100 Jahre deutsche Minderheit

Teil 35: Kette als Auszeichnung

Teil 35: Kette als Auszeichnung

Teil 35: Kette als Auszeichnung

Hauke Grella
Hauke Grella Museumsleiter
Sonderburg/Sønderborg
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Foto: Privat

Namensgeber Uwe Jens Lornsen trug dazu bei, dass Reformen angeschoben wurden.

Im Besitz des Deutschen Museums Nordschleswig befinden sich viele Orden und Auszeichnungen. Gerade aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Diese haben, wenn sie nicht von einer bekannten Persönlichkeit stammen, im Normalfall keinen großen historischen Wert und wurden in Massen produziert. Damit ist aber nicht gesagt, dass sie für den Ordensträger oder dessen Familie einen eigenen Wert haben.  

Eine Auszeichnung, die sicher keine „Massenware“ darstellt, ist die Lornsen-Kette des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes. Mit ihr sollten Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die sich um das Deutschtum in und um Schleswig-Holstein verdient gemacht hatten. Einige Nordschleswiger konnten sich in die Liste der Preisträger eintragen. Aber dazu später mehr. Vielleicht sollte erst einmal geklärt werden, wer der Namensgeber der Kette gewesen ist. Ohne Zweifel ist er heutzutage nicht mehr in der Breite der Bevölkerung präsent, auch wenn er immer wieder von der deutschen Seite für deren Agitation im nationalen Gegensatz des Grenzlandes „herangezogen“ wurde. Fast schon so inflationär wie die Aussage „Up ewig ungedeelt“ aus dem Ripener Vertrag. 

Die Kette wurde nach dem Sylter Kapitänssohns Uwe Jens Lornsen benannt. Dieser hatte am  5. November 1830 eine Flugschrift mit dem Titel „Ueber das Verfassungswerk in Schleswigholstein“ veröffentlicht. Ziel war es, Reformen der absolutistisch regierten Herzogtümer und des dänischen Gesamtstaats anzuregen. Des Weiteren forderte er, dass der Gesamtstaat zu einem „Doppeltstaat“ umgewandelt werden sollte. Damit war gemeint, dass Dänemark und Schleswig-Holstein nur noch Oberhaupt und die Außen- und Verteidigungspolitik teilen sollten. Die Reaktion darauf, ließ nicht lange auf sich warten.  Am 23. November 1830 wurde Lornsen  gefangengenommen. Zwei Jahre später, 1832, wurde er aus der Haft entlassen. Sechs Jahre danach, mit zwischenzeitlichem Aufenthalt in Südamerika, nahm er sich 1838 das Leben. Dies wohl aufgrund einer psychischen Krankheit. 

Postkarte von 1920 Foto: Privat

 

Grundsätzlich hat Lornsen mit seinen Ideen dazu beigetragen, dass Reformen angeschoben wurden. Eine Abtrennung der Herzogtümer von Dänemark formulierte er nicht. Obwohl er die Galionsfigur der deutschen Schleswig-Holsteinischen Bewegung wurde, fanden seine Ideen fast keinen Anklang in dem Staatsgrundgesetz für die Herzogtümer Schleswig-Holsteins. Dieses wurde 1848 verabschiedet. Auch nach der Zeit der Erhebung,, war er in der Öffentlichkeit weiterhin präsent. Schulen und Straßen wurden nach ihm benannt und sind es zum Teil noch heute. 1920, bei der Volksabstimmung, wurden Postkarten (siehe Abbildung) und Wahlplakate mit seinem Konterfei gedruckt.  

Und auch in den 1950er Jahren war Uwe Jens Lornsen bei Teilen der Bevölkerung immer noch präsent. So entschied sich der Schleswig-Holsteinische Heimatbund 1952, seinen Ehrenpreis nach Lornsen zu benennen. Eine dieser Ketten, die sich in der Sammlung des Deutschen Museums Nordschleswig befindet, stammt von Johannes Schmidt Wodder.

Dieser hatte sie 1953, als einer der Ersten, verliehen bekommen. In der Begründung für die Ehrung, vorgenommen durch den Vorsitzenden Hanno Schmidt, hieß es: „Der Schleswig-Holsteinische Heimatbund will durch diese Berufung den langjährigen Führer des nordschleswigschen Deutschtums ehren, der über die Betreuung der ihm politisch anvertrauten Volksgruppe hinaus wichtige Beiträge für eine Neuordnung des Minderheitenrechts in ganz Europa lieferte, der sich in seiner Wirksamkeit im dänischen Reichstag für die Sicherung der Lebensrechte der deutschen Nordschleswiger erfolgreich einsetzte und alle bitteren Erlebnisse und Erfahrungen zum Trotz der hochgemute Deutsche geblieben ist, dessen starker Geist und ungebeugter Christenglaube ihn zu einem Vorbild für viele machte.“  Schmidt Wodder war u. a. Pastor, federführend im Aufbau der deutschen  Minderheit nach der Volksabstimmung 1920 und vertrat diese von 1920 bis 1939 im dänischen Folketing. Andere Preisträger aus der Minderheit waren u. a. Harro Marquardsen, ehemals Vorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswig, und Frederik Christensen, ehemals Schulrat. 

Die eine Seite des Anhängers der Lornsen-Kette, zeigt das Schleswig-Holstein-Wappen und die Jahreszahl 1953, das Jahr der Verleihung; die andere Seite, das Konterfei Lornsens und seine Initialen. Dazu der Leitspruch „Meine Sache ist so klar wie die Sonne“.  

In die eigentliche Kette sind zwei runde Scheiben mit Doppeleichen eingearbeitet. Die Doppeleiche als Symbol für die Zusammengehörigkeit von Schleswig und Holstein.    

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