Deutsch-dänisch

Stefan Reinel erfüllt sich den Traum von zweisprachiger Kanzlei

Stefan Reinel erfüllt sich den Traum von zweisprachiger Kanzlei

Stefan Reinel erfüllt sich Traum von zweisprachiger Kanzlei

Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Ein Teil des Teams in der deutsch-dänischen Kanzlei: Nathalie Hauser, Marius Pliess Larsen, Strefan Reinel und Micelle Vigand Hegner. Foto: Walter Turnowsky

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Der Anwalt aus Nordschleswig, hat die Zweisprachigkeit zu seinem Berufsweg gemacht. Jetzt hat er seine eigene Kanzlei gegründet, in der sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenfalls Deutsch wie Dänisch sprechen.

Marius Pliess Larsen hat kürzlich sein Jurastudium abgeschlossen. Jetzt suchte er nach einer Stelle als Anwaltsanwärter (advokatfuldmægtig). Da fügte es sich glücklich, dass der Nordschleswiger Stefan Reinel am 1. September die Kanzlei Advores gegründet hatte.

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich in Kopenhagen einen Arbeitsplatz finden kann, an dem ich sämtliche meiner Interessen vereinen kann“, erzählt Pliess Larsen, der gerne Strafrecht praktizieren möchte.

Marius' perfekte Kombination

Der junge Kopenhagener hat einen deutschen Elternteil und hat die deutsche Sankt Petri Schule besucht. Er war auf einer Rechtsliste auf Reinels Namen gestoßen, ein Name, der ihm von Sankt Petri äußerst vertraut war, denn der Anwalt war lange Jahre im Schulvorstand. Also schickte Pliess Larsen ihm eine Mail.

„Ich mag Kopenhagen sehr gerne und kann mir fast nicht vorstellen, woanders zu leben. Strafrecht ist mein Ding – und Strafrecht mit Deutsch in Kopenhagen zu kombinieren, ist für mich einfach ideal“, so Pliess Larsen.

Stefans Traum

Nun ist Strafrecht bei Weitem nicht der einzige Fachbereich, den Advores betreut, aber eben auch. Denn auch deutschsprachige Menschen geraten ab und zu in Dänemark in einen Konflikt mit dem Gesetz. Die Spezialisierung der Kanzlei ist vielmehr die Zweisprachigkeit. Für Stefan Reinel ein lang gehegter Traum.

„Wenn man wie ich aus Nordschleswig kommt und im Zweikulturellen aufgewachsen ist, dann will man das sehr gerne auch arbeitsmäßig umsetzen. Man kann hier das leben, was in einem ist, nämlich das Deutsch-Dänische, und man kann es sinnvoll einsetzen“, so der Firmengründer.

Stefan Reinel - Lebenslauf

  • Geboren 1960 in Bochum
  • 1972 bis 1975 Besuch der Deutschen Schule Hadersleben
  • 1975 bis 1978 Deutsches Gymnasium für Nordschleswig
  • 1978 bis 1983 Jurastudium an der Universität Aarhus
  • 1987 bis 1988 Studium an der juristischen Fakultät der Christian Albrechts Universität, Kiel
  • 1994 Eignungsprüfung zur Zulassung als Rechtsanwalt in der Bundesrepublik Deutschland
  • Fachbereiche: Internationales Wirtschaftsrecht und Strafrecht
  • Seit 1990 Partner in dänischen Kanzleien. Zuletzt in Njord Law Firm
  • Gründung der deutsch-dänischen Kanzlei Advores

Er war bis vor Kurzem Partner bei der Kanzlei Njord und bereits dort der Mann für das Zweisprachige. Außer dem Büro in Kopenhagen hat Advores eines in Hamburg und einen Mitarbeiter in Flensburg. Für alle 28 gilt, dass sie sich im Deutschen wie im Dänischen auskennen.

War Reinel bei Njord der Mann für das Zweisprachige, so war Micelle Vigand Hegner die Frau dafür. Die beiden sind ein so eingespieltes Team, dass sie häufig seine Sätze ergänzt. Kaum überraschend also, dass sie ihm in die neue Kanzlei gefolgt ist. Gefolgt sind auch Vigand Hegners Mandanten – in ihrem Fall vornehmlich Firmen aus dem deutschsprachigen Raum.

