Archäologie

Spektakulärer Fund: Einen Kilometer lange Mauer aus der Steinzeit in der Ostsee entdeckt

Spektakulärer Fund: Mauer aus der Steinzeit in der Ostsee entdeckt

Spektakulärer Fund: Steinzeit-Mauer in der Ostsee entdeckt

Ritzau/Walter Turnowsky
Kopenhagen/Warnemünde
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Ein Forschungsteam hat per Zufall die Mauer am Meeresboden gefunden (Symbolfoto). Foto: Lars Laursen/Biofoto/Ritzau Scanpix

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Vor Tausenden von Jahren haben Menschen lange Mauern benutzt, um Tierherden einzukesseln. Eine Forschungsgruppe hat vermutlich eine solche Mauer zwischen Dänemark und Deutschland auf dem Meeresboden aufgespürt.

Noch bevor sie sesshaft wurden, errichteten unsere steinzeitlichen Vorfahren monumentale Bauwerke.

Jetzt hat eine Forschungsgruppe in der Ostsee Felsbrocken entdeckt, die zu einer 971 Meter langen Mauer aufgereiht sind. Sie gehen davon aus, dass sie von Menschenhand geschaffen worden ist. Das schreibt „Illustreret Videnskab“ auf der Grundlage eines wissenschaftlichen Artikels in der Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“.

Die Mauer befindet sich heute 21 Meter unter der Meeresoberfläche, wurde jedoch erst vor 8.000 Jahren überflutet. Das Forschungsteam nimmt an, dass sie mindestens 2.000 Jahre früher gebaut wurde. Sie soll der Rentierjagd gedient haben.

Natürliche Prozesse ausgeschlossen

Jacob Geersen vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde hat die Mauer gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen durch einen Zufall entdeckt. 2021 fiel ihnen bei einer akustischen Vermessung des Meeresgrunds am östlichen Rand der Mecklenburger Bucht die ungewöhnliche Struktur auf.

„Es gibt natürliche Prozesse, die Steine in dieser Weise transportieren können. Aber sie sind sehr selten und an ganz spezielle geologische Umstände gebunden“, sagt Geersen laut dem Wissenschaftsmagazin „scinexx.de“.

Die Lage der als „Blinker-Mauer“ getauften Struktur würde aber nicht solchen geologischen Prozessen entsprechen. Außerdem haben Geersen und ein Team eine Beobachtung gemacht, die sich durch keine natürlichen Prozesse erklären lässt: Die schwersten Steine liegen dort, wo die Mauer einen Knick macht.

Erstmalig in Mitteleuropa

Ähnliche Mauern sind bereits zuvor in Grönland, Nordamerika, Norwegen und der Türkei gefunden worden, es ist jedoch der erste Fund dieser Art in Mitteleuropa. Archäologische Funde belegen, dass sie dort als Fallen für Wildtierherden gedient haben. Die Steinzeitmenschen haben Rentiere entlang der Mauern in einen See oder Sumpf getrieben, wo sie diese leichter erlegen konnten. 

So deutet man die Strukturen in Grönland: Die Rentiere wurden an einer Kette von Steinmännchen entlang gejagt. Entlang der Mauer standen Menschen, damit sie nicht rübersprangen. Am Ende warteten die Schützen in Kajaks und versteckt hinter einer weiteren Mauer. Foto: Qeqqata Kommunia

Das Team aus Warnemünde nimmt an, dass die „Blinker-Mauer“ ebenfalls diesem Zweck gedient hat. Sollte sich das bestätigen, wäre sie mit ihren 10.000 Jahren eine der weltweit ältesten Jagdstrukturen.

„Dies ist eine wirklich aufregende Entdeckung – nicht nur wegen ihres Alters, sondern auch, weil sie uns dabei helfen kann, die Lebensweise der frühen Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften besser zu verstehen“, so das Forscherteam laut „scinexx.de“.

Seniorforscher David John Gregory vom Nationalmuseum in Kopenhagen ist ebenfalls von dem Fund begeistert: „Er kann dazu beitragen, viele Fragen zu beantworten, wie sich Menschen in der Periode sozial organisiert haben.“

Die einstigen Inuit-Jagdgründe Aasivissuit-Nipisat in Grönland enthalten solche Strukturen. Das Gebiet wurde 2018 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. 

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