Deutscher Tag

Deutsche Minderheit: Was gut läuft — und wo es hapert

Deutsche Minderheit: Was gut läuft — und wo es hapert

Deutsche Minderheit: Was gut läuft — und wo es hapert

Max Hey und Rahel Stäcker
Nordschleswig
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Knivsbergfest
Eine derzeitige Herausforderung ist es auch, die deutsche Minderheit für junge Menschen attraktiver zu machen (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen (Archivbild)

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Herausforderungen: Wie wird das deutsche Nordschleswig fit für die Zukunft? Die Verbände wissen, wo Hebel angesetzt werden sollten. Wir haben ihre Ideen gesammelt.

Im Vorfeld des Deutschen Tages am 6. November in Tingleff (Tinglev) erläutern die Verbandsvorsitzenden des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), wo in ihren Augen die derzeit größten Herausforderungen für die Minderheit liegen.

„Der Nordschleswiger“ fasst die Stimmen der Vorsitzenden zusammen.

Christian Kock, Vorsitzender Landwirtschaftlicher Hauptverein für Nordschleswig

Christian Kock findet, dass die deutsche Minderheit noch viel präsenter sein muss in der Gesellschaft. Vor allem den Kindern in der Schule müsse das von Anfang an bei- und nähergebracht werden, damit sie sich besser damit auseinandersetzen und identifizieren können – sowohl den deutschen als auch den dänischen Kindern.

Johann Andresen, Vorsitzender Deutsche Nachschule Tingleff

Für Johann Andresen ist es die derzeit größte Herausforderung, neue Mitglieder zu bekommen und die vorhandenen zu behalten.

Elin Marquardsen, Vorsitzende Deutscher Presseverein

Elin Marquardsen sieht momentan keine allzu großen Herausforderungen. Die Minderheit sei so gut aufgestellt wie nie zuvor. Einzig bei den Finanzen sei noch Luft nach oben, aber die seien immer ein Thema, und selbst dort sei man besser als früher aufgestellt.

Laut Elke Lorenzen (Archivfoto) braucht es mehr Arbeitsplätze in Nordschleswig, sodass junge Menschen der Minderheit langfristig erhalten bleiben. Foto: Karin Riggelsen

Elke Lorenzen, Vorsitzende Sozialdienst Nordschleswig

Für Elke Lorenzen besteht die größte Herausforderung allgemein darin, die Minderheit für junge Leute attraktiv zu machen, sodass sie der Minderheit erhalten bleiben, bzw. wiederkommen. Denn „natürlich können sie gerne auch woanders Erfahrungen sammeln, aber wenn sie sich dann niederlassen, sollte Nordschleswig eine attraktive Wahl darstellen“. Dazu brauche es insbesondere auch Arbeitsplätze.

Außerdem sollte die Minderheit auch versuchen, neue Menschen, wie Zuzügler, zu integrieren, die vielleicht nicht genau wissen, was die Minderheit ist, bevor sie herkommen – sodass es auch für Außenstehende reizvoll ist, sich der Minderheit anzuschließen.

Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender BDN

Hinrich Jürgensen sieht die Finanzen als Knackpunkt. Man müsse die Ausgaben im Bund besser managen und darauf hinarbeiten, über einen kompletten Haushalt in der Bundesregierung zu verfügen.

Welm Friedrichsen, Vorsitzender Deutscher Schul- und Sprachverein für Nordschleswig

Aus der Sicht von Welm Friedrichsen ist es die derzeit größte Herausforderung, „dass die Betriebsmittel- und Investitionszuschüsse aus Berlin nicht inflationsausgeglichen werden“. Dies führe dazu, dass es immer schwieriger werde, den laufenden Betrieb – in diesem Fall Kindergärten und Schulen – ohne Überbeanspruchung des Personals durchzuführen, während zeitgleich die Anforderungen an die Verwaltung steigen, erklärt Friedrichsen.

Um die Kapazitäten für die steigenden Schülerzahlen zu erweitern, braucht es laut Welm Friedrichsen (Archivfoto) mehr Investitionszuschüsse aus Berlin. Foto: Karin Riggelsen

Da die Zahl der Schülerinnen und Schüler an den deutschen Einrichtungen steigt, müssten die Gebäudekapazitäten erweitert werden, und dafür würden die Investitionsmittel nicht ausreichen.

„Eigentlich ein positives Problem, doch auch eine große Herausforderung“, so Friedrichsen.

Günther Andersen, Vorsitzender Nordschleswigscher Ruderverband

Günther Andersen sieht es ähnlich wie Johann Andresen. Auch er meint, es sei wichtig, dass sich die Leute für die Minderheit interessieren, dass man neue Mitglieder gewinne und dass die vorhandenen bleiben.

Matthias Alpen, Senior der Nordschleswigschen Gemeinde

Für Matthias Alpen ist aus pädagogischer Sicht der Erhalt der deutschen Sprache die größte Herausforderung. Die Zweisprachigkeit in den Schulen müsse optimiert und gefördert werden. Auch in der Kirche im Grenzland sei der Umgang mit beiden Sprachen ein Knackpunkt.

Jasper Andresen, Vorsitzender Deutscher Jugendverband für Nordschleswig

Für Jasper Andresen besteht die derzeit größte Herausforderung darin, ein attraktives Produkt zu liefern, sodass die Angebote der Minderheit auch die individuellen Bedürfnisse ihrer Mitglieder abdecken.

„Wir müssen die Mitglieder überzeugen, dass wir die richtige Wahl sind“, so Andresen und fügt an: „Wenn man schon den Schritt geht und sagt, ich möchte Teil der Minderheit sein, dann muss es auch so sein, dass man ein qualitativ hochwertiges Leben in dieser Minderheit führen kann.“

Für Jasper Andresen (Archivfoto), ist es wichtig, dass die Angebote der Minderheit die Interessen ihrer Mitglieder widerspiegeln. Foto: Karin Riggelsen

Carsten Leth Schmidt, Vorsitzender Schleswigsche Partei 

Carsten Leth Schmidt meint, dass die Minderheit sich der Besonderheit des Aufwachsens mit zwei Sprachen auf muttersprachlichem Niveau bewusst werden und sich selbst viel mehr schätzen müsse. Man besitze etwas Einzigartiges und könne als Minderheit so viel erreichen, wenn man wolle.

Asmus Peter Asmussen, Vorsitzender Verein Deutscher Büchereien

Eine (positive) Herausforderung sieht Asmus Peter Asmussen darin, sich als Minderheit in der Mitte der Gesellschaft zu positionieren, um so auch den Bedarf der Nordschleswigerinnen und Nordschleswiger gegenüber der Mehrheitsbevölkerung, wie etwa dem Pflegen der deutschen Sprache, noch deutlicher Ausdruck verleihen zu können.

Für den Büchereiverband wird die größte Herausforderung laut Asmussen der anstehende Austausch der Bücherbusse, was ein kostspieliges Unterfangen darstellt. Deswegen werde es auch interessant, wie viel Fördergelder von der neuen Bundesregierung in Deutschland fließen werden. Insgesamt aber verhalte es sich mit der Minderheit derzeit wie beim Bauern mit dem Wetter: „Die Lage ist gut, aber kann immer noch besser sein.“

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