werft

Disney bestellt vier Schiffe bei kriselnder Meyer Werft

Disney bestellt vier Schiffe bei kriselnder Meyer Werft

dpa
Papenburg
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Ein neuer Großauftrag macht der finanziell schwer angeschlagenen Meyer Werft Hoffnung. (Archivbild) Foto: Lars Penning/dpa

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Die für ihre Kreuzfahrtschiffe bekannte Meyer Werft steckt in der größten Krise ihrer 200-jährigen Geschichte. Ein neuer Großauftrag macht dem Unternehmen jetzt Hoffnung.

Die finanziell schwer angeschlagene Meyer Werft verzeichnet einen neuen Großauftrag: Bis 2031 soll sie vier Kreuzfahrtschiffe für die Disney Cruise Line bauen. Nach Unternehmensangaben handelt es sich um den größten Auftrag in der Geschichte der Meyer Werft. Das Volumen der Bestellung nannte die Werft aus dem niedersächsischen Papenburg aber nicht.

Die vier Schiffe sollen von 2027 bis 2031 abgeliefert werden. Details zu Design, Namen und Routen seien derzeit in der Entwicklung. Inhaber Bernard Meyer habe die Vereinbarung mit Disney in der vergangenen Woche unterzeichnet.

340 Stellen sollen wegen milliardenschwerer Finanzlücke gestrichen werden

Die Meyer Werft steckt in der schwersten Krise ihrer mehr als 200-jährigen Existenz und muss zur Finanzierung von Schiffsneubauten bis Ende 2027 mehr als 2,7 Milliarden Euro aufbringen. Mit Banken, aber auch dem Bund und dem Land Niedersachsen laufen daher Gespräche über eine mögliche Rettung. Bis zum 15. September müsse das Unternehmen frisches Geld bekommen, hatte Sanierer Ralf Schmitz Ende Juli gesagt.

Hintergrund der finanziellen Schieflage ist, dass einige Verträge für Kreuzfahrtschiffe vor der Corona-Pandemie abgeschlossen wurden und keine Anpassung an die seitdem drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise vorsehen. Zudem werden in der Branche üblicherweise 80 Prozent des Baupreises erst bei Ablieferung des Schiffes gezahlt - den Bau muss die Werft also mit Krediten zwischenfinanzieren.

Anfang Juli einigte sich die Geschäftsführung der Meyer Werft daher mit dem Betriebsrat und der IG Metall auf ein Restrukturierungskonzept. 340 der mehr als 3.000 Stellen sollen demnach abgebaut werden. Darüber hinaus sollen ein Aufsichtsrat und ein Konzernbetriebsrat geschaffen und der Unternehmenssitz von Luxemburg nach Deutschland zurückverlegt werden.

Landesregierung zuversichtlich für Neuaufstellung der Meyer Werft

Angesichts der bedrohlichen Lage für die Werft sieht Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies den neuen Großauftrag als ein gutes Signal. «Diese Bestellung zeigt nochmal für alle vernehmlich: Die Auftragslage der Meyer Werft ist ausgezeichnet und die dahinter stehende Kundenstruktur absolut solide. Das Kreuzfahrtsegment boomt», sagte der SPD-Politiker. Das stimme zuversichtlich für die weitere Neuaufstellung der Werft.

Ähnlich äußerte sich der Betriebsratsvorsitzende der Werft, Andreas Hensen: «Diese neuen Aufträge sind für den Betriebsrat sowie alle Kolleginnen und Kollegen ein weiteres starkes und positives Signal für die Zukunft der Arbeitsplätze in Papenburg.»

Mehr als elf Milliarden Euro im Auftragsbuch

Der Meyer Werft zufolge stehen nun zehn Kreuzfahrtschiffe, ein Forschungsschiff sowie der Stahlbau von vier Offshore-Konverterplattformen im Auftragsbuch. «Unser Auftragsbuch wächst mit den neuen Aufträgen auf über elf Milliarden Euro», sagte Inhaber Bernard Meyer. «Mit 95 Prozent Exportanteil entwickeln wir uns positiv gegen den aktuellen Deutschlandtrend.» Die Aufträge bedeuteten zudem «viel Wohlstand und Steuereinnahmen für Deutschland».

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