Personalie

Mogens Lykketoft verlässt das Folketing nach 38 Jahren

Mogens Lykketoft verlässt das Folketing nach 38 Jahren

Mogens Lykketoft verlässt das Folketing nach 38 Jahren

dt/Ritzau
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Mogens Lykketoft ist politisches Urgestein dänischer Politik. Foto: Sarah Christine Nørgaard, Scanpix/Ritzau

Interview mit dem langjährigen dänischen Minister, ehemaligen Vorsitzenden der Sozialdemokraten und Staatsminister-Kandidaten.

Der sozialdemokratische Politiker Mogens Lykketoft wird mit der Wahl am 5. Juni aus dem Folketing ausscheiden. Der ehemalige Vorsitzende der Sozialdemokraten in Dänemark ist dann 38 Jahre lang Mitglied des Folketings gewesen.

Lykketoft ist 73 Jahre alt. Er war im Laufe seiner Karriere Steuerminister, Finanzminister und Außenminister. Von 2011 bis 2015 war er Vorsitzender des Folketings. Am 14. Dezember 2002 löste er Poul Nyrup Rasmussen als Vorsitzender der Sozialdemokraten ab. 2005 wurde er, nach einer verlorenen Folketingswahl, von Helle Thorning-Schmidt abgelöst.

Vom September 2015 bis zum September 2016 war Mogens Lykketoft Vorsitzender der UN-Generalversammlung in New York.

Was denkst du darüber, aus dem Folketing auszuscheiden?

Das passt sehr gut zu meinem Alter und meiner Lebenslage. Ich habe vieles Verschiedenes unternommen und mich jetzt zweieinhalb Jahre lang darauf eingestellt, dass diese Legislaturperiode die letzte für mich ist.
Im Grunde habe ich, seit ich von der UN zurückgekehrt bin, mehr Zeit außerhalb von Christiansborg als innerhalb verbracht, indem ich über Weltziele und Klima gesprochen habe.

Du hast viele Ministerämter innegehabt, aber nicht die letzte Hürde zum Staatsminister genommen?

Der Wahlkampf von 2005 war das Traurigste, was ich erlebt habe. Es war eine besonders schwierige Situation, die Verantwortung für eine große Partei zu haben und für eine große Sache und es dann nicht gut genug zu machen. Ich wäre sehr gerne Staatsminister geworden und glaube eigentlich auch, dass ich gut geeignet gewesen wäre.

Welches ist dein größter politischer Erfolg gewesen?

Den meisten Einfluss habe ich in den acht Jahren als Finanzminister gehabt. Ich bin stolz darauf, auf eine politische Entwicklung zurückblicken zu dürfen, in der wir einige Hunderttausend Dänen zurück in die Arbeit bekommen haben.

Was hast du nicht erreicht?

In einem langen Leben lernt man, dass Politik „zwei Schritte vor und einen zurück“ bedeutet. Ich finde – sehr leise gesprochen – dass Anders Fogh Rasmussen (als Venstre-Staatsminister, Red.) auf vielerlei Weise eine Katastrophe für Dänemark war, und ich war darüber enttäuscht, ihn nicht besiegt zu haben.

Gibt es etwas, das du bereust? Es war aufsehenerregend, als du Lars Løkke Rasmussen „den kleinen Schwindler“ genannt hast.

Ich hätte sagen sollen, dass es der größte Bluff in 15 Jahren ist, wenn Lars Løkke sich selbst als den Verteidiger des Wohlfahrtsstaates darstellt. Er stand für größere Ungleichheit und für enorme Steuersenkungen für die Wohlhabenden.

Du hast öffentlich bedauert, dass du dabei gewesen bist, staatliche Aktien von Tele Danmark und der staatlichen Datenzentrale zu privatisieren und zu verkaufen?

Wie sich die Welt entwickelt hat, war es ein Fehler, diese Verkäufe vorzunehmen. Aus vielen Gründen kann man darüber besorgt sein, Besitz und Einfluss von staatlichen Schlüsselfunktionen privaten Kapitalfonds und ausländischen Konzernen zu überlassen. Wir dachten, dass wir Steuern von ihnen bekommen konnten – aber es zeigte sich, dass es nicht ging. Wir glaubten, die Wettbewerbs-Regeln der EU waren stark genug dafür, die Verbraucher abzusichern – das kann man auch hinterfragen.

Was wirst du dir jetzt vornehmen?

Laut meinem Kalender wird es eine fast unveränderte Aktivität damit geben, Vorträge über Internationales, die Weltziele der UN und über das Thema Klima zu halten.

 

Mehr lesen