Politische Kunst
Gleichstellung auf Christiansborg: 30 Politikerinnen mit Gemälde gewürdigt
Gleichstellung auf Christiansborg: 30 Politikerinnen mit Gemälde gewürdigt
30 Politikerinnen mit Gemälde gewürdigt
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Ein Gemälde auf Christiansborg zeigt die 30 Männer, die 1915 das Wahlrecht für Frauen in das Grundgesetz aufnahmen. Jetzt stehen ihnen eine entsprechende Anzahl Frauen gegenüber. „Der Nordschleswiger“ stellt vier von ihnen vor.
Zwölf der 30 Frauen auf dem Gemälde waren selbst dabei, als die Künstlerin Mie Mørkeberg es vorstellte.
Unten rechts auf dem Bild konnten sie die vier erkennen, mit denen alles begann. Um einen Tisch versammelt sitzen Nina Bang, Elna Munch, Helga Larsen und Mathilde Hausschultz, die 1918 als erste Frauen ins dänische Parlament gewählt wurden.
Zentral im Gemälde der Künstlerin Mie Mørkeberg direkt im Goldenen Schnitt steht in roter Bluse gekleidet die erste Staatsministerin Dänemarks, Helle Thorning-Schmidt von der Sozialdemokratie. Es hat 93 Jahre mit Frauen im Parlament gebraucht, bis 2011 eine von ihnen das oberste Regierungsamt erreichte.
„Dies ist eine Manifestation dessen, wie viel wir in etwas mehr als hundert Jahren erreicht und wie viel Einfluss wir in den etwas mehr als hundert Jahren erlangt haben“, sagt sie bei der Enthüllung des Gemäldes am Dienstag.
Wahlrechte für Frauen ab 1915
Das Bild von den 30 bedeutenden Frauen in der dänischen Politik hängt im „Samtaleværelse“ (Gesprächssaal) auf Christiansborg. Symbolträchtig ist es direkt gegenüber einem Gemälde von 30 Männern aufgehängt. Sie haben die Grundgesetzänderung von 1915 erarbeitet, bei der Frauen das Wahlrecht bekamen.
Das neue Gemälde kann somit als eine Fortsetzung des alten gesehen werden. Die Künstlerin hat es auch in diesem Sinne betitelt: „Samtalen 1918–2024 (Die Unterhaltung 1918–2024)“.
Erste Staatsministerin sieht noch weiten Weg
Laut Thorning-Schmidt gibt es allen Grund, die Gespräche weiter fortzuführen.
„Ich bin erst zufrieden, wenn 50 Prozent Frauen im Parlament und in der Regierung sitzen, und es selbstverständlich ist, dass Frauen auch die gewichtigen Ministerposten übernehmen. Dies ist also auch eine Manifestation dessen, wie weit wir es noch haben“, so die Ex-Staatsministerin.
Die Anzahl der Frauen im Folketing kam bei der Wahl 2022 mit 44 Prozent erstmalig über die 40 Prozent. In der Regierung sitzen 9 Ministerinnen und 16 Minister.
„Der Nordschleswiger“ stellt hier vier Frauen aus den unterschiedlichen Generationen kurz vor:
Nina Bang (1866 – 1928)
Die Sozialdemokratin war die erste Ministerin Dänemarks. Thorvald Stauning übertrug ihr 1924 das Unterrichtsministerium. Sie war auch eine der ersten Frauen, die eine Universitätsausbildung machten.
Bang setzte sich vor allem für Frauen aus der Arbeiterschaft ein und sah den Gleichstellungskampf als Teil des Klassenkampfes. Als Unterrichtsministerin arbeitete sie unter anderem dafür, dass Englisch und Deutsch als Schulfächer eingeführt wurden. Dies geschah jedoch erst nach ihrer Amtszeit.
Helga Pedersen (1911 – 1980)
Die Juristin war Dänemarks erste Justizministerin und die erste Richterin beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg.
Erik Eriksen (Venstre) ernannte die damals noch Parteilose 1950 zur Justizministerin in seiner Koalition mit den Konservativen.
Ihr Umgang mit komplizierten Fällen im Zuge der Rechtsabrechnung (retsopgøret) nach der deutschen Besatzung brachten ihr Respekt ein. Sie war Gegnerin der Todesstrafe und stellte vor ihrem Amtsantritt die Bedingung, sämtliche zum Tode Verurteilte begnadigen zu dürfen.
Ab 1953 vertrat sie Venstre im Folketing. 1964 gab sie das Mandat ab, da sie als zweite Frau zur Richterin beim Obersten Gerichtshof ernannt wurde. 1971 ging sie dann als erste Frau an den Gerichtshof für Menschenrechte.
Hanne Reintoft (1934 geboren)
Die Sozialberaterin hat sich vor allem als Fürsprecherin für die sozial Schwächsten einen Namen gemacht.
Viele Menschen kennen sie eher als beratende Stimme im Radio und nicht als Politikerin. Von 1976 bis 1987 war sie Redakteurin der „DR“-Sendung „Hvad er min ret, hvad er min pligt“, bei der Menschen anrufen konnten, um Ratschläge über die Sozialgesetzgebung zu erhalten.
Gemeinsam mit anderen gründete sie 1983 „Mødrehjælpen“ als Beratungsstätte für Alleinerziehende.
Bereits bei der Gründung 1959 wurde sie Mitglied der Sozialistischen Volkspartei (SF) und vertrat diese ab 1966 im Folketing. Sie setzte sich auch als Politikerin für alleinerziehende Mütter und das Recht auf Abtreibung ein. Der erste SF-Vorschlag zum Abtreibungsrecht stammt aus ihrer Feder.
1968 wurde sie Mitbegründerin der Linkssozialisten (VS), wechselte jedoch bereits 1970 zur Kommunistischen Partei (DKP).
Margrethe Vestager (1968 geboren)
Die sozialliberale Politikerin war von 2019 bis 2024 eine von drei Vizevorsitzen in der EU-Kommission von Ursula von der Leyen. Damit war sie die bislang höchstplatzierte dänische Person in der EU.
Bereits 2014 wurde sie Wettbewerbskommissarin und machte sich vor allem mit ihrem Einsatz zur Regulierung der Techgiganten einen Namen.
1998 bat sie der damalige Staatsminister Poul Nyrup Rasmussen (Soz.), das Amt als Unterrichts- und Kirchenministerin zu übernehmen. Damit wurde sie die bislang jüngste Ministerin des Landes.
Ab 2001 vertrat sie dann auch Radikale Venstre im Folketing und war von 2007 bis 2014 die politische Leiterin der Partei.
Quellen: folketinget.dk und Dansk Kvindeleksikon