Außenpolitik

Die Dänische Volkspartei und die Russen – eine Annäherung

Die Dänische Volkspartei und die Russen – eine Annäherung

DF und die Russen – eine Annäherung

Kopenhagen
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Marie Krarup auf Christiansborg.
Marie Krarup – ihre Motive in der Russlandpolitik sind vielen ein Rätsel. Foto: Scanpix

Während die dänische Regierung vor Putin warnt, wirbt DF-Politikerin Marie Krarup für engere Beziehungen zum Kreml. In Politiker-Kreisen hat sie deshalb den Spitznamen "Putins Darling" weg.

Während die dänische Regierung vor Putin warnt, wirbt DF-Politikerin Marie Krarup für engere Beziehungen zum Kreml. In Politiker-Kreisen hat sie deshalb den Spitznamen "Putins Darling" weg.

Trump, Erdogan, Putin – drei autoritäre Präsidenten beherrschen seit Monaten die Schlagzeilen und entlocken europäischen Politikern Kommentare voller Besorgnis und Ablehnung. Die Dänische Volkspartei (DF) ist da eine Ausnahme, besonders in Bezug auf Putin. Dänemark und der Rest des Westens sollten Russland nicht länger als Feindbild stilisieren, sondern den Dialog mit Wladimir Putin suchen, meint deren verteidigungspolitische Sprecherin Marie Krarup.

"Putins Darling"

Die Politikwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Osteuropa kennt Russland wie kaum eine andere Abgeordnete im Folketing. Sie hat die Sprache gelernt und hat als Assistentin des dänischen Militärattachés in Moskau gewirkt. Weil sie sich immer wieder positiv über Putin und negativ über das Gebaren europäischer Politiker gegenüber Russland äußerte, wird sie von Kritikern auch als "Putins Darling" bezeichnet.

Spätestens seit russische Medien einen Kommentar von ihr verbreiteten und der Fernsehsender des russischen Militärs einen Beitrag brachte, in dem Krarup über "die Elite-Propaganda-Soldaten der EU" berichtet, hat sie diesen Ruf weg.

Doch weshalb meint sie, Tochter des Pastoren und langjährigen wertepolitischen DF-Profils Søren Krarup und Nichte dessen Berufs- und Parteifreundes Jesper Langballe, dass die Zukunft Dänemarks in der Annährung an das autoritär regierte Russland liegt?

 

Demonstration gegen Wladimir Putin in Budapest.
In ganz Europa – hier in Budapest – regt sich Widerstand gegen die Politik Wladimir Putins. Marie Krarup hält das für falsch. Foto: Scanpix

Wir sollten Russland als kommenden Alliierten sehen, anstatt dieses Feindbild aufzubauen.

Russland als Alliierter im Kampf gegen Islam, Terror, Einwanderung

"Wir sollten Russland als kommenden Alliierten sehen, anstatt dieses Feindbild aufzubauen", sagte sie im Juli im DR-Fernsehen. Dänemark und Russland hätten schließlich gemeinsame Probleme: Islam, Terror, Einwanderung.

Die "Dämonisierung" Putins bezeichnete sie in einem Beitrag im Politikmaganzin Ræson als "Alibi, keine Russlandpolitik zu führen".

Sie, so schrieb sie in "Mandag Morgen", wolle "die EU zu Grabe tragen und durch ein Freihandelsforum ersetzen. Das ist unsere Politik. Wenn Putin oder Marine Le Pen dabei helfen können, ist das in Ordnung."

Diese Aussage war eine Reaktion Krarups auf Vorwürfe des Europaabgeordneten der rechtsliberalen Venstre, Morten Løkkegaard, durch die Unterstützung Putins das europäische Projekt zu untergraben.

Krarup: Der Westen hat die Lage unnötig zugespitzt

In der Fernsehsendung "DR2 Debatten" erläuterte sie ihren Standpunkt weiter: "Es gibt keine grundlegenden ideologischen Unterschiede zwischen Russland, Europa und den USA, so wie es sie gab, als es noch die Sowjetunion war." Die Sanktionspolitik des Westens lehnt sie grundlegend ab.

Nachdem Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen (Venstre) die russische Bedrohung nach Hackerangriffen auf Dänemark "erschreckend" nannte, reagierte Krarup empört und verteidigte die Politik Putins. In "DR2 Debatten" sagte Krarup, es seien die Russen, die sich bedroht fühlten, weil niemand bereit sei, mit ihnen zu verhandeln. Ihrer Darstellung nach habe die fehlende Dialogbereitschaft des Westens dazu geführt, dass sich die Lage "unnötig" zugespitzt habe.

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