Psychische Erkrankungen

ADHS und Autismus tritt vermehrt bei Kindern und Jugendlichen auf

ADHS und Autismus tritt vermehrt bei Kindern und Jugendlichen auf

ADHS und Autismus vermehrt bei Kindern und Jugendlichen

Nina Stein
Nina Stein
Dänemark
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In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Diagnosen für psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen gestiegen. Foto: Ólafur Steinar Gestsson/Ritzau Scanpix

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Psychische Erkrankungen häufen sich bei Personen unter 18 Jahren. Dies zeigen Zahlen des dänischen Innen- und Gesundheitsministeriums. Insbesondere die Krankheiten ADHS und Autismus nehmen einen großen Anteil ein: Sie machen etwa zwei von drei Diagnosen aus.

In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit psychiatrischen Diagnosen von 54.130 auf 73.220 und damit um 39 Prozent gestiegen. Dies berichtet das „Kristeligt Dagblad“ auf Grundlage eines Berichts der Benchmarking-Abteilung des dänischen Innen- und Gesundheitsministeriums.

Besonders deutlich ist der Anstieg bei Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) und Autismus. Während im Jahr 2013 noch 1,3 Prozent der Personen unter 18 Jahren die Diagnose ADHS erhalten haben, sind es zehn Jahre später 2,4 Prozent. Bei Autismus hätten sich die Zahlen sogar von 0,9 Prozent auf 2 Prozent mehr als verdoppelt.

„Eine psychiatrische Diagnose für das eigene Kind kann der Schlüssel zur Hilfe sein“, schreibt Bedre Psykiatri. Der Verein hilft Angehörigen von Menschen mit psychiatrischen Diagnosen, darunter auch Eltern.

Jane Alrø Sørensen, Generalsekretärin von Bedre Psykiatri, zeigt sich von den Zahlen nicht überrascht. „Noch nie haben sich so viele verzweifelte Eltern an unseren Beratungsdienst gewandt, um Hilfe bei der Aufnahme eines Dialogs mit der Psychiatrie zu erhalten – um Hilfe für ihre Kinder zu bekommen.“ Laut Alrø Sørensen hängt dies möglicherweise damit zusammen, dass eine Diagnose oft der einzige Weg für Eltern ist, um konkrete Hilfe zu bekommen.

Regierung tut zu wenig

„Wir sollten im Idealfall helfen können, bevor es zu einer diagnosepflichtigen Erkrankung kommt“, sagt indes der Sprecher für Gesundheit und Psychiatrie von Enhedslisten, Peder Hvelplund. Er wirft der Regierung vor, nicht ausreichend in die Psychiatrie zu investieren. „Es ist notwendig, dass die Regierung handelt und konkrete Mittel bereitstellt, damit wir mit der Umsetzung beginnen können.“ Daher schlägt er vor, in ein Angebot zu investieren, um eine frühzeitige Hilfeleistung zu gewährleisten. Die Zahlen würden zeigen, dass die Situation dringend sei.

Auch Søren Dalsgaard, Lehrstuhlinhaber und leitender Arzt am Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Hauptstadtregion für Psychiatrie, kritisiert die aktuelle Lage: „Wenn Menschen in ihrer Kindheit nicht untersucht werden, ist es wahrscheinlicher, dass sie später im Leben Probleme haben.“ So hätten schwedische und norwegische Studien ergeben, dass rund die Hälfte der Insassen in Gefängnissen die Kriterien für ADHS erfüllen würden.

 

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