Leitartikel

„Die gute Küche“

Die gute Küche

Die gute Küche

Nordschleswig
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Nordschleswig hat endlich einen Michelin-Stern. Dabei ist der Landesteil bereits seit Jahrzehnten die Wiege der kulinarischen Szene Dänemarks, weiß Chefredakteur Gwyn Nissen.

Nordschleswig hat in dieser Woche sein erstes Michelin-Restaurant bekommen: Das Restaurant Syttende im Sonderburger Hotel Alsik hat die Auszeichnung des französischen Reiseführers erhalten. Der rote Stern ist mit dem Aufstieg in die Champions League zu vergleichen – die nordschleswigsche Küche hat jetzt Weltklasse.

Dabei hätte Nordschleswig eigentlich schon längst einen Stern verdient gehabt – schon vor Jahrzehnten. Aber der französische Guide Michelin vergibt erst seit einigen Jahren die begehrten Sterne in der dänischen Provinz. Davor gab es nur Michelin-Sterne in der Hauptstadt. 

Doch ein Christian Bind zu Fakkelgaarden-Zeiten, die Oubæk-Zwillinge in Apenrade, Stig Henriksen in Tondern und allen voran Jens Peter Kolbeck und sein Christies haben bereits in den 90er Jahren auf einem Spitzenniveau gekocht.

In Dänemark war es zunächst eine Handvoll französischer Köche, die in den 80er Jahren die dänische Küche entwickelten und so auch das Fundament für die heutige nordische Küche schufen. Jens Peter Kolbeck war der einheimische Starkoch, der damals ebenfalls eine ganze Generation von Spitzenköchen inspirierte – nämlich die Generation, die jetzt zu 27 Michelin-Restaurants in Dänemark geführt hat. Darunter auch Kochweltmeister Rasmus Kofoed vom Drei-Sterne-Restaurant Geranium.

Nordschleswig hat also bereits seit Jahrzehnten einen Anteil an den kulinarischen Erfolgen in ganz Dänemark gehabt – nur, hier fehlte eben der Stern. Mit hohen Ambitionen, Ehrgeiz, Fleiß und ganz viel Können ist es nun endlich Jesper Koch und seinem Team im Syttende gelungen, den Landesteil auf die kulinarische Landkarte zu platzieren.

Die Gourmetküche im 17. Stock im Alsik ist sündhaft teuer, wenn auch günstiger als in den meisten Hauptstadt-Restaurants. Die meisten würden lieber eine Woche außerhalb der Saison am Mittelmeer verbringen wollen als einen Abend im Sterne-Restaurant – doch ein Sterne-Menü bleibt ein Leben lang in Erinnerung. Dazu ein Tipp: Manchmal treten Michelin-Köche bei Gastauftritten auf, und dann ist das Gourmet-Menü erschwinglich.

Dennoch ist der Aufstieg von Syttende für den Landesteil von großem Wert: Die Sterne-Küche wird Besucher aus ganz Europa nach Sonderburg locken – ja, es gibt tatsächlich Michelin-Touristen –, und die essen eben nicht nur in der 17. Etage des Hotels, sondern schauen sich auch in der ganzen Region um.

Im Koch-Restaurant werden außerdem neue Generationen von Essenskünstlern ausgebildet. Jesper Koch ist der Kolbeck der neuen Generation nordschleswigscher Köche, die dann hoffentlich auch im Landesteil bleiben und nicht alle – so wie es heute der Fall ist – in den Kopenhagener Gourmetrestaurants das Sagen haben.

Und vielleicht gibt es dann ja auch bald einen zweiten Stern für die gute Küche Nordschleswigs.

 

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