Geschichte

Dänische Supermarktkette will sich nicht von DDR-Nostalgie-Suppe distanzieren

Dänische Supermarktkette will sich nicht von DDR-Nostalgie-Suppe distanzieren

Salling will sich nicht von DDR-Nostalgie-Suppe distanzieren

dpa/nb/cvt
Apenrade/Aarhus/Berlin
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Die DDR-Nostalgie-Suppe sorgt für Aufregung Foto: Privat

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In seinen deutschen Filialen verkauft Netto eine Suppe, die sich an vergangene DDR-Zeiten anlehnt. Dies kommt nicht bei jedem gut an, doch die dänische Supermarktkette lässt mitteilen, die Soljanka (in einer Dose mit dem Staatswappen der DDR) gehöre zum Kulturerbe wie Trabis oder die Band Karat.

Mit DDR-Nostalgieprodukten im Handel wird aus Sicht der Bundesstiftung Aufarbeitung die SED-Diktatur verharmlost.

Stiftungsdirektorin Anna Kaminsky kritisierte am Dienstag die Supermarktkette Rewe. Ostdeutsche Supermärkte des Handelsriesen böten „Konserven im DDR-Dekor samt Hammer und Zirkel“ an. Erhältlich sind solche Produkte von Soljanka bis Jagdwurst auch in spezialisierten Online-Shops, bei Verkaufsmessen und auf großen Online-Marktplätzen. 

Salling zieht Vergleich mit Karat und Trabi

Die Dose wurde auch in einem Markt der dänischen Netto-Kette in Deutschland von einer Leserin gesehen, die sich über die Verharmlosung der DDR-Diktatur empörte.

Auf Anfrage teilt Netto-Betreiber Salling Group aus Aarhus gegenüber dem „Nordschleswiger“ mit, dass das Produkt von Zeit zu Zeit auch in den Geschäften der Unternehmensgruppe angeboten würde. Es handele sich dabei „nicht um ein politisches Statement, sondern um einen Teil des ostdeutschen Erbes“. Zu diesem gehörten neben „der Musik (Karat) und den Autos (Trabi) auch Gerichte für den Mittagstisch, die es dort gab, und als genau dies betrachten wir es.“

SED-Unrecht nicht verharmlosen

Dem hingegen betonte Kaminsky, es müsse zum erinnerungskulturellen Konsens des vereinten Deutschlands gehören, das Unrecht der kommunistischen Diktatur nicht zu verharmlosen und der Opfer des SED-Regimes würdevoll zu gedenken. 

Rewe verwies in einer Stellungnahme auf die Hersteller der Konserven und erklärte, die Läden führten die Produkte auf Wunsch der Kundschaft. In den ostdeutschen Bundesländern sei die Nachfrage nach Produkten und Rezepturen aus der Vorwendezeit nach wie vor ausgeprägt. 

Die Bundesstiftung Aufarbeitung arbeitet die Geschichte der SED-Diktatur auf und hat den Auftrag, den Prozess der Deutschen Einheit zu begleiten. Kaminsky erinnerte daran, dass das DDR-Staatswappen mit Hammer und Zirkel im Ährenkranz das Symbol der SED-Diktatur sei.

Foto: Privat
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