Gesellschaft
Analyse: Jungen Menschen in Dänemark fehlt demokratisches Selbstbewusstsein
Jungen Menschen in Dänemark fehlt demokratisches Selbstbewusstsein
Jungen Menschen fehlt demokratisches Selbstbewusstsein
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Viele junge Menschen haben nicht das Gefühl, dass sie politische Meinungen haben, die es wert sind, gehört zu werden. In der Folge bedeute das Einschränkungen für die politische Teilhabe. Eine Lösung sei es, dass sich Kinder und Jugendliche etwa in Vereinen engagieren, so der Dänische Jugendrat, der die Analyse in Auftrag gegeben hat.
Junge Menschen in Dänemark haben zunehmend weniger demokratisches Selbstbewusstsein. Das geht aus der Demokratieanalyse 2023 des Dänischen Jugendrates (Dansk Ungdoms Fællesråd, DUF) hervor, die am Dienstag veröffentlicht wird.
Obwohl die Mehrheit der jungen Menschen eine Meinung darüber hat, wie sich die Gesellschaft entwickeln sollte, besteht das Problem darin, dass viele das Gefühl haben, dass diese Meinung nicht gehört werden sollte. In der Folge hindert dieses mangelnde demokratische Selbstverständnis, sich an der politischen Debatte zu beteiligen.
Zum Hintergrund: Laut der Bundeszentrale für politische Bildung bleibt Demokratie nur dann lebendig, wenn die Bürgerinnen und Bürger an den demokratischen Entscheidungsprozessen teilnehmen wollen und können. Sie müssen daher in der Lage sein, sich ein eigenes und begründetes Urteil über politische Fragen zu bilden. Hierfür müsse man:
- Fakten und politische Zusammenhänge kennen,
- die Grundzüge des politischen Systems und seiner Entscheidungsverfahren verstanden haben,
- unterschiedliche Positionen nachvollziehen können sowie
- den eigenen Standpunkt kennen und kritisch reflektieren können.
Mehr als die Hälfte betroffen
Die Analyse zeigt, dass mehr als jedem zweiten jungen Menschen zwischen 16 und 26 Jahren das demokratische Selbstverständnis fehlt. Das sind 53 Prozent. Nur 49 Prozent haben das Gefühl, politische Themen und Fragen verstehen zu können.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass das politische Engagement junger Menschen die Ursache des Problems ist. Obwohl 65 Prozent der jungen Menschen eine Meinung zu lokalen und globalen gesellschaftlichen Entwicklungen haben, sind nur 43 Prozent der Meinung, dass ihre politischen Ansichten Gehör finden sollten.
„Es ist eine Voraussetzung für eine gute Demokratie, dass sich alle Altersgruppen in der öffentlichen Debatte gehört und vertreten fühlen. Ein hohes demokratisches Selbstbewusstsein unter jungen Menschen ist daher von enormer Bedeutung, da es zu mehr demokratischem Engagement und gesellschaftlicher Teilhabe im Allgemeinen führt“, sagt Christine Ravn Lund, Vorsitzende der DUF. Deshalb sei es eine gemeinsame Aufgabe, die Meinung junger Menschen anzuhören und dafür zu sorgen, dass junge Menschen Einfluss haben und in die politische Debatte einbezogen werden.
Berufsbildungsprogramme hinken hinterher
Das geringe demokratische Selbstbewusstsein ist vor allem unter jungen Menschen verbreitet, die eine Berufsausbildung absolvieren oder absolviert haben. Die Analyse zeigt, dass bis zu 69 Prozent der Jugendlichen mit oder in Berufsausbildung ein geringes demokratisches Selbstbewusstsein haben.
So stellt beispielsweise ein 18-Jähriger in der Analyse fest: „Wie sollst du das Gefühl haben, dass deine Meinung gehört wird, wenn dein Lehrer dich nie nach deiner Meinung gefragt hat, wenn du als Azubi ganz unten in der Hierarchie standest und wenn die Gesellschaft deine Arbeit und deine Ausbildung nicht für ,gut genug' hält?“
Gerade im Hinblick darauf, politische Gespräche mit anderen zu führen und das Gefühl zu haben, dass die eigene politische Meinung gehört werden sollte, erleben Auszubildende Herausforderungen.
Organisationsleben stärkt das demokratische Selbstvertrauen
Trotz des geringen demokratischen Selbstbewusstseins unter jungen Menschen zeigt die Analyse, dass Junge, die in einer Freiwilligenorganisation (etwa Vereine) sind, ein größeres demokratisches Selbstbewusstsein haben, nämlich 54 Prozent. Umgekehrt trifft das nur auf 43 Prozent der jungen Menschen zu, die nicht in Freiwilligenorganisationen aktiv sind.
„Freiwillige Organisationen machen für junge Menschen einen großen Unterschied in Bezug auf demokratisches Engagement und Selbstvertrauen. Die Organisationen bieten jungen Menschen nicht nur eine sichere und lohnende Gemeinschaft, sondern sie vermitteln ihnen auch, dass ihre Meinung etwas wert ist. Hier lernt man, Demokratie zu praktizieren, Entscheidungsbefugnisse zu erlangen, Einfluss zu nehmen und Verantwortung zu übernehmen, und man erkennt, wie viel man durch sein Engagement in der Gemeinschaft bewirken kann“, sagt Christine Ravn Lund.
Die komplette Analyse ist auf der Webseite des DUF nachzulesen.