Vestas-Anlage in Østerild

Windrad-Teile rollen mit 3 km/h durch Nordjütland

Windrad-Teile rollen mit 3 km/h durch Nordjütland

Windrad-Teile rollen mit 3 km/h durch Nordjütland

shz.de/Götz Bonsen
Hanstholm
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Wie ein mobiler Aussichtsturm: Der Fuß der Anlage rollt. Foto: imago images/Ritzau Scanpix

28 Meter hoch, 8 Meter breit, Hunderte Tonnen schwer: Für den Spediteur ist es die schwierigste Herausforderung.

Während die Stimmung in der deutschen Windbranche durch neue Mindestabstände, den Offshore-Ausbaudeckel und die Senvion-Insolvenz im Keller ist, schreitet die Entwicklung in Dänemark voran. Es ist eine Zukunftsfrage, wie man die Komponenten für die kommenden 10-Megawatt-Anlagen an ihren Bestimmungsort bringt. In Nordjütland hat man darauf eine Antwort gegeben.
Die Einzelteile der Vestas-Anlage kommen nur langsam voran. Foto: imago images/Ritzau Scanpix
Wenige Wochen nach dem spektakulären Umzug des Leuchtturms Rubjerg Knude wurden die gigantischen Teile für eine über 200 Meter hohe Windkraftanlage des Herstellers Vestas vom Hanstholmer Hafen zum 22 Kilometer entfernten Windkraftanlagentestfeld in Østerild gebracht. Mit einer Geschwindigkeit von drei bis maximal sechs Kilometern pro Stunde füllte der Konvoi einen ganzen Arbeitstag.

Das ist der größte und schwerste Transport, den ich in meinen 20 Jahren in diesem Beruf mitgemacht habe.

Spediteur Gert Overgaard Madsen

 

Größte Warentransport in Dänemark

Das stehend auf einem elf-achsigen Trailer, durch die Landschaft schwebende untere Turmsegment der Vestas-Testanlage setzte sich am Montag um 8.30 Uhr in Bewegung. Es ist sogar fünf Meter höher als der jüngst auf „Rollschuhe“ versetzte Leuchtturm. An einer Kreuzung musste das Gefährt am Nachmittag eine asphaltierte Verkehrsinsel überrollen. Liegend hätte man den Windkraft-Koloss mit einem Gewicht von 275 Tonnen gar nicht ans Ziel bringen können.

„Das ist der größte und schwerste Transport, den ich in meinen 20 Jahren in diesem Beruf mitgemacht habe“, sagt Spediteur Gert Overgaard Madsen. Insgesamt war es wohl der größte Warentransport auf dänischem Boden überhaupt, der für einen Tag den Verkehr entlang der Route für viele Stunden lahmgelegt hat. Um den Transport dieser Teile überhaupt möglich zu machen, sei eine monatelange Vorbereitung vonnöten gewesen, erzählt Overgaard Madsen von der zuständigen Transportfirma Torben Rafn A/S dem Dänischen Rundfunk.
 

„Ein Spielzeug für große Kinder“

Viel Zeit habe man zunächst damit verbracht, die geeignete Fahrzeugtechnik und Straßenabschnitte mit der nötigen Breite zu finden, erzählt der Spediteur. Geschlafen hätten er und sein Team in den vergangenen Tagen eher wenig, weil sich trotz minutiöser Planung im Kopf immer wieder leichte Zweifel auftaten. Letztlich sei es aber „ein Spielzeug für große Kinder“.

Die mit 400 Tonnen Gewicht schwerste Komponente wird auf einem Anhänger mit 16 Achsen ins Ziel gezogen: Es ist die acht Meter breite Kanzel, der Kopf der künftigen Anlage, die letztlich für den Offshore-Einsatz konzipiert ist.

Bei dem Transport der Anlage ist kein Durchkommen für andere Verkehrsteilnehmer. Foto: imago images/Ritzau Scanpix
Beide Transporte nahmen die volle Fahrbahnbreite in Beschlag. Weil die Polizei einen Sicherheitsabstand von 50 Metern angeordnet hatte und es ohnehin keine Überholmöglichkeit gab, wurden die Straßen gleich ganz gesperrt, zum Teil bis in die Dunkelheit. Mitglieder der dänischen Heimwehr begleiteten den Konvoi und wiesen die Anwohner entlang der Strecke rechtzeitig auf die Annäherung der Schwerlast hin. Sie mussten aus Sicherheitsgründen und zur Wahrung des Sicherheitsabstands ihre Häuser verlassen.
Mit Offshore-Anlagen wie der V164-10.0 will Vestas die 10-Megawatt-Grenze sprengen. Foto: imago images/Ritzau Scanpix
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