Porträt

Frederik, der Willensstarke

Frederik, der Willensstarke

Frederik, der Willensstarke

Apenrade/Kopenhagen
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Über die Jahre hat Frederik sich in seine Rolle gefunden (Archivbild). Foto: Kongehuset/Ritzau Scanpix

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Nach 52 Jahren unter einer Monarchin hat Dänemark ab dem 14. Januar mit Frederik wieder einen König. Wie er sich mit seinem Werdegang selbst herausforderte, sich im Laufe der Jahre mit seiner Rolle anfreundete und was sein Vater vor dessen Tod von Frederik als Thronfolger hielt. Dies ist Teil 2 des Porträts.

Am 6. April 1989 arrangiert der Radiosender „P3“ eine Art Volksabstimmung für seine vielen jungen Zuhörenden. Es gilt, zu beantworten, welchen der beiden Prinzen man sich als Thronfolger wünscht. Trotz der ungünstigen Nachrichten über seine Person ist Frederik beliebt: Er erhält 57,9 Prozent der Stimmen von insgesamt 45.000 Teilnehmenden. Sein Beliebtheitswert wird sich von diesem Zeitpunkt an weiter steigern, und er wird die Menschen von seiner einnehmenden Art, seiner Neugier, Neues auszuprobieren und von seiner Willensstärke überzeugen.

Der „neue“ Frederik

Durch die Jahre beim Militär wird Frederik zum Langstreckenläufer. Und so entsteht der Traum, einen Marathon zu absolvieren. Gleichzeitig soll es ein Zeichen an die Menschen und für sich selbst sein, dass er etwas aus eigener Kraft und mithilfe seiner Willensstärke erreichen kann, ohne dass seine Herkunft irgendeine Rolle dabei spielt.

Diese Liebe zur körperlichen Entfaltung wird Frederik von nun an stetig begleiten – beruflich wie privat. Die Öffentlichkeit nimmt die Entwicklung seiner Person in dieser Zeit wahr – und der vorherrschende, zweifelnde Blick auf Frederik verändert sich. Man erkennt einen motivierten, willensstarken jungen Kronprinzen, der seine Zweifel und Unsicherheiten hinter sich gelassen zu haben scheint.

Kronprinz Frederik mit Großmutter Königin Ingrid (Archivfoto) Foto: dpa

Da Königin Margrethe den Thron bereits als 31-Jährige besteigt, ist Kronprinz Frederik bis heute der Thronfolger, welcher am längsten auf die Übernahme der Monarchenrolle warten musste. Für Frederik seien die vergangenen Jahrzehnte allerdings wichtig gewesen, um sich dahingehend zu entwickeln, selbstbewusst in die Rolle des Königs schlüpfen zu können. So liest es sich in dem Buch „Under Bjælken – Et portræt af Kronprins Frederik“ von Jens Andersen.

Verschiedene Lebensabschnitte seien hierfür prägend gewesen. Insbesondere jene, in denen Frederik sich beweisen konnte, in denen er für etwas Anerkennung erlangte, das er aus eigener Kraft und Willensstärke heraus, ohne die Vorteile seines besonderen Hintergrunds, geleistet hatte  – eben genau wie jeder andere auch. Oft seien diese Lebensabschnitte Wendepunkte im Leben des Kronprinzen gewesen.

Frederik alias Pingo

Hier sei insbesondere seine Ausbildung zum Marinetaucher (frømand) erwähnt, die Frederik von 1995 bis 1998 absolviert. In den drei Jahren wird er Teil einer Elitetruppe, die sich während der Ausbildung härtesten körperlichen und mentalen Übungen stellen muss. Dank seiner hohen physischen und psychischen Belastbarkeit sowie seiner enormen Willensstärke besteht er die überaus anspruchsvollen Aufnahmetests, die er ohne jeden Goodwill absolviert – was böse Zungen zu bezweifeln wagen. Die Übungen im Wasser stellen sich als „Pingos” (jedes Mitglied dieser Einheit bekommt einen eigenen Spitznamen) stärkste Seite heraus. Er selbst erzählt von einem Gefühl von Frieden und Freiheit, das sich in dem kühlen, nassen Element in ihm ausbreitet. Angeblich erhielt Frederik den Spitznamen Pingo, weil sein Taucheranzug einmal ein Loch hatte und sich mit Wasser füllte, sodass er beim Gehen wie ein Pinguin aussah.

