Flucht nach Dänemark

Historisch niedrige Asylberechtigtenzahl

Historisch niedrige Asylberechtigtenzahl

Historisch niedrige Asylberechtigtenzahl

Kopenhagen
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Flüchtlinge am Kopenhagener Hauptbahnhof im November 2015. Foto: Simon Læssøe/Scanpix

Die Zahl der neuen Asylberechtigten in Dänemark sinkt immer weiter. Bis Ende Mai gab es nur 581 positive Bescheide. Zeit, wieder UN-Quotenflüchtlingen zu helfen, meint die Flüchtlingshilfe. Es sei nicht einzusehen, weshalb es ein Erfolg sein sollte, dass Dänemark historisch wenig tue, um zu helfen.

Vor drei Jahren noch hat der dänische Staat mehr als 10.000 Menschen in Not Asyl gewährt. Seit 2015 hat es in Dänemark mehr als 100 Verschärfungen der Ausländerpolitik gegeben – und zugleich hat sich die internationale Lage verändert – und in den ersten fünf Monaten des Jahres 2018 haben nun nur noch 581 Menschen Asyl in Dänemark bekommen.

Flüchtlingshilfe: Niedrige Zahlen sind kein Erfolg – im Gegenteil

Während die Dänische Volkspartei (DF) und ihr ausländerpolitischer Sprecher Martin Henriksen ankündigten, dafür arbeiten zu wollen, dass noch weniger Asylbewerber nach Dänemark kommen, reicht es anderen Akteuren so langsam. Christian Friis Bach, Generalsekretär der Dänischen Flüchtlingshilfe, sieht die niedrigen Zahlen nicht als einen Erfolg an – im Gegenteil.

„Wenn die Anzahl der Menschen auf der Flucht weltweit gesunken wäre, wäre es ein Erfolg“, sagt er der Nachrichtenagentur Ritzau. „Doch es fällt schwer, es als Erfolgskriterium zu bezeichnen, dass Dänemark historisch wenig dafür tut, Menschen auf der Flucht zu helfen und es Flüchtlingen in Dänemark schwer wie nie zu machen, wenn zugleich mehr auf der Flucht sind als jemals zuvor“, so Bach weiter.    

 

Asylgewährungen und Asylanträge in Dänemark

Forscher: Potenzielle Asylbewerber werden in Europa aufgehalten

Thomas Gammeltoft-Hansen, Professor am Raoul Wallenberg Institut im schwedischen Lund, sieht eine Reihe von Gründen für die gefallenen Asylzahlen in Dänemark. Zunächst gebe es einen allgemeinen Fall der Zahl von Asylbewerbern in Europa. Darüber hinaus sei die Registrierung der Asylbewerber in Südeuropa deutlich effektiver organisiert als noch vor einigen Jahren. Und schließlich, meint Gammeltoft-Hansen, sei Dänemark für seine harte Ausländerpolitik bekannt.

Sein Kollege Jens Vedsted-Hansen von der Uni Aarhus erläutert zudem in der Tageszeitung Berlingske, dass viele derer, die den Flüchtlingsstatus anstreben, bereits in anderen Ländern aufgehalten werden, bevor sie Dänemark überhaupt erreichen.

Zudem nimmt Dänemark, als einziges Land, dass der Vereinbarung einst beigetreten ist, keinen einzigen UN-Quotenflüchtling mehr auf. Bach kritisiert das scharf. „Nur wenn alle Länder einen kleinen Anteil der Verantwortung übernehmen, können wir die Flüchtlingsprobleme gemeinsam lösen“, meint er.

Doch eine politische Mehrheit gibt es dafür derzeit nicht. Neben Regierung und Dänischer Volkspartei ist auch die größte Fraktion im Folketing, die sozialdemokratische, gegen die Aufnahme von durch die Vereinten Nationen ausgewählten Flüchtlingen, die besonders hilfsbedürftig sind.

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