Deutsche Minderheit
Zentralbücherei mit breitem Angebot für Teenager
Zentralbücherei mit breitem Angebot für Teenager
Zentralbücherei mit breitem Angebot für Teenager
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Jugendliche sind die Haupt-Ausleiher an dänischen Büchereien, das zeigt eine Studie von „Danmark Statistik“. Wie das Verhältnis in den Deutschen Büchereien Nordschleswig ist und wie Teenager an ihre Bücher kommen, erklären Bibliotheksassistentin Katja Hinz und Direktorin Claudia Knauer.
Die Deutsche Zentralbücherei in Apenrade ist, wie alle in Dänemark, kostenlos und frei für jeden zugänglich. Eine „Jugendecke“ soll Teenager anlocken und für das Lesen begeistern. Das auch mit Erfolg, erzählt Büchereidirektorin Claudia Knauer.
Trotzdem zeigt die Erfahrung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, dass Teenager dort nicht die Altersgruppe mit den meisten Ausleihen sind. „Wir haben eine Sonderstellung als eine deutsche Bücherei in Dänemark“, erklärt Knauer.
„Unsere Zielgruppe ist viel kleiner. Hinzu kommt, dass die deutschen Schulen weit weg von uns liegen. Außerdem haben wir einige Angebote für Schülerinnen und Schüler, die wahrscheinlich nicht noch zusätzlich vor Ort Bücher ausleihen möchten.“
Schulbelieferungen
Eines dieser Angebote sind die halbjährlichen Bücherlieferungen an die deutschen Schulen in Nordschleswig. Bibliotheksassistentin Katja Hinz hat bereits einige davon erstellt und bearbeitet. „Das ist richtige körperliche Arbeit“, erklärt sie.
Bis zu 900 Bücher sortiert sie allein oder mit einer Kollegin. Danach räumen sie diese in 12 bis 20 Kisten. Welche Titel dazugehören, muss sie meistens selbst entscheiden. „Häufig wünschen sich die Schulen nur ‚eine bunte Mischung‘, und dann überlege ich, was gut geeignet ist.“
Deshalb kennt sich die Bibliotheksassistentin nicht nur gut im Bücherinventar aus, sondern sie achtet auch auf die einzelnen Vorlieben der Schulen. Knauer ist stolz, dass die Bücherei so genau auf die Schulen eingehen kann: „Wir haben eine Mitarbeiterin, Silke Amthor, die mit den einzelnen Schulen in Kontakt steht. So wissen wir immer, was gut ankommt und was nicht.“
In der Regel braucht Hinz, wenn sie mit einer Kollegin arbeitet, etwa zehn Stunden für eine Lieferung. Ist sie fertig, holt der Hausmeister alle Kisten ab und bringt die vom vergangenen Halbjahr zurück in die Bücherei.
Doch dann ist erst die Hälfte der Arbeit geschafft: Nun reinigt sie Bücher, gibt sie gegebenenfalls weiter in die Reparatur und sortiert sie zurück. „Ich arbeite jetzt seit über 20 Jahren als Bibliotheksassistentin, und trotzdem sage ich noch laut das Alphabet“, gibt Hinz lachend zu.
Und das ist wichtig, denn Sorgfalt steht an oberster Stelle. „Es gibt nur einen richtigen Platz für ein Buch. Steht es woanders, finden wir es nicht mehr wieder“, sagt Knauer nachdrücklich.
Bei den Jugendlichen von den elf teilnehmenden Schulen kommt das Angebot sehr gut an. Immer wieder greifen sie nach einem neuen Roman und entdecken so das Lesen für sich. „Uns ist es sehr wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen Spaß am Lesen haben. Deswegen schicken wir auch hauptsächlich Romane oder wie wir das nennen ‚Schöne Literatur'“, erklärt die Büchereidirektorin.
Klassensätze mit modernen Werken
„Wir sind die Bücherei mit den meisten Klassensätzen aus ganz Schleswig-Holstein“, erklärt Knauer stolz. Die Deutschen Büchereien Nordschleswig sind in der Schleswig-Holsteinischen Büchereizentrale gemeldet und arbeiten eng mit dem Bundesland zusammen.
