Gesundheit

Arme sterben früher

Arme sterben früher

Arme sterben früher

Ritzau/wt
Kopenhagen
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Doppelt so viele mit einer kurzen Ausbildung rauchen, verglichen mit Menschen mit einer längeren Ausbildung. Dies ist einer der Faktoren, der zur Ungleichheit bei der Gesundheit führt. Foto: Linda Kastrup / Ritzau Scanpix

Menschen mit kurzer Ausbildung und niedrigem Lohn werden häufiger krank, und sie bekommen auch weniger Hilfe vom Gesundheitssystem. Das zeigt ein neuer Bericht des Instituts für Volksgesundheit.

Wer eine längere Ausbildung hat, dem geht es gesundheitlich besser, und er oder sie lebt auch länger. Dagegen werden Menschen mit kürzerer Ausbildung und niedrigem Lohn häufiger krank, sterben früher und ihnen wird auch schlechter geholfen.

Besonders alarmierend ist, dass sich dieses Muster sich bei den Kindern wiederholt.

Die Daten gehen aus einem neuen Bericht hervor, den das Institut für Volksgesundheit (Statens Institut vor Folkesundhed) am Mittwoch veröffentlicht hat.

Fakt: Ungleichheit bei der Gesundheit

  • Eine 30-jährige Person mit ausschließlich einer Grundausbildung lebt im Schnitt sechs Jahre kürzer als eine Person mit einer längeren Ausbildung.
  • 25 Prozent der Frauen mit einer Grundausbildung gehen in Frührente. Bei Frauen mit längerer Ausbildung sind es 3 Prozent.
  • Doppelt so viele mit kurzer Ausbildung werden von einer Depression betroffen. Es gibt eine erhöhte Häufigkeit bei bipolaren Leiden und Schizophrenie.
  • Ein deutlich höherer Anteil der kurz Ausgebildeten leidet an multiplen Erkrankungen.
  • Rauchen ist einer der wesentlichsten Faktoren bei der Volksgesundheit. Doppelt so viele mit kurzer Ausbildung sind Raucher.
  • Ein Ähnliches Muster zeigt sich bei Übergewicht.
  • Deutlich mehr Menschen mit hoher Ausbildung erscheinen zu Screening-Untersuchungen von Krebs.

Quelle: Statens Institut for Folkesundhed

Die Untersuchung zeigt auch, dass Dänemark in puncto Ungleichheit bei der Gesundheit hinter anderen westeuropäischen Ländern herhinkt. Und nichts deutet darauf hin, dass dies besser wird.

Minister setzt auf Vorsorge

Gesundheitsminister Magnus Heunicke (Soz.) nennt die Zahlen besorgniserregend.

„Bevor man in seinem Leben noch eine einzige Entscheidung getroffen hat, können Experten bereits sagen, welche Chancen für ein gesundes Leben ein Säugling hat, da dies davon abhängt, wo er geboren ist, und welchen Hintergrund die Eltern haben“, sagt er.

Der Gesundheitsminister will nun mit einer verstärkten Vorsorge bei gefährdeten Familien mit Neugeborenen einsetzen.

Krebs für Arme tödlicher

Der Patientenverband Kræftens Bekæmpelse macht darauf aufmerksam, dass Menschen mit niedrigem Einkommen ein erhöhtes Risiko haben, an einer Krebserkrankung zu sterben.

„Auf fünf Jahre verteilt, könnten 11.000 weitere Patienten eine Krebserkrankung überleben, wenn es allen ebenso gut ergehen würde, wie denen, die am besten gestellt sind“, sagt der Direktor des Verbandes, Jesper Fisker.

Er fordert, die Regierung solle entschieden handeln.

„Es kann ja nicht angehen, dass die Größe des Portmonees und wie hart man auf den Tisch hauen kann, darüber entscheidet, ob man einen Krebs überlebt oder nicht.“

72 Prozent höheres Risiko

Männer, die lediglich einen Grundschulabschluss haben, haben ein 45 Prozent höheres Risiko, an einem Herz- oder Kreislaufleiden zu erkranken als Männer mit einer langen weiterführenden Ausbildung. Bei den Frauen ist das Risiko sogar um 72 Prozent höher.

„Leider zeigen die Zahlen, dass in den letzten zehn Jahren keine entscheidenden Änderungen bei der Ungleichheit gegeben hat“, sagt Anne Kaltoft, Direktorin des Patientenverbandes Hjerteforeningen.

Nach Einschätzungen des Verbandes könnten 80 Prozent der 60.000 jährlichen Neuerkrankungen durch eine bessere Vorsorge verhindert werden.

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