Fischerei

Studie: 71 Prozent der Haie und Rochen verschwunden

Studie: 71 Prozent der Haie und Rochen verschwunden

Studie: 71 Prozent der Haie und Rochen verschwunden

cvt
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Ein Weißspitzen-Hochseehai, begleitet von Lotsenfischen. Die besonders große Haiart (bis zu 3,90 Meter lang) gilt als vom Aussterben bedroht. Foto: Gerald Schömbs / Unsplash

Auch in dänischen Gewässern: Weltweit geht die Population an Knorpelfischen drastisch zurück, zeigt eine neue Studie. Die Forscher dahinter rufen nach Schutzmaßnahmen.

Der Hai als Opfer und nicht als Täter? An diese Rolle müssen wir Menschen uns dank der Reputation der Knorpelfische als blutrünstige Räuber erst einmal gewöhnen, schreibt das dänische Wissenschafts-Onlinemagazin „Videnskab.dk“.

Doch Tatsache ist laut einer jüngst veröffentlichten Studie, dass die Zahl der Haie und ihrer nahen Verwandten, die Rochen, weltweit drastisch abnimmt.

Weil die zur Klasse der Knorpelfische gehörenden Tiere den Forschern zufolge wichtiger Teil vieler Ökosysteme der Weltmeere sind, sollte ihr Populationsrückgang äußerst ernst genommen werden, schreibt ein internationales Forschungsteam in der renommierten naturwissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature“.

Alle zehn Jahre 18,2 Prozent weniger Haie und Rochen

Die Studie baut auf zwei Datenbanken auf, in denen die Populationen von im Meer lebende Hai- und Rochenarten überwacht und die Wahrscheinlichkeit ihres Aussterbens berechnet wird.

Die Daten zeigten den Forschern, dass sich die Gesamtpopulation der Bestände in den Jahren von 1970 bis 2018 um 71 Prozent verringert hat. Pro Jahrzehnt wird ein Rückgang um 18,2 Prozent kalkuliert.

Im selben Zeitraum ist der Gebrauch von Fischereiwerkzeugen und -techniken, die zum Fang großer Meeresraubtiere genutzt werden, um das 18-fache angestiegen.

Man müsse berücksichtigen, dass es schwer sei, globale Meeresbestände direkt zu untersuchen, sagt Peter Rask Møller, Kurator und Dozent am Staatlichen Naturhistorischen Museum in Kopenhagen. Dennoch sei die Grundlage der Studie solide und umfassend.

Der Walhai gilt als stark bedroht. Er erreicht eine Körperlänge von bis zu 12,7 Metern. Foto: Matthew T Rader / Unsplash

Peter Rask Møller: Studie macht auch Hoffnung

Der Däne meint, dass die Studie nicht nur den Teufel an die Wand male – sondern auch Hoffnung mache. Sie zeigt nämlich, dass die Bestände einiger bedrohter Arten, wie des Weißen Hais und des Heringshais, der auch in der Nordsee und vereinzelt auch in der Ostsee zu finden ist, sich erholt haben.  

„Das ist kein Zufall, denn just bei diesen Arten hat man ganz konkrete Fischerei-Restriktionen erlassen“, sagt Rask Møller zu „Videnskab.dk“.

Entsprechend empfehlen die Forscher, dass die Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als Richtschnur dafür genommen wird, wie der Hai- und Rochenfang reguliert werden sollte, besonders in Regionen, wo es schwer ist, die Bestände genau zu erfassen.

Darüber hinaus schlagen die Forscher politische Maßnahmen vor, um zu verhindern, dass bedrohte Arten gemeinsam mit anderen Fischen gefangen werden – indem der Fischfang in Populationsgebieten bedrohter Hai- und Rochenarten grundsätzlich untersagt wird.

Auch der Gebrauch von Ausrüstung zum Fang der Knorpelfische soll gesetzlich begrenzt werden und Fischer sollen animiert werden, Haie und Rochen wieder ins Meer zu werfen, sollten sie am Haken oder im Netz landen.

Dass die atlantischen Bestände laut der Studie, so „Videnskab.dk“, seit 1970 um 41 Prozent zurückgegangen sind, sei ein Weckruf, meint Peter Rask Møller.

„Das ist im Laufe meiner Lebensdauer passiert, wenn die Studie nun zeigt, dass wir etwas bewirken können, dann bleibt nichts anderes übrig, als die Restriktionen umzusetzen“, sagt er.

 

Mehr lesen

Diese Woche in Kopenhagen

Walter Turnowsky ist unser Korrespondent in Kopenhagen
Walter Turnowsky Korrespondent in Kopenhagen
„Wenn die Meere Wälder wären, würden wir sie nicht sterben lassen“