Coronavirus

Studie zum Mundschutz wird zum Zankapfel

Studie zum Mundschutz wird zum Zankapfel

Studie zum Mundschutz wird zum Zankapfel

Kopenhagen
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Der Mundschutz ist zum Politikum geworden. Foto: Tim Kildeborg Jensen/Ritzau Scanpix

Im Mai startete in Dänemark eine groß angelegte Studie über die Wirksamkeit von Mundschutzmasken. Noch vor der Veröffentlichung der Ergebnisse gibt es massiven Streit.

Im Mai starteten Forscher in Dänemark eine Studie, in der der Nutzen von Mundschutzmasken untersucht werden sollte. Obwohl die Studie mit 6.000 Teilnehmern – laut „videnskab.dk“ die größte derartige weltweit – noch nicht veröffentlicht wurde, ist sie bereits umstritten.

Nun haben drei amerikanische Wissenschaftler einen sogenannten „Letter of Concern“ geschrieben, in dem sie ihre Besorgnis über die Studie zum Ausdruck bringen. Adressiert ist der Brief an das Danish Medical Journal.

Kürzlich hatten drei renommierte Fachzeitschriften die Publikation der Studie abgelehnt.

Studie mit Zündstoff

Das Ergebnis der Studie könnte in der angespannten Corona-Lage einiges an politischem Zündstoff in sich tragen, wenn die Studie zum Ergebnis kommt, dass der Effekt eines Mund-Nasen-Schutzes gering ist.

Verantwortungsbewusste Politiker weltweit richten sich nach den Aussagen der Wissenschaft, um die Bevölkerung vor einer Corona-Infektion zu schützen. Populistische Parteien lehnen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes weltweit ab. Kommentatoren der Angelegenheit spekulierten bereits über eine Zensur der Studie seitens der Wissenschaft.

In der Studie wurde die eine Hälfte der 6000 Teilnehmer gebeten, einen Mundschutz zu tragen, die andere sollte keinen tragen.

Kritik: Aufbau zu „schwach"

Die drei amerikanischen Wissenschaftler bezweifeln nun, dass das Design der Studie, also deren Aufbau, die erhofften Erkenntnisse liefert. Der Aufbau sei „zu schwach“, so die Forscher.

„Die meisten werden einen geringen oder einen fehlenden Effekt der Masken fehlinterpretieren und denken, dass Masken ineffektiv sind, wobei die korrektere Deutung ist, dass die Studie nichts über den Nutzen oder dessen Mangel aussagen kann, was das Tragen von Masken außerhalb des Gesundheitswesens anbelangt“, so die Forscher laut „videnskab.dk“.

Mediziner: Ruhige Diskussion unmöglich

Karsten Juhl Jørgensen, Oberarzt und Experte in Forschungsmethoden, sagte dem Wissenschaftsblatt, es sei höchst ungewöhnlich, dass drei Forscher jenseits des Atlantiks einen solchen Brief schreiben. Dies zeige, wie aufgeheizt die Situation sei. Es sei geradezu unmöglich, eine ruhige Diskussion über das Tragen von Masken zu führen. Jørgensen ist auch der Ansicht, das Risiko sei hoch, dass die Ergebnisse für politische Zwecke missbraucht werden könnten.

Es sei andererseits in der Wissenschaft durchaus üblich, in einem solchen „Letter of Concern“ seine Zweifel zum Ausdruck zu bringen.

Die drei Forscher hinter dem Brief haben vier Kritikpunkte, was den Aufbau der Studie betrifft. Sie bemängeln beispielsweise, dass es in der Verantwortung der Probanden lag, den Mundschutz pflichtgemäß zu tragen – eine mögliche Fehlerquelle.

Der Mediziner Henning Bundgaard, einer der Forscher hinter der dänischen Studie, verteidigt den Aufbau, den er als „superstark“ statt „schwach“ bezeichnet. Die Teilnehmer seien instruiert und immer gut ausgestattet worden. Zudem habe es jede Woche eine Erinnerung gegeben. Bundgaard betont in „videnskab.dk“ die Studie sei nicht die alleingültige letzte Antwort auf die Frage, ob ein Mundschutz nütze oder nicht.

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