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Sozialdemokratie in Dänemark beliebt wie seit 1998 nicht

Sozialdemokratie in Dänemark beliebt wie seit 1998 nicht

Sozialdemokratie in Dänemark beliebt wie seit 1998 nicht

cvt, Ritzau
Kopenhagen/Apenrade
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Mette Frederiksen
Mette Frederiksen (Archivbild) Foto: Philip Davali/Ritzau Scanpix

Die Partei von Regierungschefin Frederiksen würde bei einer Wahl mehr als ein Drittel aller Stimmen bekommen – über 9 Prozent mehr als bei der Wahl im Juni.

Wenn eine Folketingswahl kurz bevor stünde, würde die Sozialdemokratie als klarer Sieger aus dieser hervorgehen. Das zeigt eine Meinungsumfrage des Instituts Voxmeter im Auftrag der Nachrichtenagentur „Ritzau“.Demnach kommt die Partei von Staatsministerin Mette Frederiksen derzeit auf 35,1 Prozent. Das sind 19,2 Prozent mehr als bei der Folketingswahl im Juni. Die Partei würde ihre Fraktion um 17 Mandate auf 65 vergrößern.

 

Zuletzt hatten die Sozialdemokraten in den 1990ern so viel Zustimmung

 

Der Zuwachs bei der Regierungspartei ist seit Beginn der Corona-Krise deutlich und in der vergangenen Woche ist die Zustimmung erneut um 1,1 Prozentpunkte angestiegen – wobei alle Zahlen mit einer statistischen Unsicherheit von 2,9 Prozent behaftet sind.

Die nächste reguläre Wahl steht erst in mehr als drei Jahren an – doch würde jetzt gewählt werden, gäbe es das beste Ergebnis für die Sozialdemokratie seit der Folketingswahl von 1998, als 35,9 Prozent für die Partei unter Führung von Poul Nyrup Rasmussen stimmten.

Umgerechnet auf Folketingsmandate wäre es sogar die beste Wahl seit 1990, als die Sozialdemokraten unter Svend Auken 69 Mandate erhielten. 1998 waren es lediglich 63.

Engell: Nach der Krise kehrt die Normalität zurück

Der politische Kommentator Hans Engell, ehemals für die Konservativen unter anderem Verteidigungsminister, findet es wenig überraschend, dass die Sozialdemokraten sich derzeit großer Beliebtheit erfreuen.

„Es ist zuallererst ein Ausdruck allgemeiner Unterstützung der Regierungslinie während der Corona-Krise und der Zufriedenheit mit der Führung von Mette Frederiksen“, sagt er.

„Doch es gibt in Krisenzeiten die Neigung, dass die Bevölkerung zusammenrückt, auch hinter der Regierung. Das kennen wir auch aus anderen EU-Ländern und den USA. Aber es gibt auch die Tendenz, dass man, wenn die Krise überstanden ist, wieder zur Normalität zurückkehrt“, so Engell.

Abgesehen von der Regierungspartei und den nationallibertären Neuen Bürgerlichen gehen sämtliche Parteien in der aktuellen Umfrage leicht zurück. Bei den meisten Parteien allerdings im Bereich der statistischen Unsicherheit.

Der sogenannte rote Block liegt bei 57,6 Prozent der Stimmen, was für 104 Mandate und somit eine große Mehrheit unter den insgesamt 179 Abgeordneten reichen würde.

Politische Fronten verhärten sich bereits wieder

„Es ist derzeit schwer, in der Opposition zu sein, denn es ist schwer, bei der Handhabung der Corona-Krise gegen die Regierung anzugehen. Man hat die fachliche Expertise nicht zur Verfügung, die die Regierung hat. Aber wir beginnen langsam zu sehen, dass die Fronten sich wieder verhärten“, sagt Engell.

Er deutet unter anderem daraufhin, dass das bürgerliche Lager am Sonntag die Verhandlungen zur Öffnung des Gesundheitswesens verlassen hat. Zugleich kritisierte der ehemalige Regierungschef Lars Løkke Rasmussen (Venstre), der weiterhin dem Folketing angehört, das Tempo bei der Rückkehr zur Normalität.

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