Der Akademiker

Wie bei dieser militärischen Ausbildung ist es Kronprinz Frederik auch bei seinem vorangegangenen Studium in Aarhus und Harvard wichtig, unter denselben Bedingungen zu lernen wie alle anderen. 1989 immatrikuliert sich Frederik an der Universität in Aarhus und entschließt sich recht bald dafür, auf das sogenannte „Margrethe-pakke“ (ein individuell zusammengestelltes Studium, das die Belegung verschiedener, relevanter Kurse vorsieht) zu verzichten. Stattdessen entscheidet er sich dafür, den Studiengang zum Master in Politikwissenschaften (Cand.scient.pol.) komplett durchzuziehen – auf dem ganz normalen, vorgesehenen Weg. Damit ist Frederik der erste Thronfolger, der einen kompletten Studiengang abschließt, wie er selbst in Andersens Buch zitiert wird. „Das war etwas, wo niemand sagen oder schreiben konnte, ich hätte mir das erkauft oder geschenkt bekommen. Deswegen ist es cool zu wissen, dass man der erste zukünftige Regent sein wird, der eine vollständige akademische Ausbildung abgeschlossen hat. Damit kann sich Prinz Charles nicht brüsten.“

Ein ereignisreiches Jahr

Nachdem er von 1998 bis 1999 als Diplomatenlehrling in der Botschaft in Paris tätig war, lockt ihn im Jahr 2000 ein noch größeres Abenteuer: Am 11. Februar 2000 startet Frederik zusammen mit fünf weiteren Männern die Expedition Sirius 2000 – eine 2.800 Kilometer lange Schlittenreise, zu Ehren von 50 Jahren Sirius-Patrouille in Nordostgrönland. Rückblickend findet Bruder Prinz Joachim folgende Worte: „Während dieser Reise ist Grönland zu einem unlöschbaren Teil der DNA meines Bruders geworden.“

Kronprinz Frederik auf der Sirius-Expedition im Jahr 2000 (Archivbild) Foto: dpa

Die Schlittenreise ist nicht die einzige große Veranstaltung für Frederik in diesem Jahr. Für ihn und seinen Bruder geht es zu den Olympischen Spielen nach Sidney. Beide freuen sich auf dieses Großereignis – nicht ahnend, welche schicksalhafte Begegnung es mit sich bringen wird. Denn hier lernt Frederik Mary kennen. Die Frau, die er am 14. Mai 2004 heiraten und welche im Oktober 2005 das erste gemeinsame Kind, Prinz Christian, zur Welt bringen wird.

Kurz nach der Heimkehr der Brüder verstirbt die geliebte Großmutter Königin Ingrid am 7. November 2000. Man munkelt, sie sei die Erste gewesen, der Frederik von seiner Begegnung mit Mary erzählte.

In diesem Jahr feiern Mary und Frederik ihren 20. Hochzeitstag. In ihrer Ehe ist es ihnen wichtig, sich gegenseitig genügend Freiraum zu lassen. Gemeinsame Leidenschaften und Hobbys, die sie verbinden – zum Beispiel Sport – haben die beiden allerdings auch. Doch obwohl sie die intensive Bewegung schätzen, bevorzugt es der mittlerweile vierfache Vater bis heute, einmal die Woche allein in der Natur zu verschwinden, um seinem Drang nach physischer Entfaltung nachzugehen. Mal läuft er, dann wieder nimmt er das Fahrrad, ein anderes Mal entscheidet er sich für die Inlineskates.

Kronprinz Frederik mit Freundin Mary Anfang der 2000er Jahre (Archivbild) Foto: dpa
Kronprinz Frederik als junger Vater mit Sohn Christian (Archivbild) Foto: dpa

König Frederik X.

Über die Jahre hat sich Frederik immer mehr gefunden – sich selbst als Individuum, aber auch den Kronprinzen in sich, der ab dem 14. Januar König Frederik X. sein wird. Prinz Henrik blickt im Buch von Andersen folgendermaßen in die Zukunft seines Sohnes: „Frederik wird einmal ein guter König sein. Ein kluger, menschlicher Regent. Er besitzt eine ausgeprägte Fähigkeit, über moralische Dinge zu urteilen. Er weiß, wann man nachgeben und wann man seinen Willen durchsetzen sollte. Außerdem hat er einen Sinn für Gerechtigkeit.“

Auch Kronprinzessin Victoria von Schweden findet Worte, die Frederik als einen Monarchen beschreiben, wie man ihn sich nur wünschen kann: „Frederik betritt einen Raum immer mit glitzernden Augen und sieht die Menschen – privat und bei offiziellen Anlässen. Es ist, als würde er einen direkt erkennen, und er ist dabei so nahbar, aufrichtig, engagiert und neugierig.“

Sollte Frederik jedoch auf seinem Weg jemals wieder an dem zweifeln, was er leisten kann, reicht ihm vielleicht ein Blick auf die Außenseite seines rechten Unterschenkels. Auf diesen hat „Pingo“ sich einen Hai tätowieren lassen – ganz in der Tradition der Marinetaucher.

Quelle: Jens Andersen: Under Bjælken – Et portræt af Kronprins Frederik. Gyldendal 2017

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