Schleswig-Holstein

Sensationsfund: Ladelund war offenbar Handelsplatz für Wikinger

Sensationsfund: Ladelund war offenbar Handelsplatz für Wikinger

Ladelund früher wohl Handelsplatz für Wikinger

Jan-Uwe Thoms/shz.de
Ladelund
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Mit Schaufel und Kelle legen Mette Klomfaß und Alexander Witte Fundstücke in einem ovalen Grubenhaus frei. Foto: Jan-Uwe Thoms/shz.de

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In Ladelund südlich der Grenze in Schleswig-Holstein buddelt das Archäologische Landesamt derzeit. Dabei hat das Team erstaunliche Funde gemacht: War Ladelund früher ein bedeutender Handelsplatz an der Strecke von Haithabu nach Ribe?

Gleich mehrfach nahm der sonst eher zurückhaltende Grabungsleiter Dr. Alexander Maaß das Wort „sensationell“ in den Mund, als er den Mitgliedern des Heimatvereins Schleswigsche Geest die bisherigen Ergebnisse der Ausgrabungen in Ladelund vorstellte. Seit gut einem halben Jahr untersuchen der Archäologe und sein Team auf drei Hektar Ausgrabungsfläche, was der Boden unter dem geplanten Baugebiet „Auf den Toften“ an Geheimnissen aus der frühen Geschichte Schleswig-Holsteins bisher verborgen hatte.

Mehrere Grabungsschichten übereinander

„Wir hatten hier bisher Befunde aus drei Epochen“, erklärt Maaß. „Die ältesten Siedlungsbefunde stammen aus der römischen Kaiserzeit, also um 100 n. Chr. Es folgen Befunde aus der Zeit der Völkerwanderung zwischen 400 und 600 n. Chr. Die meisten Befunde stammen jedoch aus der Wikingerzeit zwischen 800 und 1050 n. Chr.“ Dabei stellte das Team des Archäologischen Landesamtes fest, dass Häuser mehrfach übereinander gebaut wurden, sodass Befunde mitunter in Grabungsschichten aufeinander lagen.

„In der Ausgrabungsfläche haben wir bisher 17 Grubenhäuser und mehrere Langhäuser entdeckt“, sagt Maaß weiter. „Die Grubenhäuser dienten als Werkstätten, die Langhäuser als Wohnraum.“ Dabei fanden die Archäologen mehrere Grubenhäuser, in denen Schmieden betrieben wurden, andere beherbergten Spinnereien und Webereien. „Hier wurde Schafwolle zu Fäden gesponnen und dann zu Tüchern an sogenannten Senkrechtwebstühlen gewebt.“

Die Vielfalt des Handwerks lasse den Schluss zu, dass das Wikingerdorf ein für seine Zeit offenbar bedeutender Handelsplatz zwischen Haithabu und Ribe war. Die Lage des Ortes, zentral zwischen den Häfen von Haithabu, Leck, Tondern und Ribe, könnte dem Archäologen zufolge eine besondere Bedeutung haben. Diese Wikingersiedlung konnte die seefahrenden Wikinger mit den benötigten landwirtschaftliche Produkten, Eisenwaren und Kleidung versorgen.

Weltweit erster Beweis für Glasproduktion

Als sensationell bezeichnete der Wissenschaftler den Fund von „Glasschlacke“ in einem Grubenhaus, daran ein roter Glastropfen. Die Glasproduktion war den Wikingern nach den bisherigen Kenntnissen der Wissenschaft unbekannt. Hier fand sich der weltweit erste Beweis, dass Wikinger auch Glasprodukte herstellen konnten. So fanden sich im Boden etliche Glasperlen, die vor Ort hergestellt worden sein könnten.

Auf keinen Fall hier produziert worden seien die Fragmente einer kleinen Statuette, die aus einer vergoldeten Blei-Zinn-Legierung bestand. „Solche Statuetten sind aus dem historischen Byzanz bekannt“, erklärte der Ausgrabungsleiter den staunenden Zuhörenden.

Nicht nur die als Werkstätten genutzten Grubenhäuser, deren Fußböden etwa einen Meter unter dem Erdniveau lagen, sondern auch zwei der Langhäuser überraschten das Grabungsteam. Allein ihre Größe von 30x7 Metern sei schon ungewöhnlich. „Eigentlich sind diese Häuser als Wohnhäuser überdimensioniert.“ Maaß spekuliert, dass dies Versammlungshallen gewesen sein könnten – ein weiterer Hinweis auf die Bedeutung des Ortes. „Sicher ist aber – das zeigen die Funde der letzten Jahre – dass die Besiedlungsdichte der Geest im 1. Jahrtausend n. Chr. wesentlich höher war, als bisher gedacht.“

Zum Abschluss der aufschlussreichen Führung zeigte der Archäologe den Zuschauenden noch den Beginn der Ausgrabungen am Brunnen der Siedlung. „Hier werden wir in der nächsten Woche mehrere Meter in die Tiefe graben“, erläuterte er. „Wenn sich dort unten vielleicht sogar noch Wasser befindet, könnte einiges, was in den Brunnen gefallen ist, konserviert worden sein.“

Es bleibt also spannend in Ladelund – und auf lokale Historikerinnen und Historiker kommt eine aufregende Zeit zu, wenn das Archäologische Landesamt im nächsten Jahr seinen Abschlussbericht vorlegt.

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