Steuergeschenke

Kritik: Regierung beschenkt die Männer – und übergeht die Frauen

Kritik: Regierung beschenkt die Männer – und übergeht die Frauen

Kritik: Regierung beschenkt die Männer – und übergeht die Frauen

cvt
Kopenhagen
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Karen Stæhr von der Gewerkschaft FOA macht sich Sorgen, dass die Steuergeschenke das Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern verstärken. Foto: FOA

Dänemarks Regierung verzichtet auf 23 Milliarden Kronen Steuereinnahmen, unter anderem um Autos billiger zu machen. Alle würden profitieren, so die Darstellung. Doch für Frauen springt so gut wie nichts ab, meinen Forscher und Gewerkschafter – stattdessen würden besser verdienende Männer nun noch wohlhabender.

Für rund 130.000 weibliche Angestellte im sozialen Bereich, etwa in Kindergärten, ist das am Dienstag vorgestellte große Steuergeschenk der dänischen Regierung eine Nullnummer – ja, der Abstand zu männlichen Großverdienern nehme sogar noch zu, berichtet das dänische Nachrichtenportal Avisen.dk. Gleiches gelte für Tausende weibliche Angestellte im Einzelhandel oder in der Gebäudereinigung.

Der Arbeitsmarktforscher Bent Greve von der Uni Roskilde kommt zu dem Schluss, dass Frauen im Allgemeinen deutlich weniger von den Steuergeschenken von Lars Løkke Rasmussen haben werden als Männer. „Der Steuervorschlag der Regierung ist besser für Männer als für Frauen, daran gibt es keinen Zweifel. Der Entwurf weist ein großes Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern auf. Leute mit niedrigen Einkommen oder außerhalb des Arbeitsmarktesbekommen überhaupt nichts oder nur kleine Gewinne aus dem Entwurf, während Leute mit hohen Einnahmen am meisten verdienen. Und es sind vor allem Männer, die hierzulande am meisten verdienen“, sagt Greve zu Avisen.dk.

Frauen arbeiten für weniger Geld und in schlechter bezahlten Branchen

Frauen arbeiten in Dänemark deutlich häufiger in schlechter bezahlten sozialen Berufen als Männer und häufig in Teilzeit. Höhere Freibeträge („beskæftigelsesfradrag“) brächten diesen Frauen überhaupt nichts ein, sagt Greve. „Vor allem Leute aus dem privaten Sektor liegen ganz an der Spitze der Einkommensskala, und sie sind es, die von dem Steuerntwurf am meisten profitieren“, sagt er. Auch dass das über die Firma angemeldete Mobiltelefon zum Privatgebrauch jetzt nicht mehr versteuert werden muss sei für diese große Gruppe von Frauen vollkommen egal – den solche Vergütungen bekommen sie ohnehin nicht angeboten, und „das verstärkt das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern im Steuerentwurf weiterhin“, sagt Greve.

„Völlig inakzeptabel“ meint Gewerkschafterin

Bei der Gewerkschaft FOA sind 86 Prozent der rund 150.000 Mitglieder Frauen. Die den Gewerkschaften nahestehende Organisation Arbejderbevægelsens Erhvervsråd hat berechnet, dass sie im Normalfall nicht eine Krone mehr haben werden, wenn die Regierung die Deckelung für den Freibetrag „beskæftigelsesfradrag“ abschafft.

Die Regierung verspricht ihrerseits, dass die Bürger mit den niedrigsten Einkommen in Dänemark einen speziellen Job-Freibetrag von 4.500 Kronen bekommen sollen – doch das sei nichts im Vergleich zu den Steuergeschenken an die Besserverdienenden, sagt Karen Stæhr von der Gewerkschaft FOA.

„Es sieht nach einem großen Geschlechterungleichgewicht im Steuerentwurf aus und das ist völlig inakzeptabel. Wir haben schon jetzt Ungleichheit bei den Löhnen zwischen Männern und Frauen und dieses Ungleichgewicht wird so weiter verstärkt“, sagt die Vorsitzende des Sozial- und Gesundheitsbereiches der Gewerkschaft.

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Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
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