Leitartikel

„Eltern mit Kleinkindern brauchen flexible Arbeitsbedingungen“

Eltern mit Kleinkindern brauchen flexible Arbeitsbedingungen

Eltern mit Kleinkindern brauchen flexible Arbeitsbedingungen

Apenrade/Aabenraa
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Wenn die Elternzeit zu Ende ist, wird der Spieleteppich gegen den Bürostuhl getauscht. Damit der Wechsel gelingt, muss sich nicht nur die Familie neu organisieren, sondern auch die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber. Denn die Bedingungen am Arbeitsplatz spielen eine maßgebliche Rolle für das Familienglück, findet Journalistin Kerrin Trautmann.

Eine halbe Stunde später kommen, von zu Hause arbeiten oder für eine gewisse Zeit Stunden reduzieren – das alles sind Möglichkeiten, den Jobeinstieg für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach der Elternzeit zu erleichtern. Damit das möglich ist, müssen Arbeitsbedingungen flexibel bleiben und sich an die Bedürfnisse der Angestellten anpassen. Ein Zugeständnis, das dringend nötig ist, damit Eltern mit Kleinkindern sich wohlfühlen und dem Arbeitsmarkt erhalten bleiben.

Dieser Ansicht sind auch die Moderaten. Die Partei fordert flexiblere Arbeitszeiten, um Familien mit Kindern entgegenzukommen. Das ist vor allem bei kleinen Kindern wichtig, sagt die politische Sprecherin der Partei, Monica Rubin, bei „TV2“. Konkrete Vorschläge gibt es von den Moderaten bisher nicht. Aber man wolle mit den Gewerkschaften und Arbeitgebenden ein gemeinsames Modell entwickeln.

Neue Strukturen mit langfristigen Folgen

Den Vorteil, ein flexibles Arbeitsumfeld zu schaffen, sieht die Partei nicht nur kurzfristig, sondern erhofft sich langfristig, dass es für Arbeitnehmende attraktiver wird, mehr als ein Kind zu bekommen. Etwas, das nach Ansicht der Partei sehr notwendig ist, um den Sozialstaat weiterhin zu finanzieren.

Es ist Zeit, sich einzugestehen: Kinder verändern das ganze (Arbeits-) Leben.

Kerrin Trautmann

Auch wenn der erste Gedanke einer frisch gebackenen Familie vermutlich nicht die Finanzierung des Sozialstaates ist, sondern vielmehr, wie sie ihren eigenen Lebensstandard mit den Bedürfnissen ihres Kindes in Einklang bringen kann. Für den leichteren Wiedereinstieg in den Job kann es bereits helfen, einige Stunden weniger zu arbeiten. Das gilt für beide Elternteile, denn Zeit ist die neue Währung, die sich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünschen.

Veränderungen statt veraltete Modelle

Dieser Trend hat sich auf dem dänischen Arbeitsmarkt allerdings bisher nicht durchgesetzt. Im Vergleich arbeiten Erwachsene mit Kindern hierzulande durchschnittlich 27 Stunden pro Woche. In Deutschland sind es 23 Stunden. So eine Analyse des Wirtschaftsforschungsinstituts „Arbejderbevægelsens Erhvervsråd“ aus dem Jahr 2023. Der Studie zufolge sind die Zahlen in Dänemark vor allem darauf zurückzuführen, dass bei der überwiegenden Mehrheit der Familien beide Erwachsene Vollzeit arbeiten. Dies liegt im Vergleich zu Deutschland vermutlich auch an den ganztägigen Betreuungsmöglichkeiten.

Aber jede Familie hat andere Bedürfnisse und deshalb ist es wichtig, sich nach der Elternzeit nicht wieder in einen klassischen „9-to-5“-Job zu zwingen, wenn man es nicht möchte. Es ist Zeit, sich einzugestehen: Kinder verändern das ganze (Arbeits-) Leben.

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