Raubkunst

Berühmtes Kirchner-Bild wird jetzt in Kopenhagen gezeigt

Berühmtes Kirchner-Bild wird jetzt in Kopenhagen gezeigt

Berühmtes Kirchner-Bild wird jetzt in Kopenhagen gezeigt

DT
Kopenhagen
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Kirchner malte sein berühmtes Bild 1915 nach einer kurzen Einberufung in den Krieg. Foto: Statens Museum for Kunst, Kopenhagen

Eines der Hauptwerke des Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner von 1915 wird zurzeit als Leihgabe im Statens Museum for Kunst gezeigt. 2021 ist eine große Kirchner- und Nolde-Ausstellung geplant.

Ein berühmtes Bild mit einer bewegten Geschichte wird seit dem 30. März im staatlichen Kunstmuseum, Statens Museum for Kunst, in Kopenhagen gezeigt. Es handelt sich um Ernst Ludwig Kirchners Bild „Das Soldatenbad“, eines der Hauptwerke des deutschen Expressionisten von 1915.

Kirchner wurde 1880 in Aschaffenburg geboren und starb am 15. Juni 1938 bei Davos in der Schweiz. Seine künstlerische Karriere war in vollem Gange, als der Erste Weltkrieg ausbrach. Kirchner meldete sich freiwillig, doch aufgrund eines psychischen Zusammenbruches wurde er schon wenige Monate nach seinem Dienstantritt auf Heimaturlaub geschickt.

„Das Soldatenbad“ erstellt er bereits kurze Zeit nach seiner Heimkehr. Es zeigt ausgemergelte Soldaten, die in einem Duschraum zusammengepfercht nackt und mit schwarzen, leeren Augen duschen.

Assoziationen zu den späteren Gaskammern der Nationalsozialisten kommen auf, doch zu Unrecht: Hier ist tatsächlich von einem Bad, wenn auch unter extremen Bedingungen, die Rede.

Bereits 1917 siedelte Kirchner nach Davos in die Schweiz um, wo er bis zu seinem Tod erkrankt lebte.

Die Nationalsozialisten gruppierten Kirchners Werke 1937 als „entartete Kunst“ ein und entfernten fast 800 seiner Bilder und Grafiken aus deutschen Museen.

Als Beutekunst auf dem Weg in die USA

„Das Soldatenbad“ wurde 1919 rechtmäßig von dem deutschen Kunsthändler jüdischer Herkunft Alfred Flechtheim erworben. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 flüchtete Flechtheim nach London.

„Das Soldatenbad“ blieb auf der Flucht zurück und wurde damit nach aktueller Rechtslage „Raubkunst“ für die Nationalsozialisten.

Es wurde von Kurt Feldhäuser, einem Mitglied der NSDAP, gekauft, und ging nach dessen Tod 1945 zusammen mit seiner gesamten Sammlung an seine Mutter über, die es in die USA überführte.

Der weitere Weg des Werkes führte durch eine Schenkung ins Museum of Modern Art und dann ins Guggenheim-Museum in New York.

Zurück zur Eigentümer-Familie – und nach Norwegen

Nach umfangreichen Untersuchungen zur Herkunft wurde das Bild dann tatsächlich zur ursprünglichen Käufer-Familie, den Nachkommen von Alfred Flechtheim, zurückgeführt.

Dies geschah erst im vergangenen Jahr, 2018. Im Herbst 2018 wurde das Bild auf einer Auktion von der norwegischen Sparkassenstiftung „für einen dreistelligen Millionen-Betrag“ (Kronen) ersteigert, schreibt Statens Museum for Kunst in Kopenhagen.

Zurzeit kein Platz in Oslo

Während das Nationalmuseum in Oslo stolz auf die Anschaffung ist, die eine gute Tradition als „i-Tüpfelchen“ der Sammlung deutscher Expressionisten fortsetze, kann das Werk wegen eines Umbaus zurzeit in Oslo überhaupt nicht gezeigt werden.

„Solange der Umbau des Nationalmuseums im Gange ist, wird es an Statens Museum for Kunst ausgeliehen“, so das Museum in Kopenhagen.

Zumindest bis zum nächsten Jahr soll „Das Soldatenbad“ in Kopenhagen bleiben.

Für 2021 (Januar bis März) ist dann zusätzlich eine große Sonderausstellung mit Werken Kirchners und Emil Noldes geplant.

„Kirchners Werk ,Das Soldatenbad‘ ist der Auftakt zu dieser Ausstellung“, so das staatliche Kunstmuseum in Kopenhagen.

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