„Einige Sätze von uns sind so alt, dass ich sie früher schon in der Schule gelesen habe. Ich möchte das gerne moderner haben, weshalb wir mittlerweile auch viele neuere Bücher kaufen.“ Auch hier steht bei ihr im Vordergrund, dass die Schüler Freude am Lesen haben sollen.
Uns ist es sehr wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen Spaß am Lesen haben.
Claudia Knauer
Ebendarum stehen neben Werken wie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ von Christiane Felscherinow auch modernere Titel wie „Harry Potter“ von J. K. Rowling oder „Erebos“ von Ursula Poznanski.
Doch bei den Klassensätzen immer aktuell zu bleiben, ist kostspielig. „Man braucht von einem Buch ja nicht nur eine Ausgabe, sondern immer 20 bis 25 Stück. Das kann ganz schön teuer werden“, gesteht Knauer.
Sie ist der Meinung, dass die Jugendlichen durch das Lesen die deutsche Sprache besser lernen. Denn nicht alle Kinder der Minderheit haben Deutsch als Muttersprache. Für solche Schülerinnen und Schüler oder diejenigen, die Probleme mit dem Lesen haben, hat die Bücherei sogar Sätze in vereinfachter Form.
„Zum Beispiel haben wir hier von ‚Wir Kinder vom Bahnhof Zoo‘ einmal das Original und dann noch eine Version in leichter Sprache. Die ist nicht mal halb so lang. Das ist wichtig, denn bei dicken Büchern haben einige Schüler schon keine Lust mehr, wenn sie sehen, wie viel sie lesen müssen“, erklärt die Direktorin.
Bei den Schulen kommen die Sätze gut an. Obwohl die Bücherei gut bestückt ist, gebe es dennoch Zeiten, an denen die Regale fast leer seien, so Bibliotheksassistentin Hinz.
Online-Angebot
„Wir können klar sehen, dass unsere Online-Bücher stark genutzt werden“, stellt die Direktorin fest. An ihrem Computer öffnet sie ein Fenster zum Online-Katalog und gibt einen kurzen Einblick in die unterschiedlichen Medien, die dort zu finden sind. Schnell verweist sie auf eine Duden-Reihe zur Prüfungsvorbereitung.
„Die Duden nutzen unsere Mitglieder sehr viel. Die meisten sind begleitend zum Lernen in der Schule, also beispielsweise für Klausuren gedacht. Deswegen gehen wir davon aus, dass sie hauptsächlich von Teenagern gebraucht werden.“
Knauer sieht es als gutes Zeichen, dass das Online-Angebot so gut ankommt. Nichtsdestotrotz findet sie haptische Bücher besser.
„Viele Jugendliche lesen auch heute noch lieber physisch. Ich bin der Meinung, dass sie dadurch auch besser lernen können. Man kann sich einfach leichter merken, was man gelesen hat und wo etwas seht.“
„Lesen soll Spaß machen!“
Die Deutsche Zentralbücherei Apenrade versucht, für Jugendliche einen Ort zu schaffen, an dem sie sich wohlfühlen. Knauer weiß, dass viele Teenager lesen und die Bücherkisten für die Schulen nutzen.
Aber auch in dem Gebäude sollen sich die jungen Leute zum Lesen, Entspannen oder Arbeiten willkommen fühlen.
„Wir haben die Jugendecke extra von den Kinderbüchern getrennt. Wenn man älter wird, hat man keine Lust mehr, neben den Kleinen zu sitzen.“
In der Jugendecke stehen zwei große Sofas, ein Computer zum Arbeiten, es gibt eine Wii sowie eine Playstation und gratis WLAN, wie im Rest der Bücherei auch. Umrandet wird die Abteilung mit Büchern der Altersgruppe. Die Bücherei versucht, einen Ort zu schaffen, bei dem sich die Teenager wohlfühlen und Lesen mit etwas Schönem verbinden.
Denn schließlich soll Lesen Spaß machen.