Grenzkontrollen

Grenzkontrollen werden verlängert

Grenzkontrollen werden verlängert

Grenzkontrollen werden verlängert

jt/cvt/dpa
Kopenhagen
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Heimwehrsoldaten kontrollieren an der Grenze nach Dänemark. Foto: Claus Fisker/Ritzau Scanpix

Die Kontrollen an der deutsch-dänischen Grenze werden um weitere sechs Monate verlängert. Die Begründung der Regierung: Terrorbedrohung. Auch Deutschland verlängert.

Am 11. November hätten die derzeitigen Grenzkontrollen an der dänisch-deutschen Grenze auslaufen sollen. Doch nun sind sie um sechs weitere Monate bis zum 11. Mai 2019 verlängert worden. Grund hierfür sei die anhaltende Terrorbedrohung, berichtet das Ausländer- und Integrationsministerium.

„Es ist der Regierung gelungen, die Einreise- und Asylzahlen auf ein niedriges Niveau zu bringen. Darüber freue ich mich”, so die Ausländer- und Integrationsministerin Inger Støjberg in einer Pressemitteilung.

„Darüber hinaus besteht weiterhin eine Terrorbedrohung gegen Dänemark, weshalb wir uns entschieden haben, die Grenzkontrollen zu verlängern”, so die Ministerin.

Ungeachtet der Kritik aus der EU verlängert auch Deutschland seine Kontrollen an der Grenze zu Österreich für ein weiteres halbes Jahr. „Die Voraussetzungen für eine Aufhebung der Binnengrenzkontrollen sind derzeit noch nicht gegeben“, sagte Innenminister Horst Seehofer (CSU) am Freitag laut Mitteilung. Ziel sei jedoch, zum kontrollfreien Schengen-Raum zurückzukehren. Dieses Ziel gab Støjberg nicht aus – sie wollte am Freitag nicht kommentieren, wie lange die Kontrollen noch andauern sollten.

Kritik aus Brüssel

Dänemark, Deutschland und andere Staaten stoßen wegen der Grenzkontrollen im eigentlich kontrollfreien Schengen-Raum EU auf deutlichen Widerstand in der EU. Seehofers Ministerium begründete die Entscheidung damit, dass immer noch viele Migranten von einem EU-Land ins nächste weiterzögen und der EU-Außengrenzschutz unzureichend sei. Die EU-Kommission sollte noch am Freitag darüber informiert werden.

Deutschland hatte die Kontrollen an der Grenze zu Österreich im Herbst 2015, noch vor Dänemark, eingeführt, nachdem sich Zehntausende Flüchtlinge und andere Migranten von Griechenland über die Balkan-Route auf den Weg nach Westeuropa gemacht hatten. Derzeit gibt es drei stationäre Kontrollen an Autobahnübergängen und zudem unregelmäßige Kontrollen an kleineren Grenzübergängen. Außerdem werden in Grenznähe Schleierfahnder eingesetzt.

Eigentlich gibt es im Schengen-Raum, dem 26 europäische Länder angehören, keine stationären Personenkontrollen an den Grenzen.

Neben Deutschland kontrollieren derzeit fünf weitere europäische Länder zumindest Teile ihrer Schengen-Grenzen: Österreich, Schweden, Frankreich, Dänemark sowie das Nicht-EU-Land Norwegen. Die Frist für derlei Kontrollen beträgt sechs Monate, kann aber verlängert werden. Dies muss in jedem Fall neu bei der EU-Kommission begründet werden.

„Zurückkommen zur Normalität“

Die Grenzkontrollen sind im Kreis der EU-Staaten nicht unumstritten. EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos forderte Deutschland und die anderen Staaten beim Treffen der Innenminister dazu auf, sie möglichst bald zu beenden. „Die Bürger Europas müssen weiterhin das Gefühl haben, frei herumreisen zu können.“ Er könne sich ein Europa mit geschlossenen Binnengrenzen nicht vorstellen. Luxemburgs Minister Jean Asselborn sagte, er glaube, „dass man sehr schnell zurückkommen soll zu der Normalität, dass Schengen Schengen ist und nicht ein System, was verbogen werden kann“.

Diesem Ziel schließt sich auch Seehofer an: „Grenzkontrollfreies Reisen zählt zu den größten Errungenschaften der Europäischen Union überhaupt“, sagte er. Als Innenminister sei es jedoch seine Pflicht, „alles in meiner Macht stehende zu tun, um verantwortungsvoll und angemessen auf die Herausforderungen im Bereich der Migration und Sicherheit zu reagieren“. Die Grenzkontrollen sollten an die Lage angepasst werden und mit Rücksicht auf den Grenzverkehr erfolgen. Auch Österreichs Innenminister Herbert Kickl von der rechten FPÖ bemängelte erneut Defizite im Außengrenzschutz.

Kontrollen gefordert – aber Kontrollverlust befürchtet

Eigentlich waren die Innenminister in Luxemburg zusammengekommen, um genau darüber zu beraten. Die EU-Kommission hatte zuletzt auf Drängen aller EU-Spitzen vorgeschlagen, die EU-Grenzschutzagentur Frontex bis 2020 auf 10 000 Einsatzkräfte auszubauen und ihre Befugnisse deutlich auszuweiten. Dies soll auch die Binnenkontrollen innerhalb Europas überflüssig machen.

Allerdings gibt es unter den EU-Staaten Vorbehalte, Befugnisse auf eigenem Hoheitsgebiet an Frontex abzugeben. „Letztendlich muss die Verantwortung immer im Bereich des jeweiligen Landes liegen“, sagte Kickl. Asselborn hingegen kritisierte den Widerstand. „Was mich sehr enttäuscht, ist, dass die Länder, die diese Kontrolleure bräuchten - wie Italien oder Ungarn - dann sagen, sie hätten ein Problem mit der Souveränität.“

Die Zahl der übers Mittelmeer nach Europa kommenden Migranten ist in diesem Jahr um 40 Prozent zurückgegangen. Bis zum 10. Oktober seien es 88 000 gewesen, verglichen mit gut 144 000 im Vorjahr, wie die UN-Organisation für Migration (IOM) am Freitag in Genf berichtete. Über die Landroute kamen hingegen wieder deutlich mehr Menschen überwiegend nach Ost- und Mitteleuropa: knapp 19 000 bis Anfang Oktober, etwa sieben Mal so viele wie im vergangenen Jahr.

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