Gesellschaft

Ohne Feiertag, aber mit Milchbrötchen

Ohne Feiertag, aber mit Milchbrötchen

Ohne Feiertag, aber mit Milchbrötchen

Ritzau/hm
Kopenhagen
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„Make store bededag great again" werben Bäckerinnen und Bäcker, damit die Tradition, hveder zu essen, nicht in Vergessenheit gerät – und der Zunft Einnahmen beschert. Foto: Ida Marie Odgaard/Ritzau Scanpix

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Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Dänemark müssen mit einem Feiertag weniger auskommen. Die Regierung hat den Buß- und Bettag gestrichen. An einer Tradition halten aber viele Menschen dennoch fest.

In diesem Jahr müssen die Bürgerinnen und Bürger Dänemarks mit einem Feiertag weniger auskommen. Um die gestiegenen Verteidigungsausgaben zu finanzieren, hat die Regierung den dänischen Buß- und Bettag als eben solchen Feiertag im vergangenen Jahr abgeschafft. 2024 ist das erste Jahr ohne den freien Tag – ansonsten hätten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Dänemarks am Freitag, 26. April, zuhause bleiben können. 3 Milliarden Kronen im Jahr soll das zusätzlich in die Staatskasse spülen, rechnet die Regierung laut „Danmarks Radio“ vor. 

Unterdessen teilt die dänische Statistikbehörde Danmarks Statistik mit, dass Dänemark bereits zum fünften Mal in Folge das EU-Mitgliedsland ist, dass den größten Haushaltsüberschuss aufweist. Für das vergangene, abgeschlossene Jahr muss sich Dänemark allerdings den Titel mit Zypern teilen. 

„Make store bededag great again“

Damit die mit dem Feiertag verbundene Tradition Milchbrötchen, hveder, zu essen, nicht ins Abseits gerät, haben sich die Bäckereien und Supermärkte im Land etwas einfallen lassen, etwa den Slogan „Make store bededag great again“ oder „Hos os kann du stadig bede om en hvede“. Die Brötchen kommen am besten schon am Vorabend warm auf den Tisch.

So wie es ausschaut, lässt die Bevölkerung mehrheitlich nicht ab von der Tradition, hveder zu essen. Voxmeter hat dazu eine Meinungsumfrage gemacht und 1.029 Personen befragt. 58,6 Prozent gaben an, hveder zu essen, 27,9 verneinten dies, 13,5 waren sich unschlüssig.

Milchbrötchen-Verzehr als Protest

Caroline Nyvang, Forscherin an der Königlichen Bibliothek, denkt, dass es in diesem Jahr mehr Menschen sein könnten, die zu den Milchbrötchen greifen, um ihren Protest auszudrücken, dass die Regierung den freien Tag abgeschafft hat. Auch wenn dieser Protest mit der Zeit nachlassen könnte, sieht sie die Tradition in den kommenden Jahren nicht als gefährdet an – solange die Bäckerinnen und Bäcker im Land sie backen, so wie sie Faschingsgebäck (fastelavnsboller) herstellen. 

So viele laut Umfrage an der Hveder-Tradition festhalten, so wenige haben am Freitag frei. Nur 5 Prozent gaben an, Freitag nicht zur Arbeit gehen zu müssen. 

Der Buß- und Bettag wurde 1686 eingeführt, die Tradition, varme hveder zu essen, entstand im 18. Jahrhundert. 

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