Gesundheit

Schon eine Zigarette täglich kann Herz und Kreislauf schaden

Schon eine Zigarette täglich kann Herz und Kreislauf schaden

Schon eine Zigarette täglich kann Herz und Kreislauf schaden

dpa/shz.de
Apenrade/Aabenraa
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Zigarette Rauchen
Der Großteil der Raucher in Dänemark hat im Alter unter 18 Jahren begonnen. Foto: Cameron Kirby/Unsplash

Schlechte Nachricht für Wenig-Raucher: Schon eine Zigarette am Tag schadet der Gesundheit - und zwar erheblich. Das Einzige, das wirklich hilft: aufhören.

Dass Rauchen schlecht für die Gesundheit ist, kann selbst der größte Boykottierer nicht abstreiten. Dass aber bereits eine Zigarette pro Tag das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Schlaganfall erheblich erhöht, ist zumindest etwas überraschend - wähnen sich doch viele auf der vermeitlich sicheren Seite, weil sie ja nicht viel rauchen - im Vergleich zum Kollegen von gegenüber zum Beispiel. Doch trotz stark reduzierter Zigarettenzahl ist das Risiko noch etwa halb so groß wie bei Rauchern, die 20 Zigaretten am Tag konsumieren, berichten Forscher im „British Medical Journal“. Das Rauchen einzuschränken, bringt nichts. Nur ein finales Stopp bringt Besserung, schreiben die Forscher. 

In einigen Ländern wie Großbritannien und den USA sei in den letzten Jahren der Anteil der leichten Raucher, die weniger als zehn Zigaretten am Tag rauchen, kontinuierlich gestiegen. Nicht wenige Menschen glaubten, dass es der Gesundheit nicht oder nicht so sehr schade, wenn man nur einige Zigaretten täglich raucht. Dass das so nicht stimmt, ließen bereits einige Studien vermuten. Sie zeigten, dass auch leichte Raucher ein stark erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen haben. 

Die Forscher werteten insgesamt 141 Studien zum Thema aus, die zwischen 1946 und Mai 2015 veröffentlicht wurden. Zusammengenommen tragen Raucher, die eine Zigarette am Tag rauchen, noch 40 bis 50 Prozent des erhöhten Risiko, das mit dem Rauchen von 20 Zigaretten täglich einhergeht. 

Wie Gift für die Blutgefäße und die Lunge

Inhaltsstoffe im Zigarettenrauch schädigen die Auskleidung der Blutgefäße und Atherosklerose und können Thrombosen verursachen. Schädliche Wirkungen treten schon bei geringen Konzentrationen auf, zum Teil selbst bei Passivrauchern. Bei Lungenkrebs hingegen steigt das Risiko proportional mit der Zahl der täglich gerauchten Zigaretten, so das Ergebnis einiger Studien. Unter Fachleuten sei schon länger bekannt, dass die Inhaltsstoffe im Tabakrauch schon in sehr geringen Dosen vor allem das Herz-Kreislauf-System schädigten.

„Für das gesamte Krankheitsrisiko ist es natürlich immer noch besser, zwei anstatt 20 Zigaretten am Tag zu rauchen. Aber man darf die Risiken des Wenig-Rauchens nicht unterschätzen“, warnt Ute Mons, Ute Mons, Leiterin der Stabstelle Krebsprävention und des WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Auf Bevölkerungsebene bedeute der in der Studie festgestellte Anstieg des Risikos um etwa 50 Prozent bei einer Zigarette täglich eine ganz erhebliche Zahl von Krankheitsfällen, weil kardiovaskuläre Erkrankungen insgesamt schon sehr häufig seien.

Aufhören lohnt sich

Anders als bei Krebs träten viele der positiven Effekte schnell ein. Nach Ansicht der Wissenschaftler können Raucher auch mit Hilfe von Nikotinersatzprodukten oder E-Zigaretten aufhören. Letztere würden von etlichen Experten als wesentlich sicherer bewertet als Zigaretten. „Wenn man auf E-Zigaretten umsteigt, sollte man das ganz tun“, sagt auch Ute Mons vom DKFZ. Noch seien die gesundheitlichen Auswirkungen von E-Zigaretten, vor allem auf das Herz-Kreislaufsystem, schwer abzuschätzen, weil es noch keine Langzeitstudien dazu gibt. Sie enthielten allerdings kaum krebserzeugende Substanzen. Die meisten Experten seien mittlerweile der Ansicht, dass E-Zigaretten zumindest weniger schädlich sind als richtige Zigaretten.

In Deutschland sterben jedes Jahr 121.000 Menschen an Krankheiten, die auf das Rauchen zurückzuführen sind, etwa 35.000 davon an Herz-Kreislauferkrankungen.

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