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Rückläufiges Interesse an Deutsch-Studium: „Folgen könnten schwerwiegend sein”

Rückläufiges Interesse an Deutsch-Studium: „Folgen könnten schwerwiegend sein”

Rückläufiges Interesse an Deutsch-Studium

Lorcan Mensing/Ritzau
Kopenhagen
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Dieses Jahr wurden 1.643 Personen in Sprachstudiengänge wie Deutsch und Französisch aufgenommen. 2020 lag die Zahl noch bei 2.630 Personen (Archivfoto). Foto: Kasper Palsnov/Ritzau Scanpix

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Deutschland ist nicht nur der wichtigste Handelspartner, sondern auch ein zentraler Absatzmarkt für viele dänische Unternehmen. Fehlende Sprachkenntnisse könnten den Zugang zu diesem Markt erschweren und somit das Geschäftspotenzial schmälern, befürchten Fachleute angesichts erneut sinkender Bewerbungszahlen bezüglich der Deutsch-Studiengänge des Landes.

Am Freitag erhielten genau 61.351 Personen im Land die Nachricht, dass sie einen Studienplatz an einer Universität oder Hochschule bekommen haben. Das Studium der Pädagogik sowie die Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher sind nach wie vor die beliebtesten Studienfächer. Die Ausbildung zur Krankenschwester bzw. zum Krankenpfleger – in Dänemark wie die Erziehendenausbildung eine Hochschulausbildung – ist der zweitbeliebteste Studiengang. An dritter Stelle folgt das Ingenieurstudium mit Masterabschluss.

Die Zahl der Studierenden in Sprachstudiengängen ist in den vergangenen vier Jahren hingegen um knapp 1.000 Personen gesunken. Dies zeigen neue Zahlen des dänischen Bildungs- und Forschungsministeriums. Dieses Jahr wurden 1.643 Personen in Sprachstudiengänge wie Deutsch und Französisch aufgenommen, verglichen mit 1.835 im vergangenen Jahr. 2020 lag die Zahl sogar noch bei 2.630 Personen.

„Die diesjährigen Zulassungszahlen zu den verschiedenen Studiengängen zeigen, dass dringend Maßnahmen erforderlich sind, um den starken Rückgang bei den Sprachstudiengängen zu stoppen“, sagt Mette Fjord, politische Leiterin der Gewerkschaft Dansk Magisterforening (DM), in einer schriftlichen Stellungnahme.

Beinov: Englisch reicht nicht aus

Jesper Beinov, Direktor für Politik und Analyse bei SMVdanmark, einer Interessenvertretung für kleine und mittlere Unternehmen in Dänemark, äußert ebenfalls seine Besorgnis über den Rückgang der Studierendenzahlen in Sprachstudiengängen: „Die Folgen könnten schwerwiegend sein, da der Export für Dänemark und die dänische Wirtschaft von großer Bedeutung ist. Da Dänemark ein Exportland ist, ist es wichtig, Mitarbeiter mit starken Sprachkompetenzen zu haben“, so Beinov.

Beinov betont, dass Deutsch besonders wichtig für die dänische Wirtschaft sei. „Die kleinen und mittleren Unternehmen machen über 90 Prozent der dänischen Firmen aus, und für sie ist Deutschland der wichtigste Handelspartner“, erläutert er.

Auf die Frage, ob Englisch als Handelssprache nicht ausreiche, antwortet Beinov entschieden: „Wir können uns nicht nur auf Englisch verlassen. In vielen Märkten ist es so, dass man, um gute Beziehungen aufzubauen und erfolgreich zu sein, ein gewisses Verständnis für die Sprache und Kultur des jeweiligen Landes haben muss”, so Beinov, demzufolge eine verstärkte Förderung der deutschen Sprache daher nicht nur ein Vorteil für die individuellen Karrieren der Studierenden, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der dänischen Wirtschaft insgesamt wäre. 

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Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
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