Diese Woche - auf Bornholm

„Bekenntnisse eines Folkemøde-Muffels – Teil 2“

Bekenntnisse eines Folkemøde-Muffels – Teil 2

Bekenntnisse eines Folkemøde-Muffels – Teil 2

Allinge
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Wer konnte, ist in den Schatten geflohen. Foto: Walter Turnowsky

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Nach seiner ersten Teilnahme beim Folkemøde auf Bornholm kann Walter Turnowsky nun seine persönliche Bilanz ziehen: durchaus interessante Debatten, aber auch vorhersehbares, und in puncto Dialog mit der Bevölkerung durchaus ausbaufähig.

Es waren drei heiße Tage in Allinge, und es wurde von Tag zu Tag heißer.

Am Sonnabend ist das Thermometer über 33 Grad geklettert. Das hat dem Publikum schon ein gehöriges Stehvermögen abverlangt – viele von den 2.000 Personen, die pro Tag rein durften, haben dies gehabt.

Nun ist es wohl nicht ganz gerecht dieses Polit- und Demokratie-Festival ausschließlich auf der Grundlage der diesjährigen Corona-Ausgabe zu beurteilen. Normalerweise kommen 60.000 Menschen oder mehr im Lauf der drei Tage. Dieses rege Interesse ist an sich schon ein gutes Zeugnis für den Zustand der demokratischen Debatte.

Auf der Hauptbühne halten sämtliche Parteichefs eine Rede, und stellen sich darauf einem Interview. Hier hatte ich nicht die großen Überraschungen erwartet, und die Politikerinnen und Politiker haben die Erwartungen erfüllt.

Zwar war nicht unbedingt vorherzusehen, dass Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) über Verkehrsregeln für die sozialen Medien sprechen würde. Doch dass sie und ihr Beraterteam das Folkemøde nutzen würden, um eine neue politische Initiative vorzustellen, war zu erwarten. Schließlich sind sämtliche Medien des Landes dort vertreten.

Lyrikerin Sara Hako Hauge trat bei der Eröffnung auf. Foto: Walter Turnowsky

Dass der bislang einzige Staatsministerkandidat der Opposition, Jakob Ellemann-Jensen (Soz.), seine Redezeit dafür nutzen würde, die Regierung zu kritisieren, war ebenfalls keine große Sensation.

Gute Interviews

Interessanter waren da schon die anschließenden Interviews, die Søren Lippert von „TV2 News“ führte. Er ging auf die Reden der Politikerinnen und Politiker ein, ließ ihnen Zeit ihre Argumente auszuführen und war dennoch kritisch, ließ nicht zu, dass die Partei-Chefs seinen Fragen auswichen.

Debattier-Meisterschaften

Ebenfalls auf der großen Bühne konnte der Nachwuchs beim Finale der dänischen Meisterschaften im Debattieren seine Argumentations-Künste unter Beweis stellen. Und da können sich die erfahreneren Politiker selbst bei den sommerlichen Temperaturen schon mal warm anziehen, sollten sie bei einer Debatte auf einen der vier Finalisten von Fagbevægelsens Ungdom, Ny Borgerlig Ungdom, Rød Ungdom und Radikal Ungdom stoßen.

Kampf um Demokratie

Die für mich wirklich interessanten Veranstaltungen fand ich jedoch auf den elf kleineren Bühnen statt. Der Ablauf war hier vielleicht weniger stringent, dafür gab es unerwartetes, fanden mehr Dialoge mit dem Publikum statt.

Eindruck machte unter anderem der Auftritt der belarussischen Oppositionsführerin Swjatlana Zichanouskaja. Obwohl sie über ein etwas wackelige Videoverbindung aus Riga zugeschaltet war, war sie im Zelt ausgesprochen präsent. Sie strahlte Mut und die Entschlossenheit aus, für das zu kämpfen, was in Allinge als Selbstverständlichkeit gefeiert wird, nämlich das Recht auf demokratische Auseinandersetzung.

Rollenspiel über Einsamkeit

Vier junge Menschen beeindruckten mich auf andere Weise. Sie kamen vom Rollenspielverband Bifrost und thematisierten die Vereinsamung von Jugendlichen während der Corona-Krise.

Die interessanteren Veranstaltungen fanden auf den kleineren Bühnen statt. Foto: Walter Turnowsky

Jeder und jede hielt eine kurze Rede dazu, was das verpflichtende Vereinsleben ihnen gegeben hat. Daraufhin spielten sie eine kurze Szene, die die Probleme der Vereine in der Corona-Krise zeigte. Daraufhin baten sie das schon reifere Publikum um Ratschläge, wie sie die Probleme angehen konnten.

Das führte zu interessanten Gesprächen, von denen beide Seiten etwas mitnehmen konnten. Es war auch die einzige Veranstaltung, bei der ich die Rolle des beobachtenden Reporters abstreifte und auch teilnahm.

Jetzt hoffe ich, im kommenden Jahr ein ‚richtiges‘ Folkemøde zu erleben.

Fest steht für mich jedoch weiterhin, dass Bornholm und Allinge in den 51 Wochen ohne Folkemøde noch gemütlicher sind.

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