Diese Woche in Kopenhagen

„Das große Bürokarussel“

Das große Bürokarussel

Das große Bürokarussel

Kopenhagen
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In dieser Woche erläutert Walter Turnowsky aus Kopenhagen, was ein Reichsgerichtsverfahren mit der „Reise nach Jerusalem“ zu tun hat. 

Unter den festen Journalisten auf Christiansborg haben Politiker wie Inger Støjberg und Lars Løkke Rasmussen derzeit keinen hohen Stern. 

Dies hat keinerlei politische Gründe, sondern ausschließlich praktische – Erklärung folgt.

Am Montag hatte eine der alteingesessenen Institutionen beim Parlament, die Presseloge, ihre Generalversammlung. Gegründet wurde sie 1918.

Loge ohne Gebeine

Im Gegensatz zu dem, was man sonst so von Logen erzählt, gibt es hier jedoch keine mystischen Rituale in düsteren Kellern. Dafür gibt es normalerweise bei der Generalversammlung ein gutes Essen geliefert von der Küche des Snapstinget. Dies fiel jedoch diesmal aus, weil auch diese Zusammenkunft im virtuellen Raum stattfinden musste.

Dies tat jedoch dem Zuspruch keinen Abbruch, was eigentlich ein wenig für meinen Stand spricht.

Mitglied der Presseloge sind per Automatik die Journalisten, die einen sogenannten „privilegierten Zugang“ zum Folketing haben. Dies klingt erst einmal fürchterlich vornehm, heißt aber nichts anderes, als dass man frei ein und ausgehen kann. 

Die Sache mit den Büroplatz 

Und drinnen kann man sich so gut wie überall frei bewegen. Steht bei jemandem die Tür offen, heißt das soviel, wie dass man den Kopf hereinstecken kann. Und man trifft sich auf den Gängen. Alles in allem Vorteile, wenn das Geschäft die politische Berichterstattung ist.

Der privilegierte Zugang gibt jedoch nicht – und nun nähern wir uns dem Kern der Sache – automatisch ein Anrecht auf einen Büroplatz. Sondern die Verwaltung des Folketings stellt der Presseloge eine gewisse Anzahl von Büros zur Verfügung. Diese muss man dann unter sich verteilen.

Spiel mit gesetztem Verlierer

Springt jetzt ein Parlamentarier von einer Partei ab, muss für ihn oder sie ein neues Büro gefunden werden. Das wäre an sich ja an sich noch kein Problem, da es aber auch ein Sekretariat braucht, nehmen parteilose Abgeordnete mehr Raum ein, als jene die einer Fraktion angehören.

Und damit beginnt so etwas wie das Spiel „Reise nach Jerusalem“, nur das eben von vorneherein mehr oder weniger klar ist, wer dumm dasteht, wenn die Musik ausgeht.

Das Ergebnis des Ganzen ist nämlich, dass die Pressevertreter auf weniger Platz zusammenrücken müssen. Und dies war ja in der jetzigen Legislaturperiode schon einige Male notwendig. Und jetzt wegen des Reichsgerichtsverfahren also schon wieder.

Auf der Generalversammlung konnte die Vorsitzende jedoch berichten, die Folketingsverwaltung habe versprochen, die Presseloge werde als erste berücksichtigt, sollten Büros frei werden. 

Also hoffen wir Journalisten, dass Støjberg und die übrigen Einzelkämpfer möglichst bald einer Partei – egal welcher – beitreten werden.

„Der Nordschleswiger“ war von dem großen Stühlerücken nicht betroffen. Ich teile mir das Büro mit einer Kollegin des grönländischen Senders „KNR“. Sie ist nicht so häufig da, und wenn sie da ist, ist es immer ein gemütliches Wiedersehen, wo wir uns über dieses und jenes austauschen.

Arbeiten tun wir selbstverständlich auch ab und zu. 

 

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