Thema der Woche: Die lokale Musikzsene

Eine Frau hat vor 30 Männern den Taktstock fest im Griff

Eine Frau hat vor 30 Männern den Taktstock fest im Griff

Eine Frau hat vor 30 Männern den Taktstock fest im Griff

Jan Sternkopf
Jan Sternkopf Journalist
Apenrade/Aabenraa
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Pia Jeanette Nielsen gibt beim Apenrader Shantychor den Takt an. Foto: Karin Riggelsen

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Der Apenrader Shantychor hat einen neuen Skipper. Eine neue Skipperin muss es heißen, denn Pia Jeanette Nielsen hat nach Nis-Edwin List-Petersen den Taktstock übernommen. Sie musste doch erst überredet werden, denn für den Männerchor hatte die Organistin eigentlich keine Zeit. Jetzt freut sie sich auf die Proben.

Der Apenrader Shantychor steht neuerdings unter weiblichem Kommando. Seit September haben die rund 30 Männer mit Pia Jeanette Nielsen einen neuen „Skipper“, nachdem der bisherige Dirigent Nis-Edwin List-Petersen den Taktstock an sie weiterreichte. Nach einer Weile, so Pia Jeanette Nielsen.

Denn eigentlich hatte sie keine Zeit für einen Shantychor. Erstens ist das gar nicht ihr Gebiet, zweitens war ihr Kalender sowieso mit anderen Dingen gefüllt.

„Aber dann wurde ich erneut mehrmals aufgefordert, doch den Versuch zu wagen. Und dann habe ich zugesagt, weil mich die Aufgabe reizte. Außerdem bin ich der Ansicht, dass man ab und zu mal etwas Neues probieren muss“, erzählt die Chorleiterin.

Der „Versuch“ wurde zum positiven Erlebnis.

Die neue Dirigentin bringt viel Energie mit in die Chor-Arbeit. Foto: Karin Riggelsen

Jux und Dollerei

„Ich mag die gute Laune, die die Männer verbreiten. Es gibt jede Menge Jux und Dollerei – so bin ich auch selbst.“

Wenn es aber ans Üben geht, dann hat der Spaß ein Ende.

„Ich habe den Mitgliedern klargemacht, dass sie die Proben ernst nehmen sollen. Denn wenn wir vor ein Publikum treten, dann wollen wir auch etwas können“, erklärt Pia Jeanette Nielsen.

Sie kommt aus einem musikalischen Zuhause. Zwar nicht mit Klavier, dafür aber mit einem Harmonium.

„Das Instrument hatte sich mein Vater angeschafft. Scheinbar war das damals ganz große Mode. Ich habe auch gespielt, es hat sich aber nicht besonders schön angehört – auf jeden Fall baten meine Eltern, dass ich entweder aufhörte oder zumindest Klavierunterricht nahm, weil ich keine Noten konnte und deshalb nur nach Gehör spielte.“

Eine Nachbarin war Klavierlehrerin, und sie musste lachen, als sie von den Qualen des jungen Mädchens erfuhr.

Heute ist Pia Jeanette Nielsen Organistin, ausgebildet am Jysk Musikkonservatorium und der Kirchenmusikschule in Lügumkloster (Løgumkloster) und mit einem pädagogischen Studium am Vestjysk Musikkonservatorium in der Tasche.

„Das war aber erst nach einem kleinen Umweg über die Handelsschule und eine Lehre bei einer Firma, die Landwirtschaftsmaschinen verkaufte.“

Pia Jeanette Nielsen ist Organistin an der Kirche in Ulkebüll. Außerdem unterrichtet sie an der Musikschule in Sonderburg. Und dann singt sie selbst in einem Chor. Foto: Karin Riggelsen

Musik als Lebensweg

Ihr Lebensweg ist aber Musik – ist es eigentlich schon immer gewesen, stellt sie fest.

Sie ist Organistin an der Kirche in Ulkebüll (Ulkebøl), sie unterrichtet Kinder an der Musikschule in Sonderburg, und sie fördert junge Orgelspieler.

Und sie ist Chorleiterin. Nicht nur bei zwei Chören in Sonderburg (Sønderborg), einen für Kinder und noch einen für Erwachsene, sondern nun auch beim Apenrader Shantychor.

Wäre noch zu erwähnen, dass sie auch selbst singt, in einem kleinen rhythmischen Chor mit vier anderen Frauen.

„Ich liebe Musik. Ich weiß gar nicht, was ich sonst machen sollte“, sagt Pia Jeanette Nielsen, die jetzt gemeinsam mit Ruth Heder bei den Shanty-Männern den Ton angibt: Sie als Dirigentin, Ruht Heder als musikalische Begleitung mit der Harmonika.

Am Anfang sollten Chor und Dirigentin sich noch langsam aneinander herantasten, erinnert sie sich.

„So viel wollte ich ja auch nicht verändern, denn die Männer sind ein gut eingespieltes Team. Aber mittlerweile kommen sie mit eigenen Wünschen für das Repertoire, und das hilft mir sehr, da ich mich in diesem Genre noch nicht so gut auskenne.“

Der Apenrader Shantychor tritt unter ihrer Leitung bei der Eröffnung der Apenrader Weihnachtsstadt auf, deshalb werden jetzt schon fleißig Weihnachtslieder geübt.

„Wir haben in den kommenden Monaten noch ein paar Konzerte mehr. Wir sind schon ziemlich bekannt“, meint der neue „Skipper".

 

Bevor gesungen wird, machen die Chormitglieder auch noch etwas Gymnastik. Foto: Karin Riggelsen
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