Landwirtschaft

„Jedes tote Ferkel ist eins zu viel“

„Jedes tote Ferkel ist eins zu viel“

„Jedes tote Ferkel ist eins zu viel“

Ritzau/hm/swa
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Die Todesrate bei Ferkeln ist 2017 und 2018 wieder angestiegen Foto: Camilla Rønde/Ritzau Scanpix

Viele neugeborene Ferkel überleben die ersten Tage nicht. Die Verlustrate ist wieder angestiegen. Der Minister fordert eine Trendwende, der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig sieht keine schnellen Lösungen in Sicht.

2018 sind 22,5 Prozent der Ferkel im Land kurz nach der Geburt gestorben. Das teilte das landwirtschaftliche Wissenszentrum Seges mit.

Bei einem Bestand von 12,8 Millionen Schweinen im Land starben somit im vergangenen Jahr Tausende von Ferkeln.

„Die Verlustrate ist nie zufriedenstellend und nie niedrig genug. Für den Landwirt ist jedes tote Ferkel eins zu viel“, sagt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN), Jørgen Popp Petersen. 

Seges vermutet, dass der warme Sommer des vergangenen Jahres nicht nur zu mehr toten Ferkeln, sondern auch zu mehr toten Sauen geführt hat. Fest steht: Zwischen 2009 und 2016 hatte die Sterblichkeitsrate bei Ferkeln Jahr für Jahr abgenommen.

„Generell ging es in der übergeordneten Statistik in die richtige Richtung“, sagt der LHN-Vorsitzende mit Blick auf die Zahlen bis 2016. Doch die Sterblichkeit bei Ferkeln sei nicht „einfach so“ zu beseitigen oder zu regulieren, Krankheiten kämen beispielsweise oft intervallmäßig. „Wie bei Menschen auch: in einem Jahr gibt es besonders viele schwere Grippefälle, in anderen Jahren geht es besser“, so Popp Petersen.

Tod durch Erdrücken

Einer der häufigsten Gründe neben Krankheiten – Durchfall ist eines der großen Probleme – ist Tod durch Erdrücken durch die Muttersau. Hier sei die konventionelle Schweineproduktion gegenüber der ökologischen im Vorteil.

„Freiland- oder Bio-Schweinezüchtern haben höhere Verluste“, so der LHN-Vorsitzende.

Der Grund: in der konventionellen Schweinezucht wird die Muttersau für eine gewisse Zeit in einem Stand fixiert, damit möglichst wenig Ferkel zu Schaden kommen.

Dass Ferkel sterben, läge aber auch in der Natur der Sache. „Generell muss man sagen, dass Schweine von Natur aus eine große Reproduktionsrate haben – weil eine hohe Verlustrate besteht, auch in freier Natur.“

Nahrungsmittelminister Mogens Jensen (Soz.) nennt die aktuelle negative Entwicklung „besorgniserregend“ und „nicht zufriedenstellend“.

Der Minister teilte mit, er wolle nicht dabei zuschauen, wie die Dinge in die verkehrte Richtung laufen und wolle daher auch konkrete Maßnahmen nichts ausschließen.

Jedes lebende Ferkel bringt Geld

Aus Sicht des  LHN-Vorsitzenden gibt es aber keine „schnellen Lösungen“. „Jeder einzelne Landwirt versucht ja schon, so wenig Ferkel wie möglich zu verlieren. Wir arbeiten an Sauberkeit und Desinfektion im Stall und mit Impfungen. Wir bemühen uns und das gilt für jeden einzelnen Mitarbeiter. Denn jedes tote Ferkel kostet Geld. Jedes lebende Ferkel bringt Geld.“

Laut der Zeitung „LandbrugsAvisen“ ist es Ziel der Schweinezüchter, unter eine Sterblichkeitsrate von 20 Prozent zu kommen, doch ist 2018 die Sterblichkeit neugeborener Ferkel das zweite Jahr in Folge gestiegen.

Die dänische Tierschutzorganisation „Dyrens Beskyttelse“ sieht einen Zusammenhang zwischen der Sterblichkeit und einer intensiven Schweineproduktion. Sauen sollten einfach nicht so viele Ferkel bekommen, dies sei das beste Werkzeug gegen die hohe Sterblichkeit, so „Dyrens Beskyttelse“.

Mehr lesen

Deutsche Minderheit

HAG-Tagung: Klimawandel verlangt praktisches Handeln

Sankelmark Fachleute aus dem deutsch-dänischen Grenzland zeigten bei der Jahrestagung der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig in Sankelmark Auswege angesichts steigender Temperaturen, zunehmender Niederschläge und erhöhtem Meeresspiegels auf. Tonderns Bürgermeister Jørgen Popp Petersen diskutierte mit dem Geschäftsführer des Entwässerungsverbandes in Südtondern, Thies Horn, über künftige Strategien in den Marschen.