Umwelt

LHN zu Stickstoff in der Förde: „Wir beraten nach den Richtlinien“

LHN zu Stickstoff in der Förde: „Wir beraten nach den Richtlinien“

LHN: „Wir beraten nach den Richtlinien“

Tingleff/Sonderburg
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Der Kleine Belt an der Ostküste Alsens leidet in Tiefenbereichen häufig unter Sauerstoffmangel (Archivbild). Foto: Volker Heesch

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Die Flensburger Förde leidet unter Sauerstoffmangel. Umweltorganisationen fordern, den Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft zu minimieren. Hans Henrik Post vom Landwirtschaftliche Hauptverein für Nordschleswig sieht auch in anderen Bereichen Handlungsbedarf.

Die biologische Vielfalt in der Flensburger Förde ist laut dem Sonderburger Biologen Bo Mammen Kruse verschwunden. Er fordert deshalb politische Maßnahmen, um die Stickstoffbelastung durch die Landwirtschaft zu verringern.

Abteilungsleiter Hans Henrik Post vom Landwirtschaftlichen Hauptverein für Nordschleswig (LHN) betont, dass die Landwirtinnen und Landwirte nur so viel düngen, wie die Pflanzen brauchen. „Wir beraten unsere Mitglieder nach den Richtlinien, die die Umweltbehörde und die Landwirtschaftsbehörde herausgegeben haben“, so Post. „Es ist leicht, die Landwirtinnen und Landwirte verantwortlich zu machen, von uns gibt es nicht mehr so viele.“

Laut LHN-Chef gibt es für den Stickstoffgehalt in der Förde noch andere Ursachen: „Die Kläranlagen laufen über. Die Kommune Sonderburg weiß, dass das ein Problem ist und will dagegen etwas tun.“

Neue Kläranlage soll Stickstoff einsparen

In Sonderburg steht eine neue Kläranlage schon seit einigen Jahren auf der Agenda. Die Versorgungsgesellschaft Sønderborg Forsyning plant drei der fünf Kläranlagen der Kommune zu schließen und stattdessen eine große zu bauen. Dadurch könnten 14 Tonnen Stickstoff und 1,5 Tonnen Phosphor pro Jahr eingespart werden, heißt es in einer Mitteilung der Versorgungsgesellschaft. 

Wann es diese Kläranlage geben soll, steht allerdings bisher nicht fest. Kirsten Bachmann, Vorsitzende des Ausschusses für Technik, Stadt und Wohnen der Kommune Sonderburg, erklärte auf Anfrage, dass das Projekt dieses oder nächstes Jahr im Budget eingeplant werden soll. „Wir wollen gerne Verantwortung dafür übernehmen, dass keine weiteren Schadstoffe in die Umwelt gelangen“, so die Politikerin der Schleswigschen Partei. Die alten Kläranlagen seien nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik und müssten deshalb ausgetauscht werden.

Nicht nur lokales Handeln erforderlich

Flemming Gertz, Chefkonsulent bei Seges Innovation, ein Forschungsunternehmen für Landwirtschaft und Ernährung, sieht ebenfalls Handlungsbedarf.  2021 hat das Unternehmen einen Bericht zur Meeresumwelt in der Alsener und Augustenburger Förde erstellt. Aus seiner Sicht ist das Problem komplex und kann nicht ausschließlich auf lokaler Ebene gelöst werden. 

„Das große Problem in der Flensburger Förde und im Gewässer rund um Alsen ist der Sauerstoffmangel.“ Und dieser könne nicht lokal bekämpft werden, da die Förden sehr tief sind und Teil eines größeren Gewässers. Es sei internationales Handeln erforderlich. Richtlinien für die Landwirtschaft und neue Kläranlagen könnten allerdings einen Teil zur Verbesserung beitragen, den Sauerstoffmangel aber nicht lösen.

Sauerstoffschwund entsteht, wenn Stickstoff und Phosphor ins Wasser gelangen. Dies führt dazu, dass Algen stark wachsen. Wenn diese dann am Meeresboden verfaulen, verbraucht der Prozess Sauerstoff. 

Überdüngung als Ursache für Sauerstoffschwund

Laut einem Bericht des Nationalen Umwelt- und Energiezentrums aus dem vergangenen Jahr ist die Überdüngung der Meere die Hauptursache für den Sauerstoffschwund. Nach Berechnungen von dänischen Expertinnen und Experten kommen zwischen 60 und 70 Prozent des Stickstoffeintrages in die dänischen Gewässer aus der Landwirtschaft. Während der Eintrag aus dem Ausland in den offenen Gewässern eine Rolle spielt, habe er in den Förden und Binnengewässern kaum Bedeutung.

Ein internationales Expertenteam hat die Berechnungen der dänischen Forscherinnen und Forscher überprüft. Es kommt zu dem Ergebnis, sie seien „exemplarisch“ und bestätigt, dass der Eintrag von Stickstoff in Dänemark zehn Jahre lang nicht gesunken ist.

Der Landwirtschaftsverband „Landbrug og Fødevarer“ sieht sich dagegen durch den internationalen Expertenbericht darin bestätigt, dass auch der Eintrag aus dem Ausland und der von den Kläranlagen eine Rolle spielen.

Stilllegung von landwirtschaftlichen Flächen

Die Absprache zu einer klimafreundlicheren Landwirtschaft, auf die sich die Regierung mit einer Reihe von Verbänden und Organisationen geeinigt hat, soll auch den Eintrag von Stickstoff mindern. Dies geschieht, indem landwirtschaftliche Flächen von der Größe Nordschleswigs in Wald oder andere Naturflächen umgewandelt werden. 

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