Leitartikel

„Gegen alle Regeln der Vernunft“

Gegen alle Regeln der Vernunft

Gegen alle Regeln der Vernunft

Apenrade/Aabenraa
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Zucker, Alkohol, Zigaretten – es gibt viele Dinge, die wir konsumieren, obwohl wir genau wissen, dass sie nicht gut für unseren Körper sind. In einem Leitartikel grübelt Journalistin Kerrin Jens darüber nach, warum Bürgerinnen und Bürger zur Zigarette greifen, obwohl sie es besser wissen.

Bei etwa 5.000 Menschen in Dänemark wird jedes Jahr Lungenkrebs diagnostiziert. Nach Angaben von Kræftens Bekæmpelse sind neun von zehn Lungenkrebsfällen auf das Rauchen zurückzuführen.

Dänemark hält somit den nordischen Rekord bei der Zahl der Lungenkrebsfälle. Die neuesten Zahlen aus der Krebsstatistikdatenbank Nordcan zeigen, dass im Jahr 2019 bei 67 von 100.000 Frauen in Dänemark Lungenkrebs diagnostiziert wurde. In Finnland waren es dagegen weniger als die Hälfte, nämlich 28. Bei Männern sieht es noch schlimmer aus. Im selben Jahr gab es 73 Fälle von Lungenkrebs pro 100.000 Männer in Dänemark. In Schweden waren es dagegen 32.

Dass Zigaretten ungesund sind, wissen die meisten Menschen, und trotzdem fällt es vielen Raucherinnen und Rauchern schwer, damit aufzuhören. Seit vielen Jahren vermittelt die Tabakindustrie ein Bild von Spaß, Selbstbestimmung und Abenteuerlust. Das weckt nicht nur die Neugier bei jungen Menschen, sondern bringt auch ein erstrebenswertes Image zum Ausdruck, denn wer wäre nicht gerne unabhängig und abenteuerlustig?

Doch natürlich rauchen die meisten Menschen nicht wegen der Werbung, sondern weil eine Zigarette ein Gefühl von Erholung bietet und als Ritual dient, im Alltag „tief durchzuatmen“. Auch auf Partys wird eine Zigarette oft als besonders gesellig angesehen und schafft sofort eine Verbundenheit zu anderen Raucherinnen und Rauchern.

Dabei ist es der Tabak, in dem der Stoff Nikotin steckt, der dafür sorgt, dass in den Zellen Stoffe ausgeschüttet werden, die uns ein gutes Gefühl geben. Das Gehirn verknüpft dieses Gefühl dann mit der Zigarette und das, obwohl wir genau wissen, dass der Konsum der Inhaltsstoffe schädlich ist.

Viele Raucherinnen und Raucher konsumieren ihre Zigaretten aus Leidenschaft und lassen sich von steigenden Preisen und neuen Warnungen nicht beirren – auch weil sie sich nichts vorschreiben lassen wollen. Viele junge Menschen hingegen glauben, dass sie später mit dem Rauchen aufhören können und sich der Körper von selbst reguliert.

Doch das ist ein Irrtum, denn von der Sucht wieder wegzukommen, fällt den meisten schwerer als gedacht, und auch das Krebsrisiko bleibt nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen auch dann noch erhöht, wenn man mit dem Rauchen aufgehört hat.

Deshalb ist es wohl am besten, gar nicht erst mit dem Rauchen anzufangen. Aus diesem Grund hat die Regierung kürzlich ein Verbot des Verkaufs von Tabak- und Nikotinerzeugnissen an Personen vorgeschlagen, die 2010 oder später geboren wurden. Ein ambitionierter Vorschlag – es bleibt abzuwarten, ob Dänemark es mit einer rauchfreien Generation schafft, den nordischen Rekord bei der Zahl der Lungenkrebsfälle abzugeben. Ein Versuch ist es allemal wert.

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