„Ich habe sie einfach gefragt: ‚Wollt ihr mit oder wollt ihr nicht mit?‘ Und die meisten haben ‚natürlich‘ geantwortet“, sagt sie.

Micelle gutes Gehör

Die Antwort hängt neben dem gewachsenen Vertrauen auch mit den besonderen Voraussetzungen zusammen, die die Anwältin mitbringt. Sie ist Dänin, wohnte in der Kindheit und Jugend jedoch drei Jahre in Deutschland und zwei in der Schweiz. Die Eltern legten Wert darauf, dass sie sich integrieren sollte und schickten sie in die lokalen Schulen.

Dadurch hat sie ein Gespür dafür etnwickielt, dass Dänisch nicht gleich Deutsch ist – nicht nur was die Sprache anbelangt, .

„Da habe ich gespürt, was der kulturelle Unterschied bedeutet und wie man mit Leuten kommuniziert. Das habe ich natürlich mitgenommen und wende es auch in meiner Beratung an“, erklärt Vigand Hegner.

Stefan Reinel und Micelle Vigand Hegener sind bereits seit geraumer Zeit ein gut eingespieltes Team. Foto: Walter Turnowsky

Dies fängt damit an, wie man einander anspricht. Das alltägliche dänische „Du“ funktioniert professionellen Zusammenhängen in Deutschland ebenso schlecht, wie das deutsche „Sie“ in Dänemark. Und wie die Anwältin weiß: Je weiter südlich, umso wichtiger ist es, die Form zu wahren.

„Wenn man es ordentlich macht, dann fühlen die meisten Mandanten sich auch wohl“, erläutert sie und wirft daher vor dem ersten Kontakt schon mal einen Blick auf die Landkarte.

Die zahlreichen Unterschiede

So sind die deutsch-dänischen Anwältinnen und Anwälte laufend am Übersetzen; Übersetzen von unterschiedlichem Recht, unterschiedlicher Kultur und unterschiedlichen Umgangsformen sowie unterschiedlicher Verwaltung. Der meisten Mandantinnen und Mandanten sind Deutsche, die in Dänemark über Wirtschaftsfragen beraten werden wollen.  

Als ich hierherkam, habe ich erst wieder richtig gemerkt, was das Zweikulturelle eigentlich für mich bedeutet – auch vom Herzen her. Ich habe mich gleich wohlgefühlt.

Nathalie Hauser, Jurastudierende

„Was man da macht, ist nicht nur, dass man erklärt, wie man in Dänemark zum Beispiel eine Gesellschaft gründet: Da braucht man keinen Notar, sondern das macht man online. Man erklärt ihnen auch, dass es Unterschiede zu Deutschland gibt und auch, warum es diese Unterschiede gibt“, erläutert Reinel.

Nathalies Erkenntnis

Die Benjamine im Bunde ist Nathalie Hauser: Sie hat soeben das Jurastudium begonnen. Sie hat wie Marius Pliess Larsen deutsch-dänischen Hintergrund und die Petri Schule besucht. Nachdem sie die Schule verlassen hat, hat sie sich jedoch in dänischen Kreisen bewegt – das Deutsche trat in den Hintergrund. Der Studentenjob bei Advores änderte das. 

„Als ich hierherkam, habe ich erst wieder richtig gemerkt, was das Zweikulturelle eigentlich für mich bedeutet – auch vom Herzen her. Ich habe mich gleich wohlgefühlt habe“, meint sie.

Die Kanzlei ist vorläufig im ebenfalls neu gegründeten „Females Founders House“ unweit des königlichen Schlosses Amalienborg untergekommen, obwohl sich Stefan Reinel, wie er lachend bemerkt, bezüglich des „Female“ nicht so richtig qualifiziert ist. Jeweils zu viert teilen sie sich ein Büro: Eine neue Erfahrung für den Chef.

Über die Schreibtische hinweg wird laufend zwischen Deutsch und Dänisch gewechselt – und wie jede Nordschleswigerin und Nordschleswiger es kennt, auch gerne mal mitten im Satz. Auch im Interview heißt es da schon mal, man sei „im dänischen System eingeslust gewesen“.

„Es ist mir hier klar geworden, wie groß ein Teil das Kulturelle in einem ist“, so Hauser.

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Kommentar

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