Diese Woche in Kopenhagen

„Auf Elhassan ist Verlass“

Auf Elhassan ist Verlass

Auf Elhassan ist Verlass

Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:

Eine Begegnung mit einem Fahrradschmied hat den Kopenhagener Korrespondenten Walter Turnowsky in gute Laune versetzt. 

Schon geraume Zeit war der Sattel meines Fahrrads ein wenig abgenutzt, um es mal gelinde auszudrücken. Da ich jedoch das Rad täglich brauche, hatte ich mich nicht dazu aufgerafft, einen neuen zu kaufen.

Vor ein paar Wochen ragte dann aber ein Metalldraht aus dem Sattel heraus, welches meinem Beinkleid wenig zuträglich war. Also, auf zum Radschmied um die Ecke, Elhassan, während ich im Kopf schon die erforderlichen Busfahrten plane.

Der kleine Mann mit den ölverschmierten Händen kommt mir wie immer gut gelaunt und freundlich entgegen. Aus dem Radio in der engen Werkstatt klingen, ebenfalls wie immer, arabische Stimmen. Seine Frau, die bezüglich schwarzer Hände ihrem Mann in nichts nachsteht, ist an diesem Tag nicht da.

„Bring gleich dein Rad rein“, meint Elhassan.

Keine zehn Minuten später kann ich mich auf den neuen Sattel schwingen, plötzlich in guter Stimmung an einem grauen Dezembertag im Corona-Shutdown. Denn manchmal braucht es nicht so viel, bevor alles ein wenig heller erscheint. Dies gilt wohl besonders in einem Jahr, wo nichts kam, wie wir gedacht hatten, viele Planungen über den Haufen geworfen wurden und wir uns immer wieder von einem Tag auf den anderen auf neue Regeln einstellen mussten.

Nun gibt der Impfstoff Hoffnung für das kommende Jahr, aber auf so einige Umwälzungen müssen wir uns wohl weiterhin gefasst machen. 

Aber es gibt sie an so vielen Orten, die Menschen, die stetig und freundlich ihre Aufgaben erfüllen, ganz gleich, ob es nun der Herr Elhhassan ist, der möglicherweise aus der Nähe von Bethlehem stammt, oder die Frau Petersen etwas außerhalb von Bülderup-Bau (Bylderup-Bov).

Denn so lange auf Elhassan Verlass ist, ist die Welt nicht völlig aus den Fugen geraten.

Und in diesem Sinne wünsche ich euch allen ein möglichst geruhsames Weihnachtsfest. 

Mehr lesen

Leitartikel

Marle Liebelt Portraitfoto
Marle Liebelt Hauptredaktion
„Sexismus in der Minderheit: Menschen wie Maike Minor brauchen Rückhalt“