Steuer von 1922 sorgt für Aufregung

Der dänische Nuss-Wahnsinn

Der dänische Nuss-Wahnsinn

Der dänische Nuss-Wahnsinn

Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: dpa

Wer glaubt, dass Süßigkeiten und Alkohol in Dänemark teuer sind – der hat dort noch niemals Nüsse gekauft. Eine 1922 eingeführte Steuer hat bis heute Bestand. Sie unterscheidet nicht nur zwischen den Nussorten, sondern auch der Verarbeitung. Die dänische Handelskammer klagt bereits bei der EU.

So hoch sind die Steuern für die verschiedenen Nusssorten:

Haselnüsse: unbehandelt (19,41 Kronen pro Kilogramm); gehackt, geröstet, gemahlen oder geschält (23,29 Kronen/kg)

Paranüsse: unbehandelt (19,41 Kronen/kg), gehackt, geröstet, gemahlen oder geschält (19,41 Kronen/kg)

Mandeln: unbehandelt (29,14 Kronen/kg), gehackt, geröstet, gemahlen oder geschält (34,88 Kronen/kg)

Cashewnüsse: unbehandelt (29,14 Kronen/kg), gehackt, geröstet, gemahlen oder geschält (34,88 Kronen/kg)

Pekannüsse: unbehandelt (19,41 Kronen pro Kilogramm); gehackt, geröstet, gemahlen oder geschält (23,29 Kronen/kg)

Walnüsse: (19,41 Kronen pro Kilogramm); gehackt, geröstet, gemahlen oder geschält (23,29 Kronen/kg)

Pistazien: (19,41 Kronen pro Kilogramm); gehackt, geröstet, gemahlen oder geschält (23,29 Kronen/kg)

In den vergangenen sechs Monaten haben vier von zehn Dänen die Grenze nach Deutschland überquert, um einzukaufen. Genau so viele planen, dies im Laufe des Sommers zu tun, das zeigt eine neue Untersuchung der dänischen Handelskammer Dansk Erhverv.

Dabei stehen zum großen Teil Bier, Spirituosen und Süßigkeiten auf den Einkaufslisten der Dänen, da diese Waren durch hohe Steuern in Dänemark deutlich teurer sind. Doch auch Nüsse sind gefragt.

Denn obwohl die dänischen Gesundheitsbehörden dazu raten, Nüsse in die täglichen Mahlzeiten mit einzubauen, hat Dänemark eine Nusssteuer, die höher ist als die für Süßigkeiten und Limonade.

Steuer von 1922

Eingeführt wurde sie im Jahr 1922. Als damals eine Steuer auf Luxuswaren wie Lakritz, Marzipan und Schokolade festgesetzt wurde, wurde gleichzeitig auch die Nusssteuer erlassen, um zu verhindern, dass die Bevölkerung damit beginnt, sich ihr eigenes Marzipan herzustellen.

„Die Steuer bringt dem dänischen Staat jährlich rund 270 Millionen Kronen ein“, sagt der steuerpolitische Experte bei Dansk Erhverv, Jacob Ravn, zu TV2.

Doch die dänische Handelskammer ist der Meinung, dass die Nusssteuer veraltet ist und mehr schadet als hilft.

Es gibt keinen Zweifel daran, dass dies die albernste Steuer ist, die wir haben.

Lisa Gundsø, Beraterin bei Dansk Erhverv

„Es gibt keinen Zweifel daran, dass dies die albernste Steuer ist, die wir haben. Unternehmen müssen selbst herausfinden, welche Nüsse in ihrem Sortiment vorkommen und die verschiedenen Abgaben berechnen. Dies ist vor allem für Großhändler ein großes Problem“, sagt Lisa Gundsø, Beraterin bei Dansk Erhverv.

Verschiedene Abgabensätze

Dabei ist die Arbeit für die Händler nicht nur deswegen so beschwerlich, weil sich die Steuersätze von Nusssorte zu Nusssorte unterscheiden, sondern es auch noch zwischen den Arten der Verarbeitung steuerliche Unterschiede gibt. Zum Beispiel müssen für ein Kilogramm unbehandelte Mandel 29,14 Kronen an Steuern bezahlt werden, während ein Kilo gehackte Mandeln mit 34,88 Kronen zu versteuern ist.

Dansk Erhverv hat bereits im März vergangenen Jahres bei der Europäischen Union Klage gegen die Nusssteuer eingereicht. Diese wird derzeit von der EU-Kommission bearbeitet.

„Wir haben geklagt, weil wir der Meinung sind, dass die Art und Weise, wie die Besteuerung durchgeführt wird, gegen EU-Regeln verstößt“, so Gundsø.

Auch bei der dänischen Regierung steht das Thema auf der Tagesordnung. Sie ist dabei Anpassungen auszuarbeiten, die im Herbst zu den Haushaltsverhandlungen für das kommende Jahr fertig sein sollen.

Mehr